Der einstige Revolutionär Toyota hat begonnen, sich gegen den Konterrevolutionär aus Wolfsburg zu wappnen. Die Konzernführung in Toyota-Stadt hat erkannt, dass sich Autos allein über die Tugenden Qualität und Zuverlässigkeit nicht mehr verkaufen lassen. Die Kunden fragen vermehrt auch nach attraktivem Design und begehrten Marken. Hier hat VW mit seiner Markenpalette vom Winzling Up bis zur über 100.000 Euro teuren Porsche-Limousine Panamera einen großen Vorsprung.
Toyota will nun auf neuen Plattformen ähnliche Autos für jeweils drei Weltregionen bauen, die mehr dem dortigen Geschmack entsprechen. So soll es gleiche Fahrzeuge jeweils für Nordamerika und China, Japan und Europa sowie die Schwellenländer geben. Entwickelt werden nur noch drei Fahrzeuggattungen: kompakte Sportwagen mit Hinterradantrieb (wie der neue Flitzer GT 86), Massenmodelle (wie Corolla, Camry) einschließlich Ökowagen (Prius) sowie Nutzfahrzeuge (Vans, Taxen, Kleinlaster).
Wenngleich Kostensenkungen für Toyota nicht im Vordergrund stehen, reizt die Japaner dennoch das Einsparpotenzial der Vereinheitlichung. „Durch einen globalisierten Designprozess lässt sich die Zahl der Plattformen verringern“, betont Produktionsexperte Fujimoto. So will Toyota nach eigenen Angaben die Zahl der Plattformen mit Vorderradantrieb von neun auf fünf senken. Dadurch wächst die Zahl gleicher Teile, die Kosten schrumpfen.
Die Pläne der Japaner
Zugleich planen die Japaner, wie sie selbst sagen, „hypereffiziente“ Werke. Wie die aussehen, lässt sich im ostjapanischen Miyagi bestaunen. Dort steht das Vorbild für die neue Generation der Toyota-Fabriken. Entgegen aller Gewohnheiten stehen die Fahrzeuge hier bei der Montage quer zur Bewegungsrichtung, also Seite an Seite statt Stoßstange an Stoßstange. Dadurch wird die Fertigungsstraße 35 Prozent kürzer und die Fabrik kompakter, die Werker müssen weniger Schritte gehen und sparen Zeit zwischen einzelnen Handgriffen.
In Miyagi gibt es auch keine hoch hängenden Chassis-Oberteile mehr, die auf den Unterboden der Fahrzeuge gesetzt werden. Die Fabrikhalle wird dadurch flacher und preiswerter. Allein die Kosten fürs Heizen und Kühlen schrumpfen um 40 Prozent. Die neue Montagetechnik benötigt nur halb so viele Mitarbeiter und nur die Hälfte der Fläche. Die Investitionskosten für diesen Produktionsabschnitt sinken um die Hälfte.
Die Toyota-Planer zeigen sich in Miyagi wieder einmal vor allem im Detail innovativ. In der Montage verzichten sie zum Beispiel so weit wie möglich auf teure Geräte. Früher wurden Autoteile mit Maschinen oder Förderbändern an die Arbeitspunkte am Band transportiert. In Miyagi werden die Teile in Kisten zusammengestellt, die über schräge Bahnen auf Rollen an ihren Platz rutschen. Durch verkürzte Wege braucht es weniger Schweißroboter, die installiert und programmiert werden müssen. An einigen Stellen nehmen die Arbeiter den Schweißbrenner sogar selbst in die Hand. Auch die Lackiererei hat sich etwas einfallen lassen: Die dritte Farbschicht wird schon aufgetragen, während die zweite noch halb feucht ist. Dadurch wird die Lackierstraße kürzer und braucht ein Siebtel weniger Energie.