50 Prozent E-Autos ab 2025 Volvo will beim Klimaschutz VW überholen

Volvo-CEO Hakan Samuelsson Quelle: AP

Volvo macht Ernst beim CO2-Sparen; der Konzern will seine Treibhausgas-Emissionen in nur fünf Jahren um 40 Prozent senken und 2040 komplett klimaneutral sein. Dafür soll bereits ab 2025 jeder zweite neue Volvo ein E-Auto sein. Auch in der Produktion der Autos, bei den Zulieferern und in der Logistik will Volvo massiv C02 sparen. Wenn das Vorhaben gelingt, werden die Schweden aus dem Stand zum Vorreiter im Klimaschutz unter den klassischen Autobauern.

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Volvo-Chef Hakan Samuelsson hat heute in Los Angeles die neusten Pläne der Schweden in Sachen Klimaschutz vorgestellt. Sie sind ehrgeizig. „Wir wollen Klimaschutz künftig mit der gleichen Glaubwürdigkeit zu unserem Markenkern machen wie bisher das Thema Sicherheit“, sagte Samuelsson heute in einer Telefonkonferenz mit sechs deutschen Journalisten.

2025 jeder zweite Volvo rein elektrisch

Bisher ist Volvo vor allem als Hersteller großer, schwerer SUV bekannt, von denen immerhin einige als Hybride ausgeliefert werden. Die reinen Batterie-Autopläne waren bisher in die Elektro-Tochter Polestar ausgelagert. Das soll sich bereits ab dem kommenden Jahr dramatisch ändern. Der Volvo XC 40 wird 2020 als erstes reines E-Auto der Kernmarke Volvo ohne Verbrennungsmotor auf den Markt kommen. „Danach werden wir bis 2025 jedes Jahr ein neues, reinrassiges Batterie-Auto bringen“, sagte Samuelsson in Los Angeles. Damit sei explizit nicht die E-Marke Polestar gemeint, die parallel dazu eigene E-Autos entwickelt. 2025 soll dann bereits jeder zweite neue Volvo ein E-Auto sein. „Wohl gemerkt ein reines E-Auto, nicht etwa Hybride“, betonte Samuelsson. Das wäre anteilig am Gesamtabsatz deutlich mehr als bei Volkswagen; die Wolfsburger sind bisher der Hersteller mit der aggressivsten Elektro-Strategie.

Akku nur noch mit Grünstrom: CO2 Sparen auch bei Zulieferern

Da bei der Herstellung von E-Autos wegen des Akkus etwas mehr CO2 anfällt als bei Dieseln und Benzinern, wird Volvo die Autos auch weitgehend mit Strom aus Erneuerbaren Energiequellen bauen. Dies betreffe auch den Akku und dessen Lithium-Ionen-Zellen, die Volvo von den asiatischen Zellchemie-Giganten CATL und LG beziehe, sagte Samuelsson. „Wir werden von den Zulieferern verlangen, dass sie ebenso CO2 aus ihren Prozessen eliminieren.“ Dies betreffe insbesondere auch die Batteriezellen und die daraus erstellten Akkus.
„Am Anfang werden die Zulieferer das vielleicht über Zertifikate kompensieren, aber mittelfristig werden sie dafür eine Versorgung mit Grünstrom aufbauen müssen“, sagte der Volvo-Chef auf Nachfrage der WirtschaftsWoche. Mit CATL und LG habe er lang laufende Verträge abgeschlossen, die die Versorgung der Marke mit hinreichend Zellen für die geplante hohe Zahl Elektroautos sicherstelle. Den Einfluss der Supplier auf den Gesamt-CO2-Ausstoß der Volvo-Autos schätzt Samuelsson auf 25 Prozent.
Zudem werde Volvo „Sofortmaßnahmen“ ergreifen, um den CO2 Ausstoß in der Produktion und Logistik all seiner Autos zu reduzieren, nicht nur der elektrischen. Dies betreffe auch Zulieferer, deren Produktion und Logistik, so Samuelsson. Diese Maßnahmen sollten dazu beitragen, die CO2 Bilanz aller Modelle bis 2025 um 40 Prozent gegenüber dem Wert von 2018 zu senken. 2040 sollen die Produktion dann völlig CO2-frei sein.

Kunden sollen Plugin-Hybride öfter mit Ökostrom laden: Volvo bezahlt’s

Auch für die zuletzt in die Diskussion geratenen Plug-in-Hybride hat sich Volvo etwas überlegt. Bisher würden sie von den Endkunden nur zu etwa 40 Prozent elektrisch gefahren, so Samuelsson. Dies zeigten die Volvo Bordcomputer. Diesen Wert wolle er schnell auf mindestens 50 Prozent steigern. Plugins stehen im Verdacht, kaum zur CO2-Reduktion beizutragen, weil sie zu selten elektrisch geladen werden und die meist großen SUV beim Betrieb mit Verbrennungsmotor viel Sprit verbrauchen.

Dafür wird Volvo neuen Plugin-Kunden ein Jahr lang den Ladestrom bezahlen, wenn sie ihre Autos zu Hause nachweislich mit Ökostrom laden. Die Kunden bedürfen dann aber einer so genannten smarten Wallbox oder eines zusätzlichen Stromzählers in der Garage, denn „wir werden jede Kilowattstunde aufschreiben und auch ein Jahr lang jede bezahlen“, so Samuelsson auf Nachfrage.

Schließlich will Volvo sich umstrukturieren: Die Elektroautos und Hybride bekommen eine neue Submarke namens Recharge. Die Aktivitäten im verbleibenden Geschäft mit Diesel- und Benzinautos werden in eine separate neue Tochter ausgegliedert. „Wir werden darin Entwicklung, Einkauf und Produktion des noch verbleibenden Verbrennergeschäfts bündeln“, so Samuelsson. „In einem schrumpfenden Markt wie dem für Verbrennerautos ist es weise, Synergien zu schöpfen.“

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