Neues Produktionssystem VW spart 1500 Euro pro Auto

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Stolperstein Qualität

Der Baukasten von Volkswagen
Der Modulare Querbaukasten Quelle: Pressebild
Audi A3 Quelle: dapd
Golf VII Quelle: Pressebild
Scirocco Quelle: Pressebild
TiguanAuch der SUV Tiguan basiert beispielsweise auf der Golfplattform. Wenn nötig können Tiguan, Golf und Passat bald auf einem Band produziert werden. (Im Bild: Produktionsstraße für Golf und Tiguan) Quelle: dpa
Skoda Octavia Quelle: Pressebild
New Beetle Quelle: Pressebild

Dem Volkswagen-Management entgehen die gewaltigen Anstrengungen der Japaner nicht. Die Vorstände um Konzernchef Winterkorn werden deshalb nicht müde, die Belegschaft vor voreiligem Siegesgeheul zu warnen. Man dürfe den japanischen Konzern nur wegen seiner zwischenzeitlichen Qualitätsprobleme nicht vorschnell abschreiben, sagt etwa Entwicklungschef Hackenberg. „Ich glaube, Toyota ist ein hervorragendes Unternehmen mit sehr viel Know-how und Potenzial.“

Für Hackenberg ist Toyota Vorbild und abschreckendes Beispiel zugleich. Weil Toyota seine Massenmodelle weltweit in besonders großen Stückzahlen verkauft, führten einzelne fehlerhafte Teile zu Rückrufaktionen von nie da gewesenem Ausmaß. Ähnliches könnte VW blühen, wenn die Baukastenstrategie weltweit greift.

Winterkorn hat die Qualitätssicherung deshalb zur Chefsache erklärt und fordert von seinen Leuten eine „Kultur der Wachsamkeit“. Die Zahl der Mitarbeiter in der Qualitätssicherung sei massiv aufstockt worden, berichten Insider. Produktionschef Waltl hat sich sogar schon überlegt, wie er bei defekten Zulieferteilen die Zahl der Rückrufe begrenzen kann: Die Zulieferer wissen durch die Just-in-time-Produktion genau, welche Teile sie wann an VW geschickt haben. Diese Daten speichert VW künftig und kann sie, wenn erforderlich, den produzierten Fahrzeugen genau zuordnen. Gibt es Probleme, weiß VW, welche Autos betroffen sind, und muss nicht vorsorglich Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten rufen.

Toyota greift nach der Autokrone
Verlierer - Platz 5: MitsubishiDie japanischen Mitbewerber wachsen wieder, nur Mitsubishi kommt nicht aus der Krise. Im zweiten Quartal kommen die Japaner laut einer Studie von Ernst & Young auf einen Umsatz von 4,14 Milliarden Euro. Um Währungseffekte bereinigt sind das rund drei Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Quelle: AP
Verlierer - Platz 4: Peugeot/CitroënDie Franzosen trifft die Schwäche auf dem Heimatmarkt mit voller Wucht, denn 58 Prozent der Produktion werden in Europa verkauft. Weltweit schrumpften die Absätze im zweiten Quartal um fünf Prozent. Quelle: rtr
Verlierer - Platz 3: General MotorsAuf dem Heimatmarkt präsentiert sich der US-Autoriese in glänzender Verfassung. Doch die Absatzkrise in Europa verhagelt auch General Motors die Bilanz, was GM-Chef Dan Akerson zunehmend ungeduldiger werden lässt. Der Umsatz schrumpfte im zweiten Quartal um Währungseffekte bereinigt um fünf Prozent. Quelle: dapd
Verlierer - Platz 2: FordIm Kölner Werk musste Ford zuletzt Kurzarbeit anmelden. In Europa haben die US-Amerikaner zuletzt deutlich weniger Autos verkauft. Ohne Währungseffekte schrumpfte der weltweite Umsatz im zweiten Quartal um satte sieben Prozent. Quelle: dpa
Verlierer - Platz 1: FiatFiat-Chef Sergio Marchionne ist derzeit der große Verlierer der Autobranche: Weltweit ist der Umsatz der Italiener im zweiten Quartal um acht Prozent eingebrochen. In Westeuropa ist die Lage noch düsterer: Dort schrumpfte der Umsatz sogar um satte 19 Prozent. Quelle: dapd
Gewinner - Platz 5: VolkswagenIn China legt der Absatz kräftig zu, auch in den USA sind die Wolfsburger auf der Überholspur und selbst im schwierigen europäischen Markt sank der Absatz im zweiten Quartal nur leicht. Weltweit kann VW ein deutliches Umsatzplus von 19 Prozent vorlegen. Ein gutes Ergebnis, das sogar noch durch die Konsolidierung von MAN eingetrübt wird. Quelle: dpa
Gewinner - Platz 4: ChryslerWährend Mutterkonzern Fiat schwächelt, haben sich die Amerikaner von der Krise erholt und schreiben längst wieder schwarze Zahlen. Weltweit legte der Umsatz im zweiten Quartal um Währungseffekte bereinigt um 23 Prozent zu. Kein anderer amerikanischer Volumenhersteller wächst derzeit schneller. Quelle: dapd

Das Beispiel zeigt: Ohne engen Schulterschluss mit den Zulieferern wird das Konzept nicht aufgehen. Immerhin steuern die Lieferanten heute über zwei Drittel des Wertes eines Autos bei. 200.000 neue Stellen könnten durch die Baukastenstrategie bei ihnen entstehen, weil sich die bestellten Mengen drastisch erhöhten, versprach unlängst VW-Entwicklungschef Hackenberg. Allerdings gilt die Rechnung nur für Zulieferer, die die Wolfsburger nach der Umstellung ihres Produktionssystems weiter berücksichtigen. Wer es nicht in den VW-Baukasten schafft, ist raus – weltweit.

Nervöse Lieferanten

Umgekehrt gilt: „Wer drin ist, hat erst mal ausgesorgt“, sagt der Manager eines großen deutschen Komponenten-Zulieferers. Tendenziell dürfte sich die Zahl der VW-Zulieferer eher verringern. Systemlieferanten, die komplette Komponenten wie Getriebe, Klimaanlagen oder Lenkungen fertigen, dürften weniger Probleme bekommen, weil sie für viele Autohersteller arbeiten.

Experten schätzen, dass von den Zulieferern aus der zweiten oder dritten Reihe jedoch etliche auf der Strecke bleiben werden. Entsprechend groß ist die Nervosität bei den Lieferanten. Kaum jemand von ihnen mag sich zu den Plänen von VW äußern. „Da geht es um revolutionäre Änderungen bei einem der größten Autohersteller. Was es da zu klären gibt, regeln wir bilateral“, meint der Manager eines Zulieferers schmallippig.

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