Neues Produktionssystem VW spart 1500 Euro pro Auto

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Konter mit der Geiz-Fabrik

VW-Konkurrenz in der Defensive
PSA Peugeot Citroen: Wankender Riese ohne echte PerspektiveÜberkapazitäten, unrentable Werke, eine ungesunde Konzentration auf den europäischen Massenmarkt, eine Banktochter, die sich doppelt so teuer refinanzieren muss wie die Konkurrenten von VW – um den PSA-Konzern mit seinen Marken Peugeot und Citroën steht es nicht gut. Als Gegenleistung für eine Bürgschaft über sieben Milliarden  Euro sitzt demnächst der Staat mit im Verwaltungsrat, zudem ein Mitarbeitervertreter. Dividenden sind vorerst gestrichen. Bei Redaktionsschluss notierte die Aktie unter fünf Euro und damit auf dem tiefsten Stand seit 1985. Die angekündigte Zusammenarbeit mit der General-Motors-Tochter Opel bei vier Modellen wird für eine Kehrtwende und für die Abwehr gegen VW nicht reichen. Immerhin: An der notwendigen Streichung von 8.000 Stellen will PSA trotz Protesten der Gewerkschaften festhalten. Quelle: dpa
Renault: Durch internationales Geschäft und die Allianz mit Nissan abgesichertBei Renault läuft es nur in der Formel 1 rund, wo Sebastian Vettel mit einem Renault-Motor Richtung WM-Titel rast. Ansonsten fahren die Franzosen im Rückwärtsgang. In einem weltweit wachsenden Automobilmarkt verkaufte der Konzern im dritten Quartal dieses Jahres 596.000 Autos – ein Minus von 5,8 Prozent. In Europa betrug der Rückgang sogar 18,4 Prozent. Renault rechnet nicht nicht mehr damit, 2012 wie geplant ebenso viele Autos zu verkaufen wie 2011. Beim Kundenmonitor des Automobilklubs ADAC, an dem sich 20.000 Autofahrer in Deutschland beteiligten, habe Renault zwar Bestwerte im Service bekommen, sagt Reinhard Kolke, Leiter Test und Technik beim ADAC. "Unterm Strich hilft das Renault wenig, denn die Bindung der Kunden an die Marke ist ausgesprochen schwach." VW ist hier weit voraus. Quelle: AP
General Motors: Hohe Kampfmoral, aber viele ProblemeVon der US-Mutter General Motors (GM) gegängelt und in Deutschland immer wieder totgesagt, macht Opel einfach rotzig weiter und serviert ordentliche Modelle: erst der vielfach preisgekrönte Mittelklassewagen Insignia, jetzt der pfiffige Kleinwagen Adam, der kleine Geländewagen Mokka und das geschmackvolle Cabrio Cascada. Trotzdem sei Opel „das Sorgenkind des Markts“, urteilt ADAC-Experte Kolke. „Die Nachrichtenlage zu dem Unternehmen scheint auf die Marke abzustrahlen.“ Ob der Blitz ausgerechnet in der aufziehenden Krise die Wende schafft, dürfte davon abhängen, ob es Opel gelingt, dass die Leute wieder über die Fahrzeuge und nicht über die Turbulenzen im Unternehmen reden. In Bochum gründete der Autobauer zusammen mit dem Land Nordrhein-Westfalen eine Arbeitsgruppe, die sich nach eigenen Angaben „mit der künftigen Nutzung“ des dortigen Opel-Standortes befassen soll. Das klingt nach Schließung des Bochumer Opel-Werks, nach Arbeitskampf und jeder Menge Negativschlagzeilen – VW-Chef Martin Winterkorn kann sich freuen. Quelle: dapd
Fiat: Hoffnungsschimmer ChryslerHätte Fiat 2011 nicht den US-Autobauer Chrysler übernommen, sähe es heute düster aus für den Autokonzern. In den ersten neun Monaten erwirtschaftete die Fiat-Chrysler-Gruppe einen Nettogewinn von gut einer Milliarde Euro – ohne Chrysler wäre ein Verlust von 800 Millionen Euro angefallen. Ein tiefer Absturz, verglichen mit dem Vorjahr: Da lag die Marke Fiat noch mit 1,2 Milliarden Euro im Plus. Der Ausblick des Konzerns in der vergangenen Woche war so düster, dass die Aktie einbrach und zeitweise vom Handel ausgesetzt werden musste. Nun berät Fiat-Chef Sergio Marchionne mit Gewerkschaftern, wie es weitergehen kann. Gut möglich, dass er dem Vorbild von Ford folgt und ein Werk dichtmacht. Marchionne verfolgt zudem einen radikalen Plan: den Zusammenschluss von Fiat, PSA und Opel zu einem mächtigen VW-Gegenspieler. Bislang blitzte er damit aber bei PSA und GM ab. Quelle: REUTERS
Ford: Starker US-MutterkonzernIm dritten Quartal 2012 verbuchte Ford mit 1,7 Milliarden Euro so viel Gewinn wie noch nie in einem dritten Quartal. Und das, obwohl das Europa-Geschäft allein in diesen drei Monaten 468 Millionen Dollar Verlust einfuhr. Konzernchef Alan Mulally zieht nun die Reißleine. Drei Werke in Belgien und Großbritannien mit insgesamt 5.700 Mitarbeitern wird er dichtmachen. Mulally geht bei dem Abbau von Überkapazitäten in Europa nicht nur mutig voran. Er zeigt auch dem Wettbewerber GM, wie er Opel sanieren könnte, ohne ständig die Marke zu ramponieren. Denn anders als GM bekannte sich Mulally stets zu seinem Europa-Geschäft und brachte die Schließungen erst ins Spiel, als sie unabwendbar waren. So blieben lange, imageschädigende Debatten über Sanierungspläne und Werkschließungen aus. Nach den harten Einschnitten könnte Ford schnell wieder in die Erfolgsspur zurückkehren und sich gegen VW behaupten. Quelle: REUTERS

Der einstige Revolutionär Toyota hat begonnen, sich gegen den Konterrevolutionär aus Wolfsburg zu wappnen. Die Konzernführung in Toyota-Stadt hat erkannt, dass sich Autos allein über die Tugenden Qualität und Zuverlässigkeit nicht mehr verkaufen lassen. Die Kunden fragen vermehrt auch nach attraktivem Design und begehrten Marken. Hier hat VW mit seiner Markenpalette vom Winzling Up bis zur über 100.000 Euro teuren Porsche-Limousine Panamera einen großen Vorsprung.

So bewerten deutsche Medien Toyota und VW (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Toyota will nun auf neuen Plattformen ähnliche Autos für jeweils drei Weltregionen bauen, die mehr dem dortigen Geschmack entsprechen. So soll es gleiche Fahrzeuge jeweils für Nordamerika und China, Japan und Europa sowie die Schwellenländer geben. Entwickelt werden nur noch drei Fahrzeuggattungen: kompakte Sportwagen mit Hinterradantrieb (wie der neue Flitzer GT 86), Massenmodelle (wie Corolla, Camry) einschließlich Ökowagen (Prius) sowie Nutzfahrzeuge (Vans, Taxen, Kleinlaster).

So innovativ sind Toyota und VW (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Wenngleich Kostensenkungen für Toyota nicht im Vordergrund stehen, reizt die Japaner dennoch das Einsparpotenzial der Vereinheitlichung. „Durch einen globalisierten Designprozess lässt sich die Zahl der Plattformen verringern“, betont Produktionsexperte Fujimoto. So will Toyota nach eigenen Angaben die Zahl der Plattformen mit Vorderradantrieb von neun auf fünf senken. Dadurch wächst die Zahl gleicher Teile, die Kosten schrumpfen.

Die Pläne der Japaner

Zugleich planen die Japaner, wie sie selbst sagen, „hypereffiziente“ Werke. Wie die aussehen, lässt sich im ostjapanischen Miyagi bestaunen. Dort steht das Vorbild für die neue Generation der Toyota-Fabriken. Entgegen aller Gewohnheiten stehen die Fahrzeuge hier bei der Montage quer zur Bewegungsrichtung, also Seite an Seite statt Stoßstange an Stoßstange. Dadurch wird die Fertigungsstraße 35 Prozent kürzer und die Fabrik kompakter, die Werker müssen weniger Schritte gehen und sparen Zeit zwischen einzelnen Handgriffen.

In Miyagi gibt es auch keine hoch hängenden Chassis-Oberteile mehr, die auf den Unterboden der Fahrzeuge gesetzt werden. Die Fabrikhalle wird dadurch flacher und preiswerter. Allein die Kosten fürs Heizen und Kühlen schrumpfen um 40 Prozent. Die neue Montagetechnik benötigt nur halb so viele Mitarbeiter und nur die Hälfte der Fläche. Die Investitionskosten für diesen Produktionsabschnitt sinken um die Hälfte.

Der Ruf von Toyota und VW im Vergleich (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Die Toyota-Planer zeigen sich in Miyagi wieder einmal vor allem im Detail innovativ. In der Montage verzichten sie zum Beispiel so weit wie möglich auf teure Geräte. Früher wurden Autoteile mit Maschinen oder Förderbändern an die Arbeitspunkte am Band transportiert. In Miyagi werden die Teile in Kisten zusammengestellt, die über schräge Bahnen auf Rollen an ihren Platz rutschen. Durch verkürzte Wege braucht es weniger Schweißroboter, die installiert und programmiert werden müssen. An einigen Stellen nehmen die Arbeiter den Schweißbrenner sogar selbst in die Hand. Auch die Lackiererei hat sich etwas einfallen lassen: Die dritte Farbschicht wird schon aufgetragen, während die zweite noch halb feucht ist. Dadurch wird die Lackierstraße kürzer und braucht ein Siebtel weniger Energie.

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