Peter Hochholdinger Tesla verliert seinen Produktionschef

Teslas Produktionschef Peter Hochholdinger hat den Elektroautohersteller Tesla verlassen. Quelle: Martin Klimek für WirtschaftsWoche

Peter Hochholdinger hat den kalifornischen Elektroautohersteller verlassen. Der ehemalige Audi-Manager bleibt jedoch der Branche erhalten.

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Teslas Produktionschef Peter Hochholdinger hat den Elektroautohersteller Tesla verlassen, wie der WirtschaftsWoche bestätigt wurde. Zuerst hatte der Branchendienst Electrek darüber berichtet. Ihm nahestehende Personen erwarten, dass der ehemalige Audi-Manager (57) der Elektroautobranche erhalten bleibt. Die Rede ist von einer neuen Marke. Sein Weggang habe jedoch nichts mit den Problemen und der finanziellen Situation bei Tesla zu tun. Nach drei Jahren habe der Deutsch-Amerikaner – Hochholdinger ist in den USA geboren und hat einen amerikanischen Pass – etwas Neues machen wollen.

Im Interview hatte Hochholdinger der WirtschaftsWoche im März berichtet, wie Elon Musk ihn höchstpersönlich von Audi abgeworben hatte, wo er 22 Jahre gearbeitet hatte und zuletzt im Werk in Ingolstadt die Fertigung des A4, A5 und Q5 verantwortete.

„Möchtest Du die Welt verändern?“, habe Musk ihn gefragt. Hochholdingers Antwort: „Ich weiß nicht, ob ich die Welt verändern kann. Aber ich weiß, dass ich Autos bauen kann.“ Statt wie geplant ein neues Audi-Werk im mexikanischen San Jose zu übernehmen, zog er stattdessen im Mai 2016 ins kalifornische San Jose und trat am 1. Juni seinen Job als Fertigungschef in der Tesla-Fabrik in Fremont an.

Schon seine erste Aufgabe bereitete ihm schlaflose Nächte: Die Produktion des Geländewagens Model X ins Laufen zu bringen. Die war ins Stocken geraten, auch wegen der aufwändigen Flügeltüren, auf die Unternehmenschef Musk bestand. Die Herausforderungen bei der Model X Produktion, so Hochholdinger, seien anstrengender gewesen, als die Fertigungslinie für das Model 3 hochzuziehen. Beim X habe es „Momente gegeben, wo ich dachte, das schaffen wir nie.“

Auch die Model-3-Fertigung hatte ihre besonderen Tücken. Weil der Platz in Fremont nicht ausreichte, musste nicht nur auf zwei Etagen gefertigt, sondern sogar ein Zelt auf dem Parkplatz aufgestellt werden. Aber Hochholdinger und sein Team bekamen die Produktion in Gang gesetzt. Tesla-Chef Musk schlief damals sogar im Werk, um an der Produktionslinie eingreifen zu können. Momentan wird in Fremont die Herstellung des Model Y vorbereitet, eine kompakte Geländelimousine auf der Basis des Model 3. Hochholdinger ist nun nicht mehr dabei. Das Hochfahren einer neuen Produktion, so der Experte, sei wie „ein kleiner Tod.“

Schon im März hatte er im Interview mit der WirtschaftsWoche angedeutet, dass er sich ein Leben nach Tesla vorstellen könne. Den Weggang von Führungskräften hält Hochholdinger für normal, besonders bei amerikanischen Unternehmen. „Wir Amerikaner haben keine Angst davor, uns zu bewegen und auch mal was anderes zu tun. Ich halte das für eine gute Eigenschaft.“

Für Tesla-Chef Musk kommt der Abschied seines wichtigsten Produktionsexperten zur Unzeit. Zumal dieser in der Fertigung sehr beliebt war, auch wegen seines zwar bestimmten, aber immer freundlichen Auftretens. Während Musk einen Hang zu cholerischen Anfällen hat und ab und zu Leute persönlich auf der Stelle feuert, verlor Hochholdinger nie die Nerven.

Zwar läuft die Produktion von Model 3, die im Herbst im gerade im Bau befindlichen Werk in China kopiert werden soll, rund. Tesla fertigt derzeit in Fremont pro Tag im Schnitt 1000 Model 3. Doch Musk muss auch die Produktion des Model Y vorbereiten. Die ersten Fahrzeuge sollen im Herbst nächsten Jahres ausgeliefert werden. Die Geländelimousine ist der neue Hoffnungsträger des Unternehmens.

Zudem gibt es, allen Beteuerungen von Musk zum Trotz, immer noch erhebliche Zweifel an der Wall Street über die Nachfrage nach dem Model 3, das seit Februar auch in Europa und China verkauft wird. Die will Musk nächste Woche ausräumen. Bis zum Sonntag läuft der Countdown für das zweite Quartal, in dem ein neuer Auslieferungsrekord aufgestellt werden soll. Momentan sind alle Tesla-Mitarbeiter eingespannt, um Autos auszuliefern und auch persönlich direkt zum Kunden zu fahren. Für Musk gibt es jedoch keine Pause: Am 1. Juli beginnt das dritte Quartal. Und weil es an der Wall Street immer um künftige Erfolge geht, auch ein neuer Spießrutenlauf.

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