Norbert Reithofer im Interview "E-Autos müssen erfolgreich werden"

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Zwischen Masse und Premium

Der ungewöhnlichste BMW seit der Isetta
Die IdeeDie Geschichte des Z1 ist mit einem Umdenken bei BMW untrennbar verbunden. Die Münchener wollten Innovationen, sie wollten neue Technologien und Werkstoffe verwenden und gründeten dafür die BMW Technik AG. Keine fünf Autominuten von der Konzernzentrale entfernt entstand zum Jahresanfang 1985 ein konzentriertes Hochtechnologieunternehmen. Das 60 Mann starke Team lieferte bereits nach einem halben Jahr das, was man von ihm erhofft hatte: Konkrete Konzepte die dem Automobilbau neue Impulse geben konnten, vereint in einem Pilotprojekt für die Anwendung neuer Werkstoffe, für andersartige Fahrzeugstrukturen und für die Verkürzung der Entwicklungszeiten. Ein Name für das neue Auto war schnell gefunden: Z1. Quelle: PR
Ursprünglich hatte niemand ernsthaft an eine Produktion des Versuchsobjektes in Form eines Roadsters gedacht. Doch der Z1 gefiel und der Gedanke an einen neuen BMW-Sportwagen war zu reizvoll. Der Vorstand gab grünes Licht und ziemlich genau zwölf Monate später war nicht nur ein Stylingmodell entstanden, sondern auch der erste Prototyp fahrfertig. Hier ist er ohne Außenhaut bei einer Probefahrt zu sehen. Quelle: PR
DesignstudieRein äußerlich sollte der Z1 ein zwar modern gezeichneter, aber insgesamt herkömmlicher Roadster sein. Dieses Modell war eine Design-Vorstudie, die BMW 1985 herstellen ließ. Quelle: PR
Das letztendliche Design des Prototypen sollte sich noch deutlich ändern. Was blieb, sind die bis heute einmaligen Türen: In den Schwellern waren sie elektrisch versenkbar und erlaubten es Fahrer und Beifahrer, auf Wunsch auch mit offenen Türen unterwegs zu sein. „Ob Brechwurz, Süßklee, Wegerich, solch kröpelndes Grünzeug kann der Fahrer des neuen Autos mühelos beim Dahinrollen vom Wegrain zupfen – er braucht nur rauszulangen, so flach ist das Auto, so tief sind seine Flanken,“ schrieb ein Nachrichtenmagazin. Wegen des gesicherten Flankenschutzes durch die hohen Schweller war diese besonders luftige Art der Fortbewegung auch legal. Quelle: PR
Der PrototypDie Übernahme klassischer BMW-Roadster-Attribute war gepaart mit moderner Technologie. Dazu gehörten überlegene Fahrleistungen, die Möglichkeit des offenen Fahrens sowie grundlegende Eigenständigkeit und ein Schuss Extravaganz. Die Fakten sprachen für den Z1: Geringes Gewicht und niedriger Schwerpunkt, Frontmittelmotor und kompakte Abmessungen. Das Highlight war freilich die avantgardistische Technik: Das einzigartige vertikale Schiebetürenkonzept und die tragende Blechstruktur mit Kunststoffaußenhaut. Quelle: PR
Überwältigende ResonanzDie Kundenanfragen häuften sich und in der Öffentlichkeit wurde heiß darüber spekuliert, ob BMW den Mut haben würde, dieses Auto zu bauen. Während sich BMW in Schweigen hüllte, lief hinter den Kulissen die Serienentwicklung auf Hochtouren. Angesichts der ungewöhnlichen Konstruktionsmerkmale und Materialien war klar, dass der Z1 weitgehend nur in Handarbeit hergestellt werden konnte. Das wiederum bedeutete eine geringe Auflage und einen hohen Preis. Dennoch entschied sich der BMW Vorstand für die Markteinführung ... Quelle: PR
In Serie gebautDie Übernahme klassischer BMW-Roadster-Attribute war gepaart mit moderner Technologie. Dazu gehörten überlegene Fahrleistungen, die Möglichkeit des offenen Fahrens sowie grundlegende Eigenständigkeit und ein Schuss Extravaganz. Quelle: PR

Doch am Fahrzeug selbst verschwimmen die Grenzen zwischen Masse und Premium immer mehr.

Das sehe ich anders. Bei der Produktsubstanz gibt es weiterhin Unterschiede, das gilt auch für das Design. Ob ein Auto gekauft wird, entscheidet sich zu zwei Dritteln am Aussehen des Fahrzeugs.

Aber der neue Golf ist auch nicht hässlich. Wir fragen uns, was bekommt der Kunde beim 1er-BMW zusätzlich?

Bei uns sind beispielsweise nahezu alle Motoren optional mit dem Acht-Gang-Automatikgetriebe erhältlich, was in dieser Klasse einmalig ist. Ein intuitives Bediensystem wie BMW iDrive finden Sie in dem von Ihnen genannten Fahrzeug ebenfalls nicht. Der BMW 1er setzt zudem beim Verbrauch Maßstäbe, und es gibt eine Palette von Ausstattungsvarianten, die ihresgleichen suchen. Das ist wichtig, denn Premium hat auch viel mit Individualität zu tun. Und in der Kategorie Sportlichkeit ist der BMW 1er ohnehin spitze. Das ist und bleibt der Kern der Marke BMW.

So hat BMW den X1 überarbeitet
Zu dem modifizierten Design an BMWs kompaktem Geländegänger gehören unter anderem eine neu strukturierte Frontschürze, neue Scheinwerfer, integrierte Blinker in den Außenspiegeln, weniger Kunststoffeinfassungen und mehr lackierte Flächen Quelle: Pressefoto
Das Motorenangebot wurde auch erweitert. Das Leistungsspektrum des neuen X1 reicht von 85 kW / 116 PS bis 180 kW / 245 PS. Quelle: Pressefoto
Neue Spitzenmotorisierung bei den Dieseln ist der xDrive25d mit 160 kW / 218 PS. Gestiegen ist auch die Leistung des xDrive20d und des sDrive20d. Letzterer kommt mit seinen 134 kW / 184 PS in der Efficient Dynamics Edition auf einen Normkraftstoffverbrauch von 4,5 Litern je 100 Kilometer und einen CO2-Wert von 119 Gramm pro Kilometer. Quelle: Pressefoto
Für die Baureihe stehen neue Schaltgetriebe sowie für die meisten Modelle optional auch eine Achtstufen-Automatik zur Verfügung. Markteinführung des neuen X1 ist Ende Juni 2012. Quelle: Pressefoto
Der Unterfahrschutz am Heck wurde nun sehr markant gestaltet. Quelle: Pressefoto
Aufgeräumt, aber nicht ohne Luxus, hell und freundlich präsentiert sich der Arbeitsplatz des Fahrers. Quelle: Pressefoto
Die Preise beginnen bei 27.800 Euro für den sDrive18i. Quelle: Pressefoto

Mit Verlaub, was hat das mit Premium zu tun, wenn die Heckklappen des 1er-BMW nicht mehr wie früher mit Klarlack überzogen und Scharniere nicht mehr abgedeckt sind oder hier und da ein Dichtungsgummi fehlt?

Die Qualität ist für uns sehr wichtig, das gilt für alle unsere Marken. Entscheidend ist, wo der Kunde einen echten und fühlbaren Nutzen hat und wo nicht. Wir haben beim BMW 1er zum Beispiel großen Wert auf die Wertigkeit des Interieurs, die Variabilität, den Bedienkomfort und die Vernetzung gelegt. Und selbstverständlich sind an allen relevanten Stellen Dichtungsgummis verbaut, an der Heckklappe wurden an der Innenseite statt Klarlack Blenden verwendet. Scharnierabdeckungen bringen dem Kunden keinerlei funktionalen Mehrwert.

Trotzdem haben wir den Eindruck, BMW geht immer mehr in Richtung Masse. Weshalb geben Sie beim 1er denn den Heckantrieb auf, den nur BMW hat und für den Sie immer geworben haben?

Ja, der Heckantrieb ist ein Alleinstellungsmerkmal, auf das wir großen Wert legen. Ab dem BMW 3er werden unsere Fahrzeuge deshalb auch in Zukunft über Heckantrieb verfügen. Das ist auch beim aktuellen BMW 1er der Fall, und das bringt deutliche Vorteile bei der Dynamik. Aber man muss manche Dinge auch mal ändern dürfen. Um im Kleinwagen- und Kompaktsegment in Zukunft profitabel wachsen zu können, entwickeln wir eine gemeinsame Architektur für Front- und Allradantrieb. Mit dem Mini haben wir schon viel Erfahrung mit dem Vorderradantrieb gesammelt, und auch ein zukünftiger BMW 1er mit Vorderradantrieb wird in seiner Klasse Maßstäbe beim Thema Sportlichkeit setzen.

BMW zeigt seinen ersten Van
Seinen Concept Action Tourer zeigt BMW auf dem Pariser Autosalon (29.09. bis 14.10.2012). Das Konzeptauto gewährt einen Ausblick auf den kommenden Kompakt-Van und die geplante Frontantriebsreihe. Als Plug-in-Hybrid demonstriert es ferner künftige Antriebsvariante in Fahrzeugen der Kompaktklasse. Der BMW Concept Active Tourer nimmt die Maße des für nächstes Jahr erwarteten BMW-Van vorweg: 4,35 Meter lang, 1,83 Meter breit und 1,56 Meter hoch bei einem Radstand von 2,68 Meter ... Quelle: dpa
Die Frontpartie des BMW Concept Active Tourer zeigt, wie der für 2012 erwartete Van ausehen könnte. Scheinwerfer, Frontgrills und Motorhaube sehen seriennah aus. Quelle: dpa
Über 30 Kilometer kann die Studie rein elektrisch zurücklegen. Zudem kann der Concept Active Tourer im Schubbetrieb den Verbrennungsmotor bei einer Geschwindigkeit von bis zu 125 km/h vollständig abschalten. Darüber hinaus entkoppelt er ihn bis zu einer Geschwindigkeit von 160 km/h vom Antriebsstrang und ermöglicht so komfortables Fahren unter optimaler Ausnutzung der bereits erzeugten Bewegungsenergie. Quelle: dpa
Unter der Haube kommt der neu entwickelte 1,5-Liter-Dreizylinder zusammen mit dem Elektromotor auf eine Systemleistung von mehr als 140 kW / 190 PS. Der Benziner treibt die Vorderachse an, der Elektromotor wirkt auf die Hinterachse und kann das Fahrzeug bei Bedarf auch allein antreiben. So beschleunigt der BMW Concept Active Tourer in weniger als acht Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit des Plug-in-Hybrids liegt bei rund 200 km/h. Der Durchschnittsverbrauch nach EU-Norm beträgt weniger als 2,5 Liter je 100 Kilometer, was einem CO2-Ausstoß von weniger als 60 Gramm pro Kilometer entspricht. Quelle: dpa
Der BMW ist mit dem Eco-Pro-Modus ausgestattet, der auch in den aktuellen Serienmodellen von BMW erhältlich ist, als zusätzliche Möglichkeit der Verbrauchsreduzierung. So verringert das System zur weiteren Effizienzsteigerung beispielsweise bei passenden Gelegenheiten die Leistung der Innenraumklimatisierung sowie weiterer elektrischer Komfortfunktionen und richtet entsprechend der aktuellen Fahrsituation den Einsatz sämtlicher Antriebskomponenten auf maximale Effizienz aus. Quelle: dpa
Zukunftsmusik bleibt gewiss das 10 Zoll große Instrumenten-Display, das hinter dem Lenkrad des Konzeptautos die bekannten Rundinstrumente ersetzt und weitere Anzeigeoptionen bietet. Ein weiterer, 8 Zoll großer Info-Bildschirm zeigt den Betriebszustand des Hybridantriebs und das Navigationssystem an. Bleibt zu hoffen, dass die Bildschirme den Fahrer mit Informationen nicht überfluten ... Quelle: dpa
Der Tourer ist mit dem mehrfarbigen Head-up-Display der jüngsten Generation ausgestattet. Es projiziert alle wichtigen Informationen in brillanter Auflösung über eine ausfahrbare Glasfläche direkt in das Sichtfeld des Fahrers. Die Intensität der Projektionen passt sich automatisch immer optimal den Lichtverhältnissen an. Dabei folgt das Tag- und Nachtdesign analog der Instrumenten-Darstellung. Quelle: dpa

Und was hat ein BMW-Van mit dynamischem Fahren zu tun?

Keine Sorge, auch dieses Fahrzeug wird BMW-typische Gene haben. Auch mit einem Fahrzeug wie dem BMW Active Tourer – den wir nicht als Van bezeichnen – werden wir neue Kundengruppen gewinnen, die bislang noch keinen BMW gefahren haben.

Welche Kunden sollen das sein?

Sie verdienen gut, haben vielleicht drei Kinder und wollen hinten ins Auto Fahrräder reinstellen. Mich fragen immer wieder Kunden nach Fahrzeugen dieser Art, die noch mehr Platz und Funktionalität bieten.

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