Neuer VW-Chef Was Diess aus seiner BMW-Zeit droht

Seite 2/2

„Diess und der Dieselskandal“

BMW widerspricht, weist jede bewusste Manipulationsabsicht zurück und beharrt auf der Geschichte von der irrtümlich vertauschten Software.

Doch Experten halten es für kaum vorstellbar, dass in der Produktion Programme zur Motorsteuerung unbeabsichtigt auf einem falschen Auto aufgespielt werden: So wie ein Apple-Computer nicht aus Versehen ein Windows-Programm nutze, könne auch ein Automodell kaum versehentlich die Software eines anderen Modells laden. Wenn überhaupt, dann nur mit unübersehbaren Fehlermeldungen. Die jedoch gab es bei BMW offenbar nicht.

Das ist umso erstaunlicher, als dass die angeblich irrtümlich aufgespielte Software für Modelle programmiert worden war, die über zwei Stickoxid-Messsonden verfügen. Die betroffenen Autos haben aber nur eine solche Messsonde. Bekommt die Software nur von einer statt von zwei Messsonden Daten, geht sie davon aus, dass einer der Sensoren defekt ist und schlägt Alarm.

So sieht der neue VW-Vorstand aus
Der Vorstand der Volkswagen AG Quelle: dpa
Matthias Müller wird sehr wahrscheinlich als Vorstandsvorsitzender von Herbert Diess abgelöst. Quelle: dpa
Diess bleibt wohl auch zugleich Markenvorstand von Volkswagen. Er führt damit eine Doppelfunktion aus, wie sie zuletzt Martin Winterkorn über Jahre innehatte. Und noch mehr: Als Markenchef leitet er auch die neu gegründete Markengruppe „Volumen“ (mit VW, Skoda, Seat und die leichten Nutzfahrzeuge sowie die Mobilitätsdienste) und ist in der neuen Aufgabenteilung auch für die Konzernforschung und -entwicklung verantwortlich. Ob Diess dauerhaft diese Mehrfach-Funktion ausführt, ist aber noch unklar. Er gilt als Anhänger einer dezentralen und agilen Führung – eine Machtkonzentration auf eine Person widerspricht dem teilweise. Quelle: dpa
Neben Müller muss wohl auch Karlheinz Blessing, Vorstand Personal und Organisation, gehen. Quelle: dpa
Anstelle von Blessing darf Betriebsratschef Osterloh seinen bisherigen Generalsekretär und engen Vertrauten Gunnar Kilian in den Vorstand entsenden. Quelle: dpa
Ebenfalls vor dem Aus steht offenbar Francisco Javier Garcia Sanz. Quelle: REUTERS
Wie die „Automobilwoche“ berichtet, soll Porsche-Chef Oliver Blume in den Konzernvorstand aufrücken. Quelle: dpa

Warum geschah das nicht bei den BMW-Fahrzeugen? War die Software so umgeschrieben, dass sie den Fehler nicht meldete? Das wäre bestenfalls ein schlimmes Qualitätsproblem, im schlimmsten Fall ein vorsätzlicher Betrug. Beides wäre wenig schmeichelhaft für den damals zuständigen Entwicklungschef Diess. Der heutige VW-Chef sagt jedoch, er habe keine Kenntnis von den damaligen Vorgängen bei BMW. Die Staatsanwaltschaft bestätigt Ermittlungen, betont aber, dass diese sich derzeit nicht gegen Diess richteten.

BMW-Chef Harald Krüger bringt das Abgasproblem in eine schwierige Lage. Und zwar nicht nur, weil er selbst Abgasmanipulationen bei BMW kategorisch ausgeschlossen hatte. Er muss sich auch entscheiden, wie er mit dem zum mächtigen VW-Boss aufgestiegenen Ex-Kollegen umspringt.

Noch laufen bei BMW die internen Untersuchungen, wer für das Software-Debakel verantwortlich ist. Sollten dem damaligen Vorstand Diess Versäumnisse bei der Aufsicht oder gar eine Verstrickung nachgewiesen werden, wäre Krüger aktienrechtlich verpflichtet, Diess eine Schadenersatzforderung nach Wolfsburg zu schicken.

Das wäre dann der nächste Höhepunkt in dem filmreifen Drama „Diess und der Dieselskandal“.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%