Die Chromteile sind auf Hochglanz poliert, die dunkelbraunen Ledersitze des Mercedes 300 SL Roadster haben eine wunderbare Patina, die Karosserie ist komplett rostfrei und frei von Kratzern. Wie aus der umfangreichen Fahrzeugakte hervorgeht, wurde der Sportwagen am 11. Dezember 1961 an seinen Erstbesitzer Josef Binder aus Scheidegg am Bodensee ausgeliefert.
Der erfolgreiche Werbegrafiker aus dem Allgäu liebte den Wagen offenbar über alles. Er ließ ihn öfter warten als nötig, bewegte ihn dafür seltener als üblich – und verkaufte ihn nach etwas mehr als vier Jahren aus Altersgründen an einen befreundeten Architekten aus Stuttgart. In dieser Familie blieb das Cabriolet dann mehr als 40 Jahre, die Wartungsgeschichte auch für diesen Zeitraum ist komplett erhalten. Mit einem Wort: Ein echter Traumwagen, gestern wie heute. Auf 1,2 bis 1,5 Millionen Euro haben die Experten des britischen Auktionshauses Bonhams den Oldtimer taxiert.
Ebenso extravagant und teuer ist der Mercedes-Benz 24/100, der vergangene Woche bei der Auktion von Bonhams im Mercedes-Museum nahe der Ikone aus den 1960er-Jahren parkt, bevor er vor die Bieterversammlung geschoben wird: Der in zwei Grüntönen lackierte und mit rotem Leder ausgeschlagene Klassiker wurde 1928 nach den Wünschen des amerikanischen Erstbesitzers von dem berühmten französischen Wagenbauer Jacques Saoutchik karossiert und von Mercedes mit einem 140 PS starken Kompressor-Motor versehen, den Ferdinand Porsche konstruiert hatte. Zwischen 800.000 und 1,2 Millionen Euro, befanden die Experten, sollte dieses automobile Kunstwerk Freunden viersitziger Cabriolets aus den angeblich so goldenen Zwanziger Jahren wert sein.
Doch die hohen Erwartungen erfüllen sich bei der dritten „Mercedes-Benz Auction“ von Bonhams in Stuttgart nur zum Teil. Beim fast 90 Jahre alten Kompressor-Wagen klettern die Gebote tatsächlich in atemberaubendem Tempo von 450.000 bis auf über 800.000 Euro. Der Zuschlag erfolgt schließlich zu einem Preis von 862.000 Euro (inklusive 15 Prozent Aufgeld für den Auktionator sowie 19 Prozent Umsatzsteuer) an eine Bietergruppe aus dem Mittleren Osten.
Für den 300 SL findet sich kein Käufer
Bei der Versteigerung des 55 Jahre alten SL Roadsters jedoch geht nach einem ähnlich furiosen Auftakt sowohl dem Auktionator wie den Bietern der Atem aus – weil der Mindestpreis nicht erreicht wird, zieht der Verkäufer das Fahrzeug zurück. Und das passiert an diesem Nachmittag noch mehrmals: Von den insgesamt 56 angebotenen Fahrzeugen finden lediglich 27 einen neuen Käufer – der Rest bleibt unter dem Estimate.
Dieses Schicksal erleiden bis zum Abend auch fünf weitere hochwertige Kompressorfahrzeuge, die ein Sammler aus den USA eingeliefert hat. Die Gebote für ein ebenfalls von Saoutchik karossiertes Mercedes-Benz 500 K Cabriolet aus dem Jahr 1935 kommen nicht einmal annähernd an den Schätzpreis von fünf bis sieben Millionen Euro heran. Den Höchstpreis des Tages erzielt dagegen ein Auto, das nicht einmal sechs Jahre alt ist: Ein 617 PS starkes Sondermodell des Supersportwagens Mercedes-Benz SLR McLaren geht für 2,3 Millionen Euro an einen jungen Bieter aus Saudi-Arabien.
In den zurückliegenden fünf Jahren blühte der Handel mit historischen Fahrzeugen, galten seltene Autos als lukrative Wertanlage, als Alternative zu Aktien und Immobilien in der Nullzins-Ära. Oldtimer von Mercedes, aber auch von Ferrari und Porsche erlebten deshalb in kürzester Zeit zum Teil phantastische Wertsteigerungen. Platzt die Blase jetzt, wird aus dem vielgefeierten „Garagen-Gold“ jetzt wieder einfach nur altes Blech? Oder war die trotz perfekter Rahmenbedingungen enttäuschende Verkaufsquote von 51 Prozent bei der Oldtimer-Auktion in Stuttgart nur ein Ausreißer, geschuldet der hohen Dichte ähnlicher Veranstaltungen in diesem Frühjahr?
Kein Grund zur Panik, meint Dietrich Hatlapa. Der ehemalige Investmentbanker zählt zu den besten Kennern des Oldtimer-Marktes. Der von ihm entwickelte HAGI-Index bildet seit vielen die Preisentwicklung in diesem Geschäft ab und gilt als wichtigster Gradmesser der Branche. Basis dafür sind im Wesentlichen die Verkaufs-Ergebnisse, die weltweit bei Versteigerungen von automobilen Klassikern und Vintage Cars – wir reden von Autos mit Preisen von deutlich über 100.000 Euro bis hin zu mehreren Millionen – erzielt werden.
Die wichtigstens Accessoires für Rallyefahrer
Halda-Twinmaster (2300 Euro) oder Brantz Retrotrip (398 Euro)
Rallye-App für iPhone oder iPad wie z.B. "Twinmaster" von i.dea (94,99 Euro)
Zwei mechanische Stoppuhren (für Start in der Sanduhr-Klasse) mit Drehlünette oder (jeweils 150-700 Euro)
Schnitttabellen-Buch oder Rallyecomputer zur Ermittlung der Geschwindigkeit wie z. B. Blizz Speed (ab 299 Euro)
Aus dem örtlichen Schreibwarengeschäft.
Rolf Balschke, Oldtimer-Rallye, Motorbuch-Verlag
„Wir erleben derzeit eine Konsolidierung des Marktes nach einer Phase der Überhitzung“, fasst Hatlapa seine Beobachtungen der vergangenen Wochen zusammen. So lag der HAGI-Index Ende Februar mit 308,5 Punkten zwar um 0,32 Prozent unter dem Vorjahreswert. Dafür habe der Index für Oldtimer der Marke Mercedes einen neuen Höchstwert erreicht und notiere fast vier Prozent höher als zu Jahresbeginn. Sehr gute Ergebnisse, die der legendäre Flügeltürer 300 SL und das Coupes der Baureihe W111 kürzlich bei Auktionen in Paris erzielten, schlügen sich hier nieder.
Dafür sei bei anderen Marken und Modellen die Preisentwicklung ins Stocken geraten. Hatlapa: „Jetzt trennen sich Spreu und Weizen“. Die Nachfrage nach erstklassigen Fahrzeugen in Top-Zustand und mit besonderer Geschichte, so seine Prognose, werde weiter anziehen. Dafür beruhige sich nun der Handel mit Allerwelt-Oldtimern in durchschnittlich gutem Zustand und ohne besondere Herkunft. Hatlapa: „Und das ist gut so.“
Interesse an Fahrzeugen aus den 1990er Jahren
Ähnlich sieht es Wolfgang Jochum, der beim Internet-Auktionshaus Auctionata das Classic Car Department leitet. „Die stetige, sehr starke Preisentwicklung der letzten Jahre hat dazu geführt, dass sich teilweise unrealistisch hohe Preisvorstellungen in den Köpfen der Verkäufer festgesetzt haben“, kritisiert er. Belege dafür finden sich nicht nur in den einschlägigen Internet-Börsen, sondern auch auf den bekannten Fachmessen.
Auf der Retro Classic, der großen Oldtimer-Messe in Stuttgart, war dieser Tage denn auch viel von „Mondpreisen“ die Rede: Selbst ein von Rost befallenes Exemplar des Porsche 911 aus den 1970er Jahren war hier kaum für unter 100.000 Euro zu bekommen, selbst für heruntergekommene Mercedes-Pagoden aus den 1960er Jahren wurden Preise um die 150.000 Euro aufgerufen.
Und bei einer Auktion von 50 Young- und Oldtimern durch Classicbid auf der Messe blieben trotz intensiver Werbung und einer großen Zahl von zahlungskräftigen Interessenten mehr Autos stehen als vom Anbieter erhofft. Auch das belegt: Gekauft wird längst nicht mehr alles, was auf den Markt geworfen wird. Der Verkäufermarkt wandelt sich zum Käufermarkt.
Generationswechsel im Gange
Und noch eine andere Entwicklung kristallisiert sich bei den Besuchen von Fachmessen und Auktionen heraus: Das Interesse an Fahrzeugen aus den 1990er-Jahren steigt stärker als das an den klassischen Oldtimern, für das der deutsche Gesetzgeber ein Mindestalter von 30 Jahren vorsieht. Hier zeichnet sich offenbar ein Generationenwechsel ab: Mit Vorkriegsfahrzeugen oder Autos der Wirtschaftswunderzeit lässt sich die zu Wohlstand gekommene „Generation X“ nicht reizen. Ihre Traumwagen heißen Mercedes 190 E 2.5-16 Evo 2, Porsche 993, Ferrari Testarossa oder Lancia Delta Integrale. Ein Jaguar E-Type lässt sie ebenso kalt wie eine Mercedes Pagode oder ein spartanischer Porsche 356, für die sich noch ihre Eltern begeistern konnten.
Oldtimer und ihre Bewertung
Bei der Oldtimerbewertung wird der Wert des Fahrzeugs ermittelt werden, der auch als Grundlage für die Versicherungseinstufung benötigt wird. Sie ist auch Voraussetzung, um ein gültiges Kennzeichen zu erhalten. Für den Kauf und Verkauf historischer Fahrzeuge bietet das Untersuchungsergebnis neben der aktuellen Ankaufsuntersuchung die gebräuchlichste und aussagekräftigste Grundlage.
Während bei einer “normalen” Gebrauchtwagenbewertung in erster Linie Baujahr und Laufleistung von Bedeutung sind, ist bei Oldtimern das entscheidende Kriterium der Pflege- und Erhaltungszustand des Fahrzeugs. Die Fahrzeugbewertung erfolgt in Form von Noten von 1 bis 5, die zuletzt 2007 von Classic Data überarbeitet wurden.
Makelloser Zustand. Keinerlei Mängel an Technik, Optik und Historie. Ein (dokumentiert!) originales Fahrzeug der absoluten Spitzenklasse. Oder ein komplett und perfekt restauriertes Spitzenfahrzeug im Zustand wie neu (oder besser). Sehr selten!
Die Anmerkung "oder besser" ist ein Hinweis auf die Möglichkeiten modernster Restaurierungsmethoden. Duch die heutigen technischen Möglichkeiten (Schweißarbeiten, computergestützte Messtechniken) sowie den veränderten Materialien (Lack, Oberflächenveredelung) und einen umfangreichen Korrosionsschutz kann ein komplett restauriertes Fahrzeug den Zustand der Erstauslieferung übertreffen. Für Originalitätsliebhaber ist dies aber nicht erstrebenswert.
Entweder seltener, unrestaurierter Original-Zustand oder fachgerecht restauriert. Technisch und optisch mängelfrei, aber mit leichten (!) Gebrauchsspuren. Keine fehlenden oder zusätzlich montierten Teile. Ausnahme: Wenn es die StVZO verlangt.
Leider kommt es gerade bei der Note 2, immer wieder zu Missverständnissen, weil viele Anbieter - teils aus Berechnung und teils aus Unwissenheit - ihrem Wagen eine viel zu gute Note geben, die vermeintlich der Schulnote "gut" entsprechen soll. Klar ist unter Experten aber, dass der "Zustand 2" ein nahezu optimal erhaltenes Fahrzeug charakterisiert.
Gebrauchter Zustand. Normale Spuren der Jahre. Kleinere Mängel, aber voll fahrbereit und verkehrssicher. Keine Durchrostungen. Kein Reparaturstau und keine sofortigen Arbeiten notwendig. Nicht schön, aber gebrauchsfähig.
Verbrauchter Zustand, eventuell teilrestauriert. Nur bedingt fahrbereit. Sofortige Arbeiten notwendig zur erfolgreichen Abnahme gem. § 29 StVZO. Leichtere bis mittlere Durchrostungen. Fahrzeug komplett in den Baugruppen aber nicht zwingend unbeschädigt. Einige kleinere Teile können aber fehlen oder defekt sein. Aber: immer noch relativ leicht zu reparieren (bzw. restaurieren).
Nicht fahrbereit Schlecht restauriert bzw. teil- oder komplett zerlegt. Größere Investitionen nötig, da umfangreiche Arbeiten in allen Baugruppen erforderlich, aber grundsätzlich noch restaurierbar. Fehlende Teile, d.h. das Fahrzeug ist nicht zwingend komplett.
Wie auch bei Schulnoten sind "+" und "-" gestattet und üblich. Alle Noten müssen durch Sachverständigen-Gutachten belegt sein, und diese sollten möglichst aktuell sein. Im Zweifelsfall lieber ein neues Gutachten beauftragen bei den bekannten Prüf-Organisationen wie TÜV, Dekra, oder Classic Data.
Die Frage, ob ein Fahrzeug durch einen schweren Defekt (nicht fahrbereit) gleich um mehrere Noten fallen kann, ist umstritten. Im Zweifelsfall ist es besser, die notwendigen Reparaturkosten zu ermitteln, um sie dann vom Kaufpreis abzuziehen. Zugrunde gelegt wird dann der Marktwert ohne den wertmindernden Schaden.
Auf den Wert eines Fahrzeuges hat auch die Art der Restauration einen entscheidenden Einfluß. Je originalgetreuer, desto höher die Chance einer Wertsteigerung. Umfangreiche Recherchen stehen am Anfang, um eine
fachgerechte Wiederherstellung zu garantieren. Eine saubere Dokumentation macht die Arbeiten transparent, die richtige Philosophie (ob in “Concours-Qualität, Wiederherstellung der technischen Funktion oder Modifikationen, um die Sicherheit etwa bei historischen Rennen zu verbessern) beeinflusst die Wertsteigerung.
Entscheidend für die Originalität ist das richtige Fahrgestell. Matching Numbers (gleiche Nummern bei Motor und Chassis) sind bei Rennfahrzeugen weniger wichtig für den Wert als bei Strassen- und Sportwagen, weil bei Rennen und Grand Prix Veranstaltungen der Verschleiß höher war und während einer Saison auch leistungsgesteigerte Aggregate eingesetzt wurden. Wichtig: Dokumentierte Historie und Wartungsunterlagen des Fahrzeugs müssen langjährig und glaubhaft belegt sein.
Der Wert jedes Fahrzeuges wird durch seine Einzigartigkeit und Geschichte jedes einzelnen Automobils geprägt. Das gilt insbesondere für historische Rennwagen, bei denen Teilnahme, Erfolg an bedeutenden Rennen und bekannte Fahrer zählen, die sie bei solchen Veranstaltungen gesteuert haben. Entscheidend bei Vorbesitzern oder prominenten Fahrern für die Wertentwicklung ist die Beziehung zum Fahrzeug im Kontext mit der Geschichte von Markt, Marke und Fahrzeug.
„Die Preise beispielsweise für einen Porsche 964 sind in jüngster Zeit stärker angezogen als die für ein G-Modell“, fällt Heinz Gottwick von der Classic Garage Gottwick in Stuttgart auf. Kein Wunder: Die Youngtimer haben in aller Regel bereits Servolenkung und ABS an Bord, oft auch schon Airbags und einen Katalysator. Das macht sie alltagstauglich und lässt sie auch ohne H-Kennzeichen problemlos durch Umweltzonen rollen.
Michael Haag vom Auktionshaus Coys Europe blickt deshalb der „Mega-Auktion“ gespannt entgegen, die er und seine Kollegen am 9. April am Rande der Techno Classica in Essen (6. bis 10. April) durchführen. In der Gruga-Halle kommen insgesamt 130 mehr oder minder alte Autos verschiedener Marken unter den Hammer. Für jeden Geschmack und Geldbeutel, für jede Generation und jeden Genießertyp ist etwas dabei. Aufgerufen werden jede Menge Ferraris und Porsches, BMWs und Jaguars, aber auch hochpreisige Exoten – und wunderschöne Youngtimer mit noch großem Wertsteigerungspotenzial wie ein Ferrari 456 GT von 1996, ein Aston Martin DB7 Cabriolet von 1999 oder ein Porsche 964 Turbo von 1994. Wenn es gut läuft, könnte am Ende der Auktion ein Verkaufsergebnis von rund 15 Millionen Euro stehen.
Eine Prognose mag Haag nicht abgeben. „Die Leute sind vorsichtiger geworden bei ihren Käufen.“ Aber das sei nur natürlich: „Man kauft ja schließlich auch nicht blind jede Aktie.“ Geld sei jedenfalls mehr als genug vorhanden und ein seltenes, gut ausgesuchtes altes Auto in einer Zeit, in der Sparer von der europäischen Geldpolitik abgestraft werden, immer noch ein gutes Investment – „auch wenn,“, so mahnt er, „die potenzielle Wertsteigerung nie der alleine Grund für den Erwerb eines Oldtimers sein sollte, sondern immer nur ein angenehmes Beiwerk.“ Auch für Garagengold gebe es schließlich keine Zinsen, der Besitz einer automobilen Pretiose koste erst einmal: Benzin, Versicherung, Pflege, Unterbringung. Und erst beim Wiederverkauf zeige sich, ob man das richtige Objekt erworben hat. Haag: „Das will alles bedacht sein.“
Vor Schnellschüssen im Eifer des Bietergefechts und getrieben von Gier sei also gewarnt. Es gilt, bei allen Emotionen und der Faszination, die alte Technik auslösen kann, ruhig Blut zu bewahren. Das gilt auch, wenn die Versteigerung in Essen zum Höhepunkt kommt und ein Rennwagen-Unikats aus der ehemaligen DDR aufgerufen wird: Der „Große Werkmeister“.
1952 bauten ehemalige Mitarbeiter der Auto Union in Thüringen unter Verwendung eines BMW-Motors einen Monoposto auf, um damit an Rennen der Formel 2 teilzunehmen. Geschätzt wird der Wert des Wagens, der in den vergangenen Jahren aufwändig restauriert wurde, auf rund eine Million Euro. Ob der Schätzpreis erreicht wird, vielleicht sogar übertroffen? Haag ist optimistisch: „Die teuersten Autos sind immer am leichtesten zu verkaufen.“