Opel-Strategie Klein anfahren, groß rauskommen

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Für Experimente haben sie in Rüsselsheim keine Zeit

Damit der Karl dem Adam nicht das Leben schwer macht, ist das Design nicht so progressiv wie beim Konzernbruder. Trotzdem ist der Karl längst nicht so schmucklos wie die Konkurrenten in seiner Klasse. Vor allem auf dem Fahrersitz merkt man ihm seinen geringen Einstiegspreis kaum an, das Lenkrad ist wie im Corsa. Das Navigationssystem ist baugleich mit anderen Opel-Modellen. Je näher man dem Kofferraum kommt, desto mehr offenbart sich, wo gespart wurde. Doch für die Preisklasse ist die Qualität durchaus ansehnlich.

So stand es 2014 um Opel

Stimmt der Absatz im ersten Jahr, könnte der Karl sogar irgendwann auch in Europa gebaut werden. Immerhin lege man bei GM Wert darauf, die Autos dort zu bauen, wo sie auch verkauft werden, betont Opel-Chef Karl-Thomas Neumann. „Wenn sich der Karl entsprechend gut verkauft, werden wir anfangen zu überlegen, ihn nach Europa zu holen“, sagt Neumann. Schon beim Kompakt-SUV Mokka hatte Opel die Produktion von Südkorea ins spanische Saragossa verlegt.

Dass der Karl sich gut verkauft, ist auch wichtig für das übergeordnete Ziel der Opelaner. 2016 soll wieder Gewinn gemacht werden. Erste Schritt hat Opel dazu gemacht: Die europäischen Zulassungszahlen legten im Januar um 15,8 Prozent zu – zumindest wenn man die Konzernschwester Chevrolet nicht mitrechnet. Und auch die die Auslastung der Werke dürfte durch die Schließung des Opel-Werks in Bochum steigen.

Gute Zulassungszahlen alleine reichen aber nicht: Auch im Ergebnis muss langsam die Kehrtwende eingeleitet werden. Nach dem Umparken im Kopf, ist das Umparken in der Bilanz dieses Jahr Pflicht. Denn dort hat der Umbruch deutliche spuren hinterlassen.

Alleine die Werksschließung in Bochum hat mehrere hundert Millionen gekostet. Unterm Strich stand im Gesamtjahr 2014 darum ein Verlust von 1,4 Milliarden Euro – und damit mehr als im Vorjahr. Zusätzlich drückt das schwache Geschäft in Russland drücken auf die Bilanz, wo es derzeit vor allem um Schadensbegrenzung geht.

Zeit, sich strategisch zu fokussieren. Für die neue Rationalität ist man in Rüsselsheim offenbar auch bereit, sich von einigen Prestigeprojekten zu verabschieden. Zur Nachfolge des halbelektrischen Ampera, immerhin das „Auto des Jahres 2012“, gibt es wenig Konkretes. Im abgelaufenen Jahr wurde der Hybrid-Pionier weniger als 1000 Mal verkauft. Die aktuelle Modellreihe hat keine Zukunft – danach soll es einen Nachfolger geben. Doch wie der aussieht, ist noch unklar.

Auch zu einem kleineren Elektroauto, hält man sich bei Opel noch bedeckt. Opel-Chef Neumann lobt zwar den rein elektrischen Bolt, den die Konzernschwester Chevrolet kürzlich in Detroit präsentierte. Doch bis ein elektrischen Kleinwagen mit dem Blitz fährt, dürfte wohl noch etwas Zeit ins Land gehen. Bisher sei das Geschäft mit den Elektroautos „derzeit nicht besonders lukrativ“, es gebe in Europa derzeit keinen Markt, betont Neumann.

Für Experimente haben sie in Rüsselsheim dieses Jahr keine Zeit. Im Jahr 2015 müssen die Opelaner zumindest einen großen Schritt Richtung Profitabilität gehen. Wichtig wird dabei auch die Premiere des neuen Astra auf der IAA in Frankfurt im Herbst. Gelingt die Offensive im Brot- und Buttergeschäft, darf in Rüsselsheim auch wieder ein bisschen geträumt werden.

Zum Beispiel von einem Spitzenmodell wie dem Monza, einem Konzept-Auto, das Opel-Chef Karl-Thomas Neumann vor zwei Jahren auf der IAA enthüllte. Längst kursieren Gerüchte, dass das angekündigte Spitzenmodell als SUV unter gleichem Namen ab 2019 in Rüsselsheim gebaut werden könnte. Im Opel-Museum wäre noch Platz für neue Träume.

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