Opel-Gesamtbetriebsrat "Großteil der Verluste in Abfindungen geflossen"

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„Noch leben wir im Kapitalismus“

Der PSA-Chef hat Opel anspruchsvolle Renditeziele mit auf den Weg gegeben. Und er will auch, dass Opel effizienter wird. Was macht Sie so zuversichtlich, dass nicht schon wieder tausende Jobs bei Opel verloren gehen?
Es ist ja nicht neu, dass wir mit PSA zusammenarbeiten.

Ja, gerade erst kam der Opel Crossland X, ein Fahrzeug, das aus einer Kooperation mit PSA heraus entwickelt und gebaut wurde…
Genau, und die ursprüngliche Idee, die damals zum Start der Kooperation verhandelt wurde, war die gemeinsame Nutzung von vier Fahrzeugarchitekturen. Damals war die Rede vom Insignia, dem Meriva-Nachfolger, dem Zafira-Nachfolger und dem Corsa. Analysten gingen bei diesen vier Autos von zwei Milliarden Euro Einsparungen aus, inklusive der Kooperation in Einkauf und Logistik. Am Ende des Tages haben wir nur zwei Autos miteinander gemacht, der Combo kommt aber noch als drittes hinzu. Doch auch da sind schon Synergien gehoben worden. Es ist wichtig, dass wir künftig noch mehr solcher gemeinsamer Fahrzeugarchitekturen haben, dann gehen unsere Kosten deutlich runter und wir bringen unsere Fahrzeuge deutlich profitabler in den Markt. Noch leben wir im Kapitalismus und noch muss mit Autos Geld verdient werden, um Arbeitsplätze zu sichern.

Was Opel im Angebot hat
Opel Quelle: Opel
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Opel Quelle: Opel
Opel Quelle: Opel
Opel Quelle: Opel
Opel Quelle: Opel

Kann Opel damit die 1,7 Milliarden Euro im Jahr einsparen, die Herr Tavares schon vorgegeben hat?
Davon gehe ich aus. Insbesondere, wenn man sich weitere Effizienzen vorstellt. Ein Unterschied zwischen GM und PSA ist folgender: Bei GM müssen immer globale Anforderungen in der Entwicklung erfüllt werden. Vereinfacht gesprochen: Ein Auto muss sowohl den Bedingungen in der Arktis wie auch denen in der Sahara Genüge tun. Allein: Dort fahren unsere Fahrzeuge nicht. Aber wir müssen all diese technischen Anforderungen dennoch erfüllen.

Unter einem europäischen Hersteller wie PSA haben wir diese Anforderungen nicht und damit auch die Kosten nicht. Wir haben einen großen Effizienzgewinn allein schon durch diesen Unterschied. Und die beiden Fahrzeuge, die wir zusammen entwickelt haben, beweisen das. Würde Opel das Einkommen pro Fahrzeug um durchschnittlich 400 Euro erhöhen durch Senkung der Materialkosten und Gleichteilenutzung, dann wäre Opel nachhaltig in der Gewinnzone. Und das ist nicht menschenunmöglich. Das ist auch der Grund, warum ich keine Angst vor PSA habe. Denn die Voraussetzungen für diesen Erfolg sind mit PSA besser als mit GM.

Wie wenig Opel noch in Opel ist
Opel Adam Quelle: Opel
Opel Karl Quelle: Opel
Opel Corsa Quelle: Opel
Opel Mokka X Quelle: Opel
Opel Ampera-e Quelle: Opel
Opel Astra Quelle: Opel
Opel Cascada Quelle: Opel

Wahr ist aber auch: Tavares hat PSA vor der Insolvenz gerettet und dabei viele Mitarbeiter zwar nicht betriebsbedingt gekündigt, ihnen aber erfolgreich freiwillige Abfindungen angeboten. Könnten auf diesem Weg Jobs bei Opel verloren gehen?
Das kann man nicht einfach auf Opel übertragen, wir haben eine andere Geschichte. In den letzten 15 Jahren wurde unsere Belegschaft von GM halbiert. Und klug war das nie. Denken Sie an die Restrukturierung 2005. Damals haben 2700 Menschen das Unternehmen in Rüsselsheim verlassen. Und der Betriebsrat hat das Management damals gefragt: Seid Ihr sicher, dass diese Tätigkeiten wegfallen?

Dann ist folgendes passiert: Mitarbeiter im Entwicklungszentrum sind mit den höchsten Abfindungen in der Industrie gegangen – und sind dann über Zulieferer wieder zurückgekommen und saßen am selben Arbeitsplatz wie vorher. Zusätzlich sind die Gleitzeitkonten überzogen worden und die Mehrarbeit stieg ins Bodenlose, was die teuerste Form der Arbeitszeit ist. So hat Opel quasi doppelt bezahlt und schrieb weiter Verluste.

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