Opel-Werk Bochum Eine Schließung wäre keine Katastrophe

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Mitarbeiter bereuen den Wechsel nicht

Torsten Diwisch, 42: Bei Opel in Bochum von 1991 bis 2011, jetzt Anwendungstechniker beim Schmierstoffhersteller Bremer & Leguil in Duisburg. Quelle: Andre Zelck für WirtschaftsWoche

Viele Opelaner konnten sich ein Leben nach Opel nicht vorstellen. Zum Beispiel Klaus Kleine. Der 53-Jährige arbeitete 30 Jahre in der 1962 eröffneten Bochumer Fabrik. Im Herbst vergangenen Jahres gab er dem Druck seiner Vorgesetzten nach, wechselte in die Transfergesellschaft und heuerte beim größten deutschen Wohnungsvermieter Deutsche Annington als Objektbetreuer an. Derzeit in Köln, bald aber an seinem Wohnort Bochum, vergibt Kleine Reparaturaufträge an Handwerker, kontrolliert, ob Fliesenleger und Anstreicher ordentlich gearbeitet haben, oder schlichtet Streitigkeiten. Zum 1. Juli wird er fest übernommen. „Ich bin ein ganz anderer Mensch geworden. Der psychische Stress ist weg“, sagt der Ex-Opelaner, der nun etwas weniger verdient als zuvor: „Aber das ist es mir wert. Die ständige Angst um den Job ist vorbei.“

Die Jobs, in die Opelaner hineinwachsen können, sind höchst unterschiedlich. Robert Czaplicki, 31, baute am Band jahrelang Airbags, Sicherheitsgurte und Kabelbäume in Astra- und Zafira-Autos ein. Jetzt steuert er für fast das gleiche Gehalt als Triebfahrzeugführer der Deutschen Bahn Regionalzüge durchs Ruhrgebiet. „Mir war klar, dass ich nicht ewig bei Opel bleiben konnte. Die Firma drohte mit Zwangsversetzung nach Rüsselsheim, und irgendwann hatte ich auch keine Lust mehr“, sagt er. Seit dem Jobwechsel ist dem gelernten Energieelektroniker aus Wanne-Eickel „eine Last von den Schultern gefallen“.

Mokka kommt nach Saragossa
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„Gut aufgehoben“ fühlt sich auch Torsten Diwisch bei seinem neuen Arbeitgeber, dem Schmierstoffhersteller Bremer & Leguil in Duisburg. Der frühere Opel-Industriemechaniker wird dort zum Anwendungstechniker umgeschult. Bei dem mittelständischen Betrieb, sagt der 42-Jährige, „geht es familiärer zu, man kann sich nicht verstecken, aber Leistungen werden auch anerkannt“.

Neue Arbeitgeber prüfen ohne Risiko das neue Personal

„Ich hab das goldene Los gezogen“, glaubt Serkan Ceylan. Der 23-jährige Betriebstechnik-Elektroniker erhielt nach einem Monat bei der Transfergesellschaft zwei Job-Angebote und repariert nun als Miele-Servicetechniker Waschmaschinen, Trockner und Geschirrspülmaschinen im 50-Kilometer-Umkreis von Moers. Mit Dienstwagen und Firmen-Laptop ist er auf Tour. Den notwendigen Umzug von Gelsenkirchen an den Niederrhein bereuen er und seine Familie nicht.

Die Transfergesellschaft erweist sich so als effiziente Jobbörse und Überbrückung. Für die Dauer in der Einrichtung bis zu einem Jahr erhalten ehemalige Opelaner 80 Prozent ihres letzten Gehalts bei der GM-Tochter – den Betrag teilen sich die Arbeitsagentur und Opel. Jeder ehemalige Opel-Mitarbeiter kann einen neuen Job antreten, wird dabei aber bis zu sechs Monate weiterhin von der Arbeitsagentur und Opel bezahlt. Wer vor zwölf Monaten zu einem neuen Arbeitgeber wechselt, bekommt von Opel zusätzlich zur ohnehin vereinbarten Abfindung eine sogenannte Sprinterprämie in Höhe von 1000 Euro für jeden Monat, den der Autokonzern sein Gehalt nicht mehr zahlen muss.

Waschmaschinen-Reparateur Ceylan etwa gehörte der Transfergesellschaft nur ein halbes Jahr an und kassierte so 6000 Euro extra. Neue Arbeitgeber profitieren, weil sie ohne Risiko neues Personal testen können, ohne sofort anstellen zu müssen. Dafür werden 250 Euro Verwaltungsgebühr pro Monat fällig.

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