




Der Autobauer Opel bekommt schlechte Nachrichten aus den USA: Der Mutterkonzern General Motors (GM) droht den Deutschen mit Werksschließungen, berichtet das New Yorker „Wall Street Journal“.
Demnach sollen unter anderem das Werk in Bochum erneut auf der Kippe stehen. Neben dem Bochumer Werk, in dem über 3000 Opelaner arbeiten, soll auch der britische Standort Ellesmere Port mit 2100 Mitarbeitern gefährdet sein. „Wenn Opel gerettet wird, dann jetzt, und die Einschnitte werden tief gehen“, sagte ein nicht namentlich genannter GM-Manager.
Frustriert und "horrende" Verluste
GM hat in den ersten drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahrs 580 Millionen Dollar (438 Millionen Euro) in Europa verloren. Der US-Konzern GM schreibt dagegen hohe Gewinne, seitdem er sich in einem Insolvenzverfahren von teuren Pensionsverpflichtungen trennen und unprofitable Werke schließen konnte.
Am 16. Februar stellt der Konzern seinen Jahresabschluss vor. In dem Zeitungsbericht ist von „horrenden“ Verlusten bei Opel im vierten Quartal die Rede. Die Einschnitte vor zwei Jahren seien nicht tief genug gewesen, wird der GM-Manager zitiert, „es gibt eine zunehmende Frustration“ wegen Opel. Bislang habe GM aber keine Einigung mit den Gewerkschaften über Lohnverzicht und mögliche Standortschließungen erzielt, schrieb die Zeitung. Im Gespräch sei die Verlagerung von Teilen der Produktion aus Korea, um Jobverluste auszugleichen.
Die Chronik des Opel-Dramas
Der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) kündigt ein Sanierungsprogramm für Opel an. 10.000 Stellen und somit fast jeder dritte Arbeitsplatz sollen wegfallen. 6.500 Mitarbeiter sollen per Abfindungen ausscheiden. GM will mit dem Sanierungsprogramm die Kosten seines defizitären Europa-Geschäftes um jährlich 500 Millionen Euro reduzieren.
4.500 Mitarbeiter haben Abfindungsverträge unterzeichnet und verlassen Opel bis Ende 2005 freiwillig. Von den Abfindungsverträgen entfallen 2.700 auf das Stammwerk in Rüsselsheim, 1.500 auf Bochum und 300 auf Kaiserslautern. Am Standort Bochum sollen bis 2007 weitere 1.500 Mitarbeiter per Abfindung ausscheiden.
Die Unternehmensleitung und Opel-Betriebsrat unterzeichnen den Zukunftsvertrag 2010. Damit sind betriebsbedingte Kündigungen bis 2010 vermieden und Werksschließungen bei Opel verhindert.
Absatzeinbruch und massive Verluste bei Opel – der Autobauer fragt beim Kanzleramt nach Hilfe an. Eine Bürgschaft von Bund und Ländern soll aushelfen: Opel benötigt eine Milliarde Euro Bürgschaften.
Der Mutterkonzern GM möchte 47.000 Stellen streichen, 25.000 davon außerhalb der USA. Nun möchte sich Opel von GM abkoppeln. Dafür braucht Rüsselsheim mehr Geld: 3,3 Milliarden Euro. Der Staat soll das Geld bereitstellen.
Ein Sanierungskonzept wird vorgelegt. Der damalige Wirtschaftsminister Karl Theodor zu Guttenberg bringt ein Insolvenzverfahren ins Gespräch. Die Bundesregierung führt parallel zu ihren Verhandlungen mit der Opel-Mutter General Motors (GM) Gespräche mit potenziellen Investoren. Bundeskanzlerin Angela Merkel verspricht Bürgschaften für einen Opel-Investor.
Der italienische Fiat-Konzern und der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna zeigen Interesse.
Vertreter von Bund, Banken und Ländern einigen sich auf eine Zwischenfinanzierung im Rahmen von 1,5 Milliarden Euro an staatlich verbürgten Krediten für den angeschlagenen Autobauer. Nun bieten Fiat, Magna und die in Belgien ansässige Ripplewood-Tochter RHJ International (RHJI) für Opel. Zu Guttenberg bringt den chinesischen Autokonzern BAIC an den Verhandlungstisch.
GM meldet Insolvenz an. Opel erhält eine erste Finanzspritze des Staates. BAIC und RHJI legen Angebote auf den Tisch. Fiat hat sich aus den Verhandlungen bereits im Mai zurückgezogen. Die Länderchefs und die Bundeskanzlerin befürworten aber den Einstieg Magnas und der russischen Sberbank. Nun steigt auch BAIC aus dem Bieterverfahren aus. RHJI hat dagegen schon einen unterschriftsreifen Vertrag mit GM, sagt der RHJI-Chef Fischer. Magna zieht nach und legt GM einen Vertrag zum Unterschreiben vor. GM möchte Opel auf jeden Fall verkaufen, betont der Konzern bei einem Treffen mit Bund und Ländern.
RHJI bessert das Angebot nach. Der GM-Verwaltungsrat empfiehlt den Verkauf von Opel an Magna. Doch es wird ein Veto der EU-Kommission befürchtet. Nun möchte GM Opel doch behalten.
Der neue Opel Chef Nick Reilly stellt einen Sanierungsplan vor: Der Staat soll sich mit 1,5 Milliarden daran beteiligen. 8400 Stellen sollen in Europa fallen, 3900 davon in Europa.
Nun soll Opel aus eigner Kraft saniert werden. Also doch keine Staatshilfen. Das Werk in Antwerpen mit 2500 Mitarbeitern wird geschlossen
GM kehrt 17 Monate nach dem Insolvenzantrag an die Börse zurück. 23 Milliarden Dollar nimmt der Autobauer dabei ein – ein Rekord
GM legt eine gutes Jahresergebnis vor, doch Opel schreibt weiter rote Zahlen. GM-Chefentwickler Karl-Friedich Stracke löst Reilly ab. Dieser wird Chef des GM-Europageschäfts. Opel schreibt immer noch rote Zahlen
Gerüchte machen die Runde, General Motors wolle Opel verkaufen. Opel dementiert.
GM-Chef Dan Akerson bekräftigt auf der Automesse in Detroit: „Ich werde Opel nicht aufgeben“, Es gebe beim europäischen Ableger von GM einiges zu tun, um ihn in die Spur zu bringen, aber GM habe „genügend Geld, um Opel zu halten und zu verbessern“. Die Marke Opel sei eine wichtige regionale Marke, die einen festen Platz im Konzern habe.
Das Europageschäft von GM schreibt nach wie vor rote Zahlen. Nach einem Bericht des Wall Street Journals soll GM mit der Schließung von Werken, unter anderem in Bochum drohen. Der Opel-Betriebsrat dementiert.
Das Wall Street Journal berichtet erneut von geplanten Werksschließungen. Bochum und das britische Ellesmere, ein Werk der Marke Vauxhall, stünden auf der Abschussliste.
Der Bochumer Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel bezeichnete die Gerüchte über eine Werksschließung als geschäftsschädigend. „Das brauchen wir nicht, wir brauchen Ruhe, um gute Autos zu bauen“, sagte Einenkel. Opel-Konzern- und Gesamtbetriebsratsvorsitzende Wolfgang Schäfer-Klug wies die Meldungen über Werksschließungen ebenfalls zurück. „Ich habe überhaupt keinen Hinweis darauf, dass GM plant, bestehende Verträge mit uns zu verletzen“, sagte der . Durch die geltenden Verträge werden Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen bis 2014 ausgeschlossen.