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Oldtimer-Messe in Essen Der große Run auf das Garagengold

Auf dem Oldtimer-Markt schießen die Preise gerade durch die Decke. Impressionen von der Techno Classica in Essen.

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Die schönsten Oldtimer
Die vor 25 Jahren in Essen ins Leben gerufene Oldtimermesse Techno Classica blieb auch bei ihrer 26. Ausgabe im Jahr 2014 eine Veranstaltung mit vielen Superlativen. Sie bot 27 Autoherstellern – so vielen wie noch nie – eine Präsentationsplattform. Quelle: Frank G. Heide
Kaufinteressenten und Besucher fanden mehr als 2.500 Automobile von rund 300 Klassikhändlern und mit 36 Rennwagen der Mercedes-Benz-Klassik-Kollektion die bislang größte Fahrzeugschau zur 120-jährigen Motorsportgeschichte der Marke. Quelle: Frank G. Heide
Die Leitmesse für automobile Leidenschaft ist außerdem das weltgrößte Club-Treffen der internationalen Oldtimer- und Youngtimerszene. Über 220 Liebhabervereine sind es, die unter anderem um den schönsten Messestand wetteifern. Quelle: Frank G. Heide
Erstmalig offiziell als Aussteller mit dabei waren AC sowie Maserati und Zagato. Gefeiert wurden darüber hinaus unter anderem 40 Jahre Volkswagen Golf, der erste Sieg eines Mini bei der Rallye Monte Carlo vor 50 Jahren, 60 Jahre Alfa Romeo Giulietta, 30 Jahre Seat Ibiza und 50 Jahre Opel K-A-D (Käpitan, Admiral, Diplomat) sowie ein halbes Jahrhundert Skoda 1000 MB. Quelle: Frank G. Heide
Manche Exponate finden Autofans noch nicht einmal im Museum. So standen in Essen beispielsweise ein Beutler-Porsche und ein Wendler-VW, beide Jahrgang 1957, sowie ein Ford Granada Cabriolet und ein auf Basis des Fiat Barchetta entstandener Spider, der ein Einzelstück ist.
Und so viele Mercedes-Benz 300 SL wie auf der Techno Classica dürfte man ebenfalls wohl nirgendwo sonst auf einen Schlag zu Gesicht bekommen.  
Auch wenn sich in Essen viele Sportwagen und Luxuslimousinen vergangener Tage fanden, das Oldtimer-Hobby ist keineswegs nur das Privileg eines elitären Sammlerkreises. So führt beispielsweise der Citroen 2CV – besser bekannt als „Ente“ – die Liste der Fahrzeuge mit der größten prozentualen Wertsteigerung der vergangenen 14 Jahre an.

Der Roadster sieht aus, als hätte es früher auf einem Kinderkarussell Kreise gedreht: Keine drei Meter ist das grauweiße Wägelchen lang und gerade mal 1,20 Meter breit. In den 50er Jahren, klärt mich der Verkäufer auf, sei der Kleinschnittger 125 das Traumauto des kleinen Mannes gewesen. Waren die Menschen damals wirklich so klein? Meinen Großvater habe ich irgendwie größer in Erinnerung, denke ich, während mich der Oldtimer-Spezialist von Thiesen aus Hamburg („Automobile Raritäten) auf dem Stand in Halle 10 der Essener Motorshow munter weiter zutextet. Er erzählt mir vom Hersteller, der nach dem Krieg im Sauerland eine Autoproduktion aufzog und dort bis 1957 das kleinste Serienauto der Welt produziert habe. Die Karosserie sei aus Aluminium getrieben gewesen, der Einzylinder Motor unter der Haube – die beim Verkaufsobjekt aus unerfindlichen Gründen mit einem kleinen Bügelschloss gesichert ist, mobilisiere fünf Pferdestärken, mit denen der nur 150 Kilo schwere Sportwagen in „Nullkommanichts“ auf 65 km/h beschleunige.

2300 Deutsche Mark, lese ich später, musste der deutsche Arbeiter 1952 hinblättern, um mit diesem Autozwerg auf die Piste gehen zu können. Und heute? Ein weißes Stück Papier, auf einem edlen Träger aus Acryl eingespannt, weist einen Preis von 39.500 Euro aus.

Jalpa, Healey und Mulliner im Angebot
Am Samstag, den 19. Oktober 2013, veranstaltet das Auktionshaus Dorotheum wieder auf der Classic Expo in Salzburg seine Herbstauktion "Klassische Fahrzeuge und Automobilia.". Neben knapp 50 zwei- und vierrädrigen Klassikern kommen auch fast 300 Automobilia zur Versteigerung, von der einfachen Postkarte bis zur raren Kühlerfigur ... Quelle: Dorotheum
Tolle Geschichten erzählen etwa ein BMW 327 Cabriolet aus dem Jahr 1939, das sich seit 1968 im Besitz des nun letzten Halters befand und nun wohl zwischen 85.000 und 110.000 Euro erlösen könnte, ... Quelle: Dorotheum
... oder etwa ein Ford Fairlane aus dem Jahr 1955 (24.000 - 30.000 Euro Schätzpreis ). Der soll nicht nur eines von zwei damals in Wien ausgelieferten Exemplaren sein, sondern dem Vernehmen nach auch Bundespräsident Theodor Körner zur Wiedereröffnung der Staatsoper chauffiert haben. Quelle: Dorotheum
Die Entscheidung in Sachen Sportwagen wird diesmal zur Glaubensfrage, ob englisch, deutsch oder italienisch, ob offen oder geschlossen. Lamborghini Jalpa, super selten und mit österreichischer Herkunft noch seltener, ... Quelle: Dorotheum
... Ferrari 348 Spider ohne Limit, Aston Martin DB 2/4, Stilikone Jaguar E-Type Serie 1, zwei Austin-Healeys, Boulevard-Liebling Mercedes-Benz 190 SL, ... Quelle: Dorotheum
... oder Geburtstagskind Porsche 911 und sein Vorfahr 356, als Cabriolet und Coupé, buhlen um die Gunst potenzieller neuer Besitzer. Quelle: Dorotheum
Highlights unter den Motorrädern ist eine Puch S4 WH aus dem Jahr 1942 (9.000 - 12.000 Euro ), oder auch eine Dresch aus dem Jahr 1929 in fahrbereitem Zustand, die bereits vor dem Krieg abgestellt und erst kürzlich wiederentdeckt wurde. Quelle: Dorotheum

Das muss ja wohl ein Irrtum sein, oder? Keineswegs, werde ich belehrt. Der 1952 gebaute Wagen sei einer der seltensten Kleinwagen – von den einst knapp 2000 Exemplaren hätten nur wenige überlebt. Ende der 70er Jahre komplett restauriert, gerade frisch lackiert und umfangreich überarbeitet, die Geschichte sei lückenlos dokumentiert. Außerdem sei im Kaufpreis eine umfangreiche Literatursammlung enthalten. Alles gute Argumente, sicher. Aber für knapp 40.000 Euro sollte es schon etwas repräsentativeres sein, finde ich und lasse meinen Blick schweifen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Mercedes 190 SL aus 1958? Schwarz mit rotem Leder – für „nur“ 115.000 Euro? Gleich nebenan sticht mir ein früheres Formel-1-Auto ins Auge.

Michele Alboretto, klärt mich eine Tafel auf, ist mit einem solchen Ferrari 156/85 zur Vizeweltmeisterschaft gefahren. Eine halbe Million soll der Bolide nun kosten, inklusive dreier Reifensätze. Oder wie wäre es mit einem Horch 853 Sportcabriolet von 1937? Wunderschön anzusehen, bestens erhalten – für 630.000 Euro. Ein Porsche 356 von 1962 ist etwas dezenter, als Cabrio genauso luftig, aber deutlich kleiner als der mächtige Horch. Preiswerter ist er dennoch nicht: Sein aktueller Besitzer hätte gerne 850.000 Euro für den Carrera 2. Die Erklärung: Der Wagen hat einen seltenen, 130 PS starken Motor, dessen Ventile von so genannten Königswellen gesteuert werden.

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