Neue Finanzchefin und Tech-Beteiligungen Continentals treibt seine neue Ausrichtung voran

 Continental findet neue Finanzchefin im eigenen Haus Quelle: dpa

Mit Katja Dürrfeld und Ariane Reinhart sitzen jetzt zwei Frauen im Conti-Vorstand. Damit treibt das Unternehmen seinen Umbau voran. Der Konzern will mit weiteren Software-Kooperationen nach vorn blicken.

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Die Managerin Katja Dürrfeld wird nach dem Abgang des langjährigen Vorstands Wolfgang Schäfer neue Finanzchefin beim Autozulieferer Continental. Damit kommt neben Ariane Reinhart, deren Vertrag verlängert wurde, eine zweite Frau auf eine Top-Position in dem Dax-Konzern aus Hannover. Dürrfeld stammt aus dem eigenen Führungskräfte-Nachwuchs und übernimmt ihre Vorstandsfunktion ab sofort, wie das Unternehmen am Dienstag bekanntgab. Sie hatte die Aufgabe übergangsweise schon auf einer Ebene darunter weitergeführt.

Die 49-Jährige ist künftig auch für übergreifende IT-Themen zuständig. Conti teilte zudem mit, das Software-Geschäft mit einer weiteren Beteiligung ausbauen zu wollen. Der Bereich spielt – ebenso wie Sensorik und das autonome Fahren – eine immer zentralere Rolle.

Schäfer war Mitte November zurückgetreten, weil es unter seiner Gesamtverantwortung in einer firmeninternen Untersuchung zum Dieselskandal „Defizite bei der andauernden Aufklärung“ gegeben haben soll. Conti hatte neben der Staatsanwaltschaft eigene Prüfungen mit Hilfe einer Wirtschaftskanzlei angestoßen. Dabei stand die Frage im Mittelpunkt, welche Rolle das Unternehmen möglicherweise bei der Entstehung von „Dieselgate“ spielte. Es gibt Vorwürfe, Mitarbeiter hätten Technik für den Großkunden Volkswagen entwickelt in dem Wissen, dass dieser sie für illegale Abgassoftware nutzen könnte.

Der Continental-Aufsichtsrat hatte schließlich in einer Sondersitzung zugestimmt, dass Schäfer sein Mandat niederlegt. Der Manager war seit 2010 in der Führungsetage der Hannoveraner und dort zuletzt auch für Controlling sowie für die Einhaltung rechtlicher Standards zuständig.

Strafverfolger haben bei der weiteren Aufarbeitung des Abgasskandals, der 2015 zuerst bei VW aufgeflogen war, bereits länger zusätzlich Conti-Ingenieure im Blick. Es kam zu mehreren Razzien. Zum aktuellen Stand des Justizverfahrens wollte sich das Unternehmen am Dienstag mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen weiterhin nicht äußern.

Continental verpasste sich gerade eine neue Konzernstruktur, in der die Entwicklung eigener Software noch einmal aufgewertet wird. Hinzu kommt nun eine Minderheitsbeteiligung an der Firma Apex.AI. Es geht dabei vor allem um ein Basis-Betriebssystem, das den Grundstein für kompliziertere Anwendungen etwa zum autonomen Fahren oder für verschiedene Sicherheits- und Assistenzfunktionen bilden kann. Beide Seiten bauen dazu eine bestehende Partnerschaft aus, zum genauen Umfang der Beteiligung machte Continental jedoch keine Angaben.

„Die Komplexität der Software- und Elektronikarchitekturen von Fahrzeugen nimmt rasant zu“, sagte Fahrassistenz-Chef Frank Petznick zur Begründung des Deals. Nach eigenen Angaben beschäftigt der nach Bosch zweitgrößte deutsche Autozulieferer Continental derzeit bereits gut 17.000 IT-Experten - es sollen noch mehr werden. Gleichzeitig werden in klassischen Bereichen Jobs abgebaut oder umgewandelt.

Vorstandschef Nikolai Setzer hatte jüngst im dpa-Interview angedeutet, dass weitere Kooperationen bei Software und Elektronik bevorstehen könnten. Die Geschwindigkeit der Entwicklung sei enorm: „Deshalb gehen wir auch Partnerschaften ein, um das Innovationstempo hoch zu halten.“ So wurde mit der chinesischen KI-Firma Horizon Robotics ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet.

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„Es kann auch sein, dass wir einmal einen Partner ganz übernehmen“, sagte Setzer. „Je nachdem, was uns schneller und besser macht.“ Der Conti-Aufsichtsrat verlängerte am Dienstag außerdem den Vertrag von Personalvorständin Ariane Reinhart bis zum September 2025. Reinhart koordiniert unter anderem Transformationsprogramme, mit denen der Konzern Beschäftigte für neue Jobprofile weiterbilden will.

Mehr zum Thema: Gegen Mitarbeiter von Continental laufen Ermittlungen. Der Grund: Pflichtverletzung im Zuge der Dieselaffäre. Doch der Zulieferer muss Bußgelder nicht fürchten.

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