Neue Hoffnungsträger Wie Audi seinen Vorstand umkrempelt

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Ein neuer Vorstand saß im Audi-Aufsichtsrat

Produktionsvorstand Peter Kössler – der Umstrittene

Auch auf Produktionsvorstand Hubert Waltl wurde der Druck zuletzt immer größer – vor allem von den deutschen Mitarbeitern. Unter Waltl wurden einige unpopuläre Standort-Entscheidungen getroffen. Die zweite Generation des Audi Q5, als Mittelklasse-SUV global ein Bestseller, wird nicht mehr in Deutschland gebaut, sondern für alle Weltmärkte in dem neuen Werk in Mexiko. Die nächste Generation des kleinen A1 wird künftig nicht mehr in Brüssel von Audi-Mitarbeitern zusammengeschraubt, sondern bei Seat in Spanien. Da der A4 wie erwähnt nicht so gut verkauft wird und der Q5 fehlt, ist das Stammwerk in Ingolstadt nicht voll ausgelastet. Dennoch werden die ersten beiden Elektroautos der Marke nicht in Deutschland montiert, sondern im dafür freigeräumten Werk in Brüssel. Dafür gab es von vielen Seiten Kritik, auf einer Betriebsversammlung soll Betriebsratschef Peter Mosch dem Produktionsvorstand ungewöhnlich scharf den Kopf gewaschen haben.

Peter Kössler (58) kennt also die Baustellen, schließlich ist er selbst seit Jahren in der Audi-Produktion als Manager aktiv – von 2007 bis 2015 als Leiter des Werks Ingolstadt, seitdem Leiter von Audi Hungaria, wo neben vielen Motoren auch der Audi TT und zwei Varianten des A3 gebaut werden. Dennoch stand seine Berufung in den Vorstand bis zuletzt auf der Kippe: Einem von der Nachrichtenagentur Reuters zitierten Insider zufolge soll der Plan bei Wolfgang Porsche auf Missfallen gestoßen sein. Der mächtige Familienvertreter im Audi-Aufsichtsrat wollte offenbar einen anderen Kandidaten durchsetzen.

Der Punkt: Porsche und Kössler kennen sich, denn Kössler sitzt ebenfalls im Audi-Aufsichtsrat. Das große Aber: Kössler ist für die Arbeitnehmerbank in dem Kontrollgremium. Und das passt Wolfgang Porsche offenbar gar nicht, einen arbeitnehmernahen Manager auch noch als ausführendes Organ in den Vorstand zu befördern. Ob Wolfgang Porsche am Ende seine Meinung geändert oder lediglich den Widerstand aufgegeben hat, ist noch nicht bekannt.

Personalvorstand Wendelin Göbel – der Vertraute

Deutlich weniger umstritten ist die Personalie Wendelin Göbel. Der heute 53-Jährige ist bei Audi kein Unbekannter, intern zumindest. Denn nach außen ist er bislang nicht groß in Erscheinung getreten. Göbel kam vor fast 30 Jahren zu Audi und machte an der Seite von Martin Winterkorn Karriere. Die beiden waren so vertraut, dass „Wiko“ Göbel 2007 mit in die Konzernzentrale nach Wolfsburg nahm. Als Generalsekretär erarbeitete sich Göbel dort großes Ansehen und das Vertrauen vieler weiterer Konzerngrößen. Deshalb gelang es ihm auch, dem Diesel-Sog zu entkommen. Als Winterkorn im September 2015 gehen musste, blieb Göbel auf seinem Posten und arbeitete fortan eng mit dem Ex-Porsche-Chef Matthias Müller zusammen. Deshalb wurde Göbel im Vorfeld der Personalrochade oft als Vertrauter Müllers bezeichnet, obwohl er eigentlich ein Vertrauter Winterkorns war.

Wie das Audi-Flaggschiff aussieht - und was es kann
Audi A8 Quelle: Audi
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Einen der gröbsten Fehler seines Vorgängers Thomas Sigi wird der Konzern-Manager Göbel aber wohl kaum wiederholen: zu arbeitnehmernah aufzutreten. Offiziell ist die Begründung zwar nicht, aber laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ sei Sigi den Eigentümerfamilien Porsche und Piëch wohl zu „konziliant“ gegenüber den Arbeitnehmern gewesen. Als 2016 Nachtschichten gestrichen werden sollten (und damit lukrative Zuschläge für die Arbeiter), protestierte die Belegschaft. Sigi und auch Produktionsvorstand Waltl gaben nach – und ließen von den Plänen ab.

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