Neuer Volvo XC90 Thors Hammer soll Volvo in die Zukunft führen

Seite 2/3

"Jede Entwicklung ist auch ein Risiko"

Zum Start des XC90 bietet Volvo die neue Motorengeneration in zwei Benzin-Varianten (254 PS und 320 PS) sowie zwei Diesel-Aggregaten (190 PS und 225 PS) an. Das Topmodell bildet ein Plugin-Hybrid, der den 320-PS-Benziner mit einem 80 PS starken Elektromotor kombiniert. Diese T8 genannte Version soll bis zu 40 Kilometer rein elektrisch fahren können und im Normzyklus nur noch 60 Gramm CO2 ausstoßen.

Ganz unproblematisch ist der Verzicht auf die zusätzlichen Zylinder allerdings nicht. In Märkten wie den USA, wo Volvo seinen Absatz von derzeit 65.000 Fahrzeugen auf 100.000 steigern will, sind die großen Achtzylinder der amerikanischen Hersteller nach wie vor sehr beliebt. "Alle Entwicklungen sind mit Risiken verbunden", sagt Samuelsson im Gespräch mit der WirtschaftsWoche. "Die gesellschaftliche Entwicklung geht aber nicht in Richtung neuer V8-Motoren." Stattdessen setze Volvo darauf, als weltweit einziger Hersteller einen SUV mit Plug-In-Hybrid und sieben Sitzen im Angebot zu haben.

Für Volvo ist der XC90 der Startschuss für eine neue Produktgeneration. In den kommenden vier Jahren werden sämtliche Modelle durch neue ausgetauscht. Die Priorität liegt auf der neuen Architektur, in der Mittel- und Oberklasse sollen schnell weitere Modelle folgen. 2018 soll der Kompaktwagen V40 einen Nachfolger erhalten – aber nicht auf Basis des SPA, sondern auf einer eigenen Plattform, die Volvo zusammen mit dem Mutterkonzern Geely entwickelt hat.

Dabei will Samuelsson einen großen Fehler vermeiden, der etwa den Volkswagen-Konzern derzeit plagt: eine zu hohe Komplexität. "Der Teufel steckt bei Baukästen im Detail", sagt Stefan Bratzel vom Auto-Institut der Hochschule Bergisch Gladbach. "Es ist aber nicht die Frage, ob man einen Baukasten entwickelt, sondern wie gut man es macht."

Sicherheit und Design statt PS und Fahrleistungen

Der Ansatz von Volvo-Chef Samuelsson: "Es ist zum Teil nicht clever, einen weiteren Ableger eines Modells auf den Markt zu bringen, wenn es die Stückzahlen nur marginal, die Komplexität in Einkauf und Produktion aber stark erhöht." Ein Punkt, den man auch inzwischen in Wolfsburg erkannt hat, wie VW-Boss Martin Winterkorn in seiner Brandrede Mitte Juli deutlich gemacht hatte.

Trotz der VW-Probleme mit dem Baukasten hält es Autoexperte Bratzel für möglich, dass es in Schweden mit der Gleichteile-Strategie besser klappt. "Volvo ist natürlich eine Nummer kleiner als Volkswagen, hat aber in der Vergangenheit gezeigt, dass sie gute Autos entwickeln können", sagt Bratzel.

Gute Autos definiert man bei den Schweden aber wie gewohnt etwas anders als bei den deutschen Premium-Herstellern. Statt PS und Fahrleistungen hat sich Volvo das Design, die Sicherheit und die Funktionalität auf die Fahnen geschrieben – und will natürlich alles beim neuen XC90 umgesetzt haben.

Das Design, hauptsächlich geprägt vom deutschen Chef-Designer Thomas Ingenlath, behält zwar seinen skandinavischen Ursprung, soll aber zugleich mehr Lifestyle vermitteln. "Volvo will selbstbewusst auftreten, aber nicht wie irgendwelche aggressiven Kerle", sagt der ehemalige Volkswagen-Mitarbeiter. "Volvo hat andere Inhalte, als der Sportlichkeit hinterherzurennen."

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%