Piëch Automotive Lamborghini übernehmen? Wer's glaubt...

Ein Lamborghini Huracan Evo Spyder auf dem Genfer Autosalon 2019. Nun liegt ein Übernahmeangebot für die Sportwagenmarke vor. Quelle: REUTERS

Greift die Familie Piëch nach Lamborghini? Nicht ganz. Ein Designer, der gern auf Autobauer macht und einen Filmemacher kennt, der Piëch heißt, hat mal ein Kaufangebot verschickt. Ein Kommentar. 

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Es gibt Neuigkeiten aus dem Marketinguniversum von Anton Piëch. Der Sprössling des Porsche-Piëch-Clans, angeblich ein Sohn des verstorbenen VW-Patriarchen Ferdinand Piëch, könnte an einer geplanten Übernahme des Sportwagenbauers Lamborghini beteiligt sein. So spekulieren zumindest einige Medien. Wie kommen sie darauf? Ein Kompagnon von Piëch, Rae Stark Rajcic, soll ein Kaufangebot für Lamborghini vorgelegt haben. 7,5 Milliarden Euro soll er bieten, finanzieren könnte den Deal angeblich der Londoner Finanzinvestor Centricus. Weil Stark Rajcic zusammen mit Piëch mehrere Start-ups leitet, stand schnell eine Theorie im Raum: Piëch greift nach Lambo. Oder gar: Die Familie Piëch greift. 

Das ist eine originelle Idee. Mehr aber nicht. Denn erstens hat der aktuelle Lamborghini-Eigentümer Volkswagen dankend abgelehnt, öffentlich und unmissverständlich. Zweitens ist Anton Piëch nicht „der Piëch-Clan“: Viele in der Familie nehmen ihn nicht ernst, beobachten seine öffentlichen Inszenierungen mit Sorge und ärgern sich über die großspurige Ankündigung von Piëch und Stark Rajcic, mit ihrem Start-up „Piëch Automotive“ künftig bessere Autos zu bauen als Porsche. Nichts ist der Familie so heilig wie der Autobauer Porsche. Angeführt von Anton Piëch und seinem Vertrauten Stark Rajcic würde die Familie sicherlich keinen Milliarden-Deal machen. 

Bliebe noch Stark Rajcic, der offenbar das Kaufangebot unterzeichnet hat. Was ihn befähigt, einen 7,5-Milliarden-Deal mit Volkswagen zu verhandeln, bleibt schleierhaft. Er hat nach eigenen Angaben die Kunstgewerbeschule besucht und eine Ausbildung zum Polygrafen gemacht. Danach gründete er eine Druck- und Designagentur im schweizerischen Horn. Autos bauen kann er nicht. Genauso wenig übrigens wie Anton Piëch, der früher als Medienunternehmer und Filmemacher firmierte. Seit 2016 sind die beiden verbandelt – durch die Gründung von Firmen, die erst die Vermarktung des Namens Piëch verfolgten, dann den Bau eines Sportwagens. 

„Ich habe noch kein Auto gebaut“, sagt Piëch, „aber ich weiß, wie Marketing funktioniert.“ Wie wahr! In seinem früheren Leben als Medienunternehmer wollte er einmal mit viel Tamtam einen Science-Fiction-Film namens „Log Out“ realisieren. Dafür engagierte er die Hollywood-Schauspieler Adrien Brody und Blake Lively. 2015 wurde auf einer Pressekonferenz der Trailer gezeigt. Man müsse sich das wie „Game of Thrones“ vorstellen oder „Star Wars“, sagte Piëch. Wenige Wochen nach der Pressekonferenz war das Projekt gestorben. Das hielt Piëch jedoch nicht davon ab, weiter von großen Plänen zu schwadronieren. Er wollte angeblich die kalifornische Filmfirma Mirada übernehmen - und einen neuen Standort seiner Filmfirma in Mumbai eröffnen. Nichts davon passierte. 

Anfang 2019 gingen Piëch und Stark Rajcic dann auf der Automesse in Genf mit ihrem Plan an die Öffentlichkeit, einen Elektrosportwagen der Marke Piëch zu bauen. Was sie auf der Messe zeigten, war ein hübsch geformtes, aber praktisch leeres Blechkleid. Auf einen wenigstens fahrbereiten Prototyp wartet die Öffentlichkeit bis heute. Vor 2023 werde das Auto nicht verkauft werden, hieß es zuletzt von Piëch Automotive. 

So glänzt die Firma bislang nur durch Versprechungen. Die Fahrer des E-Sportwagens sollen mit einer Elektroladung nicht nur 500 Kilometer weit kommen, sondern die Batterie auch in 4 Minuten und 40 Sekunden laden können. 

Wie man auf die Sekunde genau die Ladezeit eines Autos kennt, das noch gar nicht gebaut wurde? Rätselhaft. Würde es klappen, wäre es ein Rekord: Der Porsche Taycan braucht für eine 400-Kilometer-Ladung etwa 15 Minuten. Das schnelle Laden sei das wichtigste Alleinstellungsmerkmal der Firma, heißt es denn auch bei Piëch Automotive. 

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Doch der angebliche Super-Akku kommt nicht von Piëch Automotive, sondern von der weitgehend unbekannten Desten Group in China. Falls Piëch eine Zulassung für den Akku bekommt, wäre dies ein Coup. Doch für wen? Die Erfinder sitzen bei Desten, nicht bei Piëch. Piëch bräuchte eine exklusive Lizenz, um einen Vorsprung zu halten. Die aber strebt das Unternehmen angeblich gar nicht an. Doch wer sollte den Sportwagen kaufen, wenn er die Wundertechnologie auch woanders bekommt? Und wie überhaupt soll das Piëch-Auto, das sowohl mit Verbrenner als auch mit E-Antrieb erhältlich sein soll, jemals so gut sein, wie ausschließlich als E-Autos konzipierte Fahrzeuge wie etwa der Porsche Taycan? 
Ich würde sagen, Herr Stark Rajcic: Erst mal den „Piëch“ zum Laufen bringen, dann die Übernahme von Weltmarken planen. 

Mehr zum Thema: Der Porsche Taycan ist das erste Elektroauto aus deutscher Produktion, das komplett neu entwickelt wurde – ein historischer Schritt. Die WirtschaftsWoche wollte wissen, was das Auto taugt und hat es getestet.


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