Neue Märkte Volkswagen startet neue Produktion in Russland

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Neues Selbstvertrauen für Nischni Nowgorod

VW hat sich gegenüber der Regierung verpflichtet, in Russland bis 2016 eine Kapazität von mindestens 300.000 Fahrzeugen aufzubauen und rund 30 Prozent der Komponenten vor Ort zu beziehen. Quelle: Florian Willershausen

Bei GAZ ging damals alles schief, was schiefgehen konnte. Zum Schluss scheiterte der Versuch des kanadischen Lohnfertigers Magna und der russischen Sberbank den deutschen Autokonzern Opel aus dem Verbund von General Motors zu lösen. Für das die Russen war das ein Drama, weil der technologisch ordentliche Rüsselsheimer Konzern Technologie-Partner von GAZ hätte werden sollen.

In Nischni Nowgorod war man damals nahe der Verzweiflung: Ist die so traditionsreichen Autostadt überhaupt noch in der Lage, zeitgemäße Autos zu liefern, die der Markt auch haben will? Das VW-Projekt gibt den Autobauern an der Wolga dieses Selbstvertrauen zurück – auch wenn die Deutschen vorerst mit weit über 100 Fachleute zur Ausbildung der lokalen Mitarbeiter planen.

Erleichtert ist man auch bei VW. Die Deutschen haben sich gegenüber der russischen Regierung vertraglich verpflichtet, im Land bis 2016 eine Kapazität von mindestens 300.000 Fahrzeugen aufzubauen und rund 30 Prozent der Komponenten vor Ort zu beziehen. Andernfalls werden hohe Importzölle fällig. Das eigene Werk in Kaluga südwestlich von Moskau wäre hierfür zu klein gewesen; die Verdopplung der dortigen Kapazität von derzeit 150.000 Stück wäre teuer und langwierig gewesen. Mit GAZ als Lohnfertiger hat VW-Chef Martin Winterkorn einen geschmeidigen Weg gefunden, um die Vorgaben der Regierung zu erfüllen – zumal Russland bereits als drittgrößter Markt nach China und Deutschland gilt.

Ein paar tausend Autos fehlen aber noch. In den Werken Kaluga und Nischni Nowgorod muss VW die Kapazität noch um 40.000 Stück erhöhen, um die Regierungsvorgaben zu erfüllen. Russland-Chef Marcus Osegowitsch will das erreichen, indem er die Fertigungsabläufe insbesondere in Kaluga optimiert. Auch "Nischni" kann mittelfristig noch 20.000 Autos zusätzlich liefern. Hierzu müssen allerdings eine Menge Facharbeiter ausgebildet werden, denn im Umgang mit modernen Robotern wie den orangenen Arbeitstieren von Kuka sind die Russen nicht geschult.

Davon verspricht sich aber auch GAZ einiges: Die Männer des schwedischen Konzernchefs Bo Andersson sollen die modernen Technologien aus Deutschland anzuwenden lernen – und zwar eines Tages auch bei Entwicklung und Fertigung von Eigenmarken. Moderne Produkte und internationale Kooperation sind nötig, damit sich die Beinahe-Pleite von 2009 niemals wiederholt. Was übrigens nicht nur für GAZ, sondern die gesamte russische Industrie gilt.

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