Pariser Autosalon Doppelte Tristesse auf dem Automarkt

Auf dem Pariser Autosalon zeigen die großen Autobauer der Welt ihre neuen Autos fürs nächste Jahr. Quelle: dpa

Für die großen Autobauer sind die Aussichten für das kommende Jahr triste und dunkel. Auf dem Pariser Autosalon zeigt sich dieses Stimmungsbild.

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Der Pariser Autosalon, die „Mondial de l`Automobile“, war früher eine Art Stimmungsbarometer für das kommende Autojahr. Die großen Autobauer der Welt zeigten ihre neuen Autos fürs nächste Jahr. In diesem Jahr fällt der Ausblick gleich doppelt triste aus. Zum einen der Pariser Salon selbst, der vom 18 bis 24 Oktober für Messe-Besucher geöffnet ist, und zum anderen die trüben Konjunkturaussichten für Europa. Nach Corona sollte nach vier Jahren Pause ein Neustart eine neue Ära des „Mondial de l`Automobile“ einleiten. Der Neustart ist aber eher ein Fehlstart, möglicherweise sogar die allerletzte Mondial de l`Automobile in Paris. Die Autowelt in den Pariser Messehallen ist geschrumpft auf Renault-Dacia, die Stellantis Marken Peugeot, DS und Jeep sowie die chinesischen Neulinge BYD und Great Wall. Die Liste der Abwesenden ist erdrückend: Mercedes Benz, BMW, Volkswagen, Audi, Toyota, Hyundai, Kia, Ford, Mazda, Volvo, Suzuki, aber auch die Marken der Stellantis-Gruppe wie Citroën, Fiat, Alfa Romeo und Opel sind nicht dabei.

Man könnte fast sagen, dass der Pariser Autosalon zu einer Autoshow fast ohne Autobauer geworden ist. Damit dürften die Chancen, dass der Mondial nach dem Jahr 2022 weiterlebt gegen null gehen. Kaum vorstellbar, dass man das Abenteuer Mondial im Jahr 2024 nochmals auflegt. Die schwierige Situation vom Paris lässt auch schwieriges Fahrwasser die geplante IAA in München erwarten. Klassische Automessen haben ihre Zukunft hinter sich. Eine Ausnahme könnte wieder mal China sein. Dort ist die große „China Auto“ in den letzten beiden Jahren Corona zum Opfer gefallen, aber wenn einer eine internationale gewaltige Automesse in die Zukunft tragen kann, dann China.

Tristesse in Paris und Rezession in Europa

Das triste Bild aus Paris lässt sich nahezu vollständig auf das europäische Autogeschäft übertragen. Noch zehren die Autobauer von ihren Auftragsbeständen, die nur deshalb aufgebaut werden konnten, weil die Lieferketten mit erheblichen Löchern zu kämpfen hatte. Fehlende Halbleiter, Lock-Downs, brüchige Logistikketten hatten in den letzten beiden Jahren dazu geführt, dass alle weniger Autos bauen konnten. Wettbewerbsdruck war kaum zu spüren, also konnten alle ihre wenigen Autos mit hohen Margen verkaufen. Noch nie waren die Neuwagen-Rabatte in Deutschland in den letzten 10 Jahren so niedrig wie derzeit. Das wird ab 2023 vorbei sein. Dann sind die Orderbanks leer und die Kunden erhalten Seltenheitswert. Inflation, hohe Energiepreise, Rezession sind Kaufblockaden. Damit kommt 2023 die Renaissance der Autorabatte. Die Autobauer müssen nächstes Jahr wieder um Kunden buhlen.

Die Abbildung zeigt die erwartete Entwicklung. Im Jahr 2023 steigt zwar der Pkw-Welt-Markt zwar um 1,5 Millionen Verkäufe auf 70,5 Millionen, aber vom Spitzenwert des Jahres 2017 sind wir noch weit entfernt. Gleichzeitig sind die Produktionskapazitäten des Jahres 2017 im Markt vorhanden. Da die Lieferketten stabiler werden steigt die Produktion, aber in wichtigen Regionen wie Europa fehlen die Kunden. Da mehr Produktion möglich wäre, allerdings die Kunden fehlen, tritt das alte Geschäftsmodell der Autoindustrie wieder in Kraft. Man buhlt um Kunden mit höheren Rabatten. In Europa dürfte diese „buhlen“ im nächsten Jahr am stärksten ausgeprägt sein. Unter den großen Marktregionen – wie in der Abbildung zu sehen – ist Europa der einzige Markt mit „Schrumpfung“. Die Europa-Neuwagenverkäufe fallen im Jahr 2023 auf 10,8 Millionen gegenüber 11 Millionen im Jahr 2022. In Asien hingegen kann man mit deutlichen Zuwächsen rechnen und auch in Nordamerika kann man zumindest leicht steigende Neuwagenverkäufe.

Die Tristesse von Paris spiegelt sich in Europa

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Die „Mondial de l`Automobile“ des Jahres 2022 ist alles andere als „Mondial“, sondern geschrumpft zu einer regionalen Messe. Ob es in zwei Jahren erneut eine Mondial gibt steht in den Sternen. Gleichzeitig spiegelt die Tristesse in Paris das Autogeschäft in Europa. Der Ukraine-Krieg setzt Europa mächtig zu und das gilt auch für die Automärkte.

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