Bei dem Elektroauto-Konzept „Mission E“ haben Sie auf einem fast weißen Blatt Papier begonnen. Wie stark hat sich der Prozess danach von einem konventionellen Sportwagen unterschieden?
Immer wenn eine neue technologische Ära anbricht ist das für einen Ingenieur unglaublich spannend. Die Vielzahl an technischen Lösungen, die untersucht werden, ist zunächst enorm. Erst nach einer gewissen Zeit kristallisieren sich einige Favoriten heraus – je nach den Kriterien und Maßstäben, die man anlegt. In einer solchen Zeit befinden wir uns gerade. Der Projektablauf ist sehr ähnlich, die Module, Baugruppen und die gesamte Architektur unterscheiden sich aber stark.
Können Sie da ein Beispiel geben?
Der Verbrennungsmotor, der Tank und das große Getriebe verschwinden. Diesen Platz können Batterie und Elektromotoren aber nicht 1:1 ausfüllen, da sie andere Anforderungen haben. Zum einen ist ein Elektromotor an sich kleiner als ein Verbrenner mit seinen Zusatzaggregaten. Zum anderen haben wir uns für zwei Elektromotoren – je einen pro Achse – entschieden anstatt einem großen oder vier kleinen für jedes Rad. Es gibt eine Pluralität an Lösungen, die nach Performance, Bauraum, Gewicht und Kosten bewertet werden müssen. Ein Beispiel: Für Radnabenmotoren spricht, dass sie im Fahrzeug selber kaum Platz beanspruchen und die Leistungsmomente pro Rad einzeln verteilt werden können.
Und dagegen?
Die ungefederten Massen sind sehr hoch, was Abstriche für die erzielbare Spreizung zwischen Fahrdynamik und Komfort nach sich zieht. So haben wir uns für die Achsmotoren entschieden: Mit intelligenten Differenzialen können wir auch hier die Leistungsmomente genau verteilen, aber ohne die Nachteile des Radnabenmotors.
Wenn Sie die Evaluation von verschiedenen Lösungen ansprechen: Spielen alternative Kraftstoffe bei Ihnen noch eine Rolle oder konzentrieren Sie sich auf den Elektromotor?
Sie können nicht bei den Entwicklungs- und Lebenszyklen unserer Produkte ein ganzes Portfolio von heute auf morgen umstellen. Wenn man durch Beimischung oder den kompletten Austausch mit alternativen Kraftstoffen wesentliche Vorteile in der Umweltbilanz erzielen kann, ist das hilfreich. Vor allem dann, wenn wir dafür die bestehende Infrastruktur nutzen können. Und ein noch viel größerer Vorteil ist, dass wir mit den Kraftstoffen nicht nur Neuwagen umstellen können, sondern auch den gesamten Bestand.
Kann das auch eine dauerhafte Alternative werden?
Das hängt ganz davon ab, wie die Gesamtbilanz der alternativen Kraftstoffe ist – aus ökologischer, aber auch ökonomischer Sicht. Die Entwicklung ist hier aber noch lange nicht am Ende.
Herr Steiner, wir danken für das Gespräch.