Opel Bochum Warum der Ärger in Bochum noch weitergeht

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„Waren nicht glücklich mit dem TÜV Nord“


Der Haken: Daimler baut in diesem Werk keine Arbeitsplätze auf, sondern ab. Insgesamt 650. Denn statt die Nutzfahrzeuge für den US-Markt in Düsseldorf bauen und verschiffen zu lassen, soll in South Carolina ein US-Werk für den Sprinter entstehen. Die große Nachfrage rechtfertigt das. Hinzu kommt, dass Daimler bislang auch den baugleichen VW Crafter in Düsseldorf produziert hat. Doch künftig geht Volkswagen eigene Wege und fertigt den Crafter in einer neuen Fabrik in Polen. Es fallen also gleich zwei Projekte weg, in denen die verbliebenen Opelaner in ihrem alten Job arbeiten könnten.

Auch auf dem ehemaligen Werksgelände entstehen neue Arbeitsplätze. Mehr als die Hälfte der Gesamtfläche ist bereits wieder vergeben, sagt Rolf Heyer, Geschäftsführer der Initiative Bochum2022, die das Gelände verwaltet. Auch das alte Verwaltungsgebäude, der markante Backstein-Bau, sei bereits verkauft. Auf dem Gelände siedeln sich Firmen wie DHL, Goldbeck und Harpen an, auch die Ruhr-Universität Bochum baut dort. „Die Investoren haben uns zugesagt, dass bis 2020 1000 Arbeitsplätze entstehen“, sagt Heyer. Ob Ex-Opelaner dafür infrage kommen, ist noch nicht klar.

Zehn Opel-Klassiker, die aus Bochum kamen
Im September 1963 feiert das Rekord „A“ Coupé Premiere. Einen Monat später startet das hier abgebildete Kadett „A“ Coupé mit 48 PS starkem 1,0-Liter-Motor. Gegenüber der Kadett Limousine bietet das Coupé 20 Prozent mehr Leistung  Quelle: Presse
1965: Im September feiert der Opel Kadett „B“ als Limousine, Caravan und Coupé Weltpremiere. Das flach abfallende Coupé-Heck erinnert an die Fastback-Modelle aus den USA und soll laut Opel schon im Stand Kraft und Geschwindigkeit suggerieren. Quelle: Presse
1965: Neues Opel-Flaggschiff wird das Diplomat V8 Coupé mit Karosserie von Karmann. Im Coupé debütiert ein 230 PS-V8-Triebwerk, das erst ein Jahr später für die Limousine lieferbar wird. Abgesehen vom Mercedes 600 avanciert der Diplomat so zum leistungsstärksten Serienautomobil aus deutscher Produktion. Quelle: Presse
1965 hatte Opel auf der IAA in Frankfurt die Studie Experimental-GT als Vorbote des zweisitzigen Sportcoupés Opel GT präsentiert. 1968 ist es endlich soweit: Die Produktion für den GT läuft an. Beworben wird die "Corvette des kleinen Mannes" später mit dem Spruch "Nur Fliegen ist schöner". Quelle: Presse
Ein besonderer Imageträger wird ab März 1970 das 150 PS starke Commodore GS/E Coupé mit D-Jetronic-Einspritzung. Quelle: Presse
1973: Im August debütiert der Kadett "C". Ab Herbst 1975 auch als GT/E Coupé mit 105 PS Leistung und schwarzgelber Kriegsbemalung. Heute ein gesuchter Klassiker. 1976 sorgte Walter Röhrl sorgt mit einem 220 PS leistenden Kadett "C" Coupé bei der Rallye Monte Carlo für Furore Quelle: Presse
1975 debütiert auf der IAA die zweite Generation des Manta, der erst jetzt zur ernstzunehmenden Sportwagenalternative wird, und u.a. gegen den Ford Capri antritt. 1978 kommt der Manta CC mit Heckklappe zur Auslieferung. Zehn Jahre später, 1988 läuft der letzte Manta vom Band. Quelle: Presse

Davon abgesehen ist nicht nur die IG Metall unzufrieden mit der Arbeit des TÜV Nord. Auch einige der Ex-Mitarbeiter sind unzufrieden: „Wer einen Maschinenbauingenieur berät, muss zwar kein Maschinenbauingenieur sein, aber ein Berater sollte sich in den zu beratenden Berufsbildern einigermaßen auskennen“, sagt beispielsweise der Wirtschaftsingenieur Dieter Welwei, Jahrgang 1962, der 36 Jahre bei Opel in Bochum gearbeitet hat.

Außerdem hätte er sich eine Clusterung nach Berufsgruppen gewünscht. Bei den alle zwei Wochen stattfindenden Treffen, bei denen auf einen Berater gut 50 Mitarbeiter kamen, seien sowohl Ingenieure, als auch Produktionsmitarbeiter und sonstige Fachkräfte gleich behandelt und beraten worden, obwohl die Bedürfnisse völlig unterschiedlich seien. „Es gab in der Beratung wenig Unterschiede nach Beruf oder Qualifizierung“, so Welwei. Seiner Ansicht nach habe die Transfergesellschaft nicht viel gebracht.

Opel in Bochum von 1962 bis 2014

Auch Thomas S., 51 Jahre alt, gelernter Kfz-Mechaniker, seit 32 Jahren bei Opel, ist enttäuscht: „Die Transfergesellschaft beim TÜV Nord ist ein Flop“, sagte er. „Alle zwei Wochen müssen wir dorthin und mit unserer Beraterin reden. Immer wieder wird uns das Gefühl vermittelt, das die ehemaligen Opel-Mitarbeiter ungern gesehen sind.“ In dasselbe Horn stößt auch Giesler: „Die Maßnahmen vom TÜV Nord kamen uns eher mau vor. Es hat deswegen auch mehrere Gesprächsrunden mit der Agentur für Arbeit und Opel gegeben. Die waren auch nicht glücklich mit der Arbeit des TÜV Nord.“

Beim TÜV Nord sieht man die Sache anders: „Ich wehre mich gegen den Vorwurf, dass da jetzt Leute Not haben, weil wir nicht genug gemacht haben“, sagt Hermann Oecking. Die Qualifizierungsmaßnahmen seien zum Großteil klassische Weiterbildungen aus dem Metall- und Elektrobereich gewesen: vom CNC-Fräsen über Stanz- und Umformtechnik bis zu Lager und Logistik seien alle Qualifizierungen dabei gewesen. Außerdem habe man Existenzgründungsseminare angeboten und Opel-Mitarbeitern ermöglicht, einen Lkw-, Bus- oder Triebwagen-Führerschein zu machen.

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