Neue EU-Regelungen Schärfere CO2-Grenzen bringen Autohersteller in Bedrängnis

Neue CO2-Grenzen der EU setzen Autohersteller unter Druck Quelle: imago images

Die EU plant, den Autoherstellern noch strengere Vorgaben für den CO2-Ausstoß ihrer Flotten zu machen. Deutsche Hersteller bringt das in Bedrängnis. Ändern könnte das vor allem einer: der Kunde.

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Die Nachrichten aus Brüssel dürften die Automanager von Wolfsburg, Rüsselsheim, Köln, Stuttgart und München gleichermaßen verschreckt haben. Die EU will den Autoherstellern noch striktere Vorgaben für die Reduktion von Kohlendioxid ins Lastenheft schreiben.
Eine klare Mehrheit der Umweltminister stimmte für einen Kompromissvorschlag Österreichs, der vorsieht, dass bis 2030 der Ausstoß der Neuwagenflotte um 37,5 Prozent gesenkt wird. Bis 2025 soll er bereits um 15 Prozent sinken.

Die Autolobby hatte für eine Reduktion um insgesamt 20 Prozent geworben. Gerechnet hatte sie mit den 30 Prozent, die die EU-Kommission vorgeschlagen hatte. Nun sind es nochmal 7,5 Prozentpunkte mehr.

Wer die Anforderungen nicht erfüllt, muss mit Strafzahlungen rechnen. Und die werden wohl kommen. Bereits die Grenzwerte für 2021 bereiten den deutschen Autobauern Probleme: „Man hört bei den deutschen Autoherstellern immer öfter die Meinung, dass die CO2-Vorgaben der EU für das Jahr 2020 nicht mehr geschafft werden können und dass die Hersteller dann wohl hohe Strafen an die EU zahlen müssen“, sagt Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler.

Die Entscheidung aus Brüssel zwingt die Hersteller, den Abschied vom Verbrennungsmotor zu beschleunigen, mehr E-Autos ins Portfolio aufzunehmen und die Verbrennungsmotoren so zu entwickeln, dass der CO2-Ausstoß verringert wird.

Strafen in Milliardenhöhe drohen

Da das nicht so schnell geschehen wird, haben die Unternehmen bereits berechnet, was die Überschreitung der Vorgaben kosten wird. Nun müssen sie nochmal neu kalkulieren. „So kalkuliert VW wohl eine Strafe von ein bis zwei Milliarden Euro für 2021 ein, wovon rund 500 Millionen Euro auf Audi entfallen könnten. Auf BMW und Daimler dürften Strafen von mehreren hundert Millionen Euro zukommen“, sagt Pieper.

Dieselfahrzeuge, die weniger CO2 ausstoßen, werden immer weniger gekauft. Dafür begeistern sich Kunden wie Hersteller für eher verbrauchsstarke SUV. Die Kunden wollen sie, die Hersteller verdienen gut an ihnen. „Machbar sind die Ziele durchaus, aber sie sind natürlich mit höheren Kosten verbunden. Die Automobil-Konzerne verdienen allerdings deutlich mehr an der immer weiter steigenden SUV-Nachfrage, die auch zu höheren CO2-Werten führt“, sagt Frank Schwope von der Corporate Research bei der NORD/LB.

Die Unternehmensberatung PA Consulting hat in ihrem Emmissions-Report ausgerechnet, was die Autounternehmen bis 2021 unternehmen müssten, um ihre Zahlen zu erreichen. Demnach müsste zum Beispiel BMW in Europa schon im Jahr 2021 gut 150.000 Elektroautos verkaufen. PA Consulting geht dennoch davon aus, dass BMW zwei Gramm über dem Ziel von 102,4 Gramm liegen wird. Kaum anders die Lage bei Daimler (1,4 Gramm über dem Ziel und eine mögliche Strafe von 200 Millionen Euro) oder Volkswagen, das noch im Jahr 2017 einen Flottenausstoß von 122 Gramm CO2 hatte – das Ziel liegt bei 97,7 Gramm im Jahr 2021. Und entsprechend deutlich niedriger 2030.

Dass es anders geht, zeigt Toyota. Der Hersteller wird nach Einschätzung von PA Consulting die Ziele für 2021 erreichen. Die Japaner, die mit dem Prius ein weit verbreitetes Hybridfahrzeug im Programm haben, setzen sich selbst zum Ziel, bis 2050 den CO2-Ausstoß der eigenen Flotte um 90 Prozent zu senken.

Doch für alle Autohersteller gilt: Es genügt nicht, die Flotte mit mehr Elektrofahrzeugen anzureichern. Sie müssen auch an die Kunden gebracht werden. Eine schöne Statistik nützt nichts, wenn die Fahrzeuge nicht vom Markt angenommen werden. Experten rechnen deswegen damit, dass die Hersteller, die am stärksten von den CO2-Grenzen betroffen sind, künftig massive Anstrengungen in den Vertrieb der Elektrofahrzeuge stecken werden.

Denn am Ende entscheidet vor allem einer, ob es mit dem Rückgang des CO2-Ausstoßes in Europa etwas wird: Der Autokäufer, der sich zwischen Verbrenner und Elektrofahrzeug entscheiden kann.

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