Was zählen Sie zum Kerngeschäft?
Ich nenne ein einfaches Beispiel: So komplizierte Blechbauteile, wie wir sie verwenden, kann nicht jeder herstellen. Und die Werkzeuge, die man dafür braucht, auch nicht. Beim neuen Panamera, der kommendes Jahr auf den Markt kommt, haben wir größte Mühe gehabt, Werkzeugbauer und Lieferanten zu finden, die diese Teile zu guter Qualität und akzeptablen Kosten herstellen. Da sollte man überlegen, ob es nicht Sinn macht, mittelfristig Kompetenzen in die Werke zurückzuholen, um bei den aus unserer Sicht 10 oder 20 qualitäts- und markenbestimmenden Bauteilen wieder unabhängiger zu werden. Und die großen Zulieferer warten nicht auf uns, für die sind wir nur ein kleiner Fisch.
Die Fertigungstiefe bei Porsche soll also eher steigen als sinken? Einige Experten raten dagegen, die Autofertigung nach dem Vorbild der Smartphone-Hersteller sogar komplett auszulagern.
Das Apple-Modell ist nicht auf uns übertragbar. Die Autoindustrie ist sozial sehr entwickelt. Wir könnten uns nicht erlauben, unsere Produkte unter derartigen Bedingungen herstellen zu lassen wie etwa Apple bei Foxconn in China.
Warum beteiligt sich Porsche am Düsseldorfer Zulieferer Capricorn?
Das Unternehmen hat sehr hohe Kompetenzen zur Fertigung von Leichtbauteilen, die für uns im Rennfahrzeug 919 Hybrid eine Rolle spielen. Dieses Know-how möchten wir uns sichern.
Noch mal zurück zum „kleinen Fisch“: Wird Porsche 2015 die Schwelle von 200.000 verkauften Autos überschreiten?
Das werden wir kaum verhindern können.
Wo würden Sie sagen: Jetzt ist genug?
Die natürliche Grenze liegt für mich nicht in irgendeiner absoluten Absatzzahl von 190.000 oder 210.000 Autos, sondern in einem Marktanteil. Wenn wir heute bei einem Weltmarkt von mehr als 70 Millionen Pkws auf einen Anteil von nicht einmal 0,3 Prozent kommen, ist das doch nichts. Und es kommt nicht bloß auf die Stückzahl, sondern auf den Modellsplit an: Wie viele Cayenne verkaufen wir in Relation zum 911 und welche Motorisierungen in welchen Autos?
Es gibt relevante Menschen in Ihrem Unternehmen, die über Ihren sportlichen Geländewagen Macan nicht glücklich sind, weil Porsche pro Stück damit weit weniger verdient als etwa mit dem 911.
Aber stellen Sie sich doch Porsche mal ohne den Macan vor. Wir würden einen riesigen Markt herschenken. Drei Viertel der Käufer sind Neukunden, in China geht fast jeder zweite Macan an eine Frau. Diese Volumenmodelle bringen uns junge Kunden und das Geld, das wir brauchen, um uns die markenprägenden Modelle auch weiterhin leisten zu können.