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Pirelli-Chef Provera "Alle Vorschläge kommen von mir allein"

Im Interview spricht Marco Tronchetti Provera, der Chef des Reifenherstellers Pirelli, über seinen neuen chinesischen Partner ChemChina, die Formel 1 und den berühmten Kalender.

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Marco Tronchetti Provera Quelle: Klaus Weddig für WirtschaftsWoche

WirtschaftsWoche: Signor Tronchetti Provera, haben Sie schon angefangen, Chinesisch zu lernen?

Marco Tronchetti Provera: Ja, ein wenig.

Wann haben Sie Ren Jianxin, den Vorstandsvorsitzenden Ihres künftigen chinesischen Mehrheitsaktionärs ChemChina, zum ersten Mal getroffen?

Das war vor drei Jahren. Wir haben damals über unsere Standpunkte im Industriegeschäft gesprochen. Aber die Zeit war noch nicht reif für ein gemeinsames Projekt. Vor fünf oder sechs Monaten haben wir uns dann wieder zusammengesetzt und schnell die ersten Ideen für eine Kooperation entwickelt.

Zur Person

War er die treibende Kraft?

Ja. Ren Jianxin war von unserer Technologie beeindruckt und wie gut wir international im Industriegeschäft sind, das heißt bei Reifen für schwere Fahrzeuge wie Trucks und Traktoren. Er wollte sein Reifengeschäft stärken, das ist der Kern unserer Vereinbarung. Im November 2013 hatten wir angekündigt, dass wir uns für unser Industriegeschäft einen Partner wünschen.

Weil Ihr Industriegeschäft schwach ist.

Ja, in der Tat. Das betrifft ChemChina ebenfalls. Deshalb möchte unser Partner, dass wir die Führung dieses Bereichs übernehmen.

Was ändert sich für Pirelli im Endkundengeschäft?

Im Endkundengeschäft sind wir weltweit gut aufgestellt mit Reifen für Pkws und Motorräder. Wir haben die richtige Größe und wachsen kontinuierlich mit neuen Fabriken und Märkten. Im Premiumsegment wachsen wir sogar sehr schnell. Wir sind auch schon in China aktiv und verkaufen erfolgreich in Amerika und im Mittleren Osten. Da wird sich überhaupt nichts ändern, auch langfristig nicht. Die Vereinbarung mit ChemChina dreht sich nur um das Industriegeschäft. Wir haben dort alle Führungs- und Entscheidungskompetenzen. Alle Vorschläge werden allein von mir kommen.

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Es gab Befürchtungen, Sie wollten Pirelli aufsplitten in eine Endkunden- und eine Industriesparte?

Wir sind bereits dabei. Das ist ein laufender Prozess, der uns hilft, die jeweiligen Sparten zu stärken, in Brasilien zum Beispiel. Zum Jahresende werden wir alle unsere Geschäfte mit ChemChina zusammenlegen. Danach werden wir unsere Aktivitäten in China ausweiten. Sie haben dieselbe Größe wie wir. Aber sie sind deutlich weniger profitabel, obwohl sie gute Fabriken haben.

Wird Pirelli auch in Fabriken von ChemChina produzieren?

Wir werden sie betreiben, um sie profitabler zu machen. Und wir werden unsere Technologie einbringen. In China halten die Reifen meist nicht mehr als 20 000 Kilometer. Wir werden nicht nur die Qualität der Produkte verbessern, sondern auch Service einführen, wie wir es in Brasilien und der Türkei schon gemacht haben. Für uns ist das eine Chance, die Wettbewerbsfähigkeit des Industriegeschäfts von Pirelli zu steigern. Bisher war das unser schwacher Arm. Die Kooperation sichert die Zukunft beider Unternehmen. Und man kann sagen, mit dem Investment unserer chinesischen Partner sind wir weitestgehend vor feindlichen Übernahmen geschützt.

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