Preispolitik bei Neuwagen Warum Ihr nächstes Auto ein Gebrauchter werden sollte

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Warum niemand den Listenpreis zahlen muss

Die Tageszulassungen sind ein süßes Gift für die Autobranche. Die Kurzzeitzulassungen auf den Autobauer selbst oder den Handelsbetrieb helfen zwar bei in der Neuwagen-Statistik. Wenn sie dann aber als Quasi-Gebrauchtwagen mit hohen Abschlägen verkauft werden müssen, drücken sie bei Herstellern und Händlern auf die Marge. „Das sind eigentlich Auswüchse der herrschenden Überproduktion, aber man kann auf dieses Zusatzgeschäft nicht verzichten“, sagt der Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZdK), Jürgen Karpinski, der selbst in Frankfurt ein Autohaus betreibt.

Doch auch bei den „echten“ Neuwagen haben Hersteller und Händler eine Vielzahl von Strategien entwickelt, um Kunden mit vermeintlichen oder tatsächlichen Schnäppchen zu locken. Gängige Mittel sind offen beworbene Sonderaktionen, die häufig mit verschachtelten Leasing-Angeboten, Ausstattungs- und Garantiepaketen oder hohen Eintauschprämien arbeiten.

Woraus sich der Preis eines Neuwagens zusammensetzt

Soll heißen: Den Listenpreis muss niemand mehr zahlen, auch bei Neuwagen. Wer bei seinem neuen Auto jeden Schalter einzeln aussuchen möchte, kommt zum Beispiel über Internet-Plattformen an individualisierte Angebote, die aber nicht von den Herstellern betrieben werden. Laut dem CAR-Institutsleiter Ferdinand Dudenhöffer lagen bei solchen Portalen die Preise der 30 beliebtesten Modelle rund 19 Prozent unter den veröffentlichten Listenpreisen.

„Online ist es immer günstiger“

Auch der ADAC kommt in einem aktuellen Test mit fünf verschiedenen Neuwagen zum Ergebnis: „Online ist es immer günstiger“. Die niedergelassenen Händler ließen sich im Test des Autoklubs von den Offerten der Netz-Konkurrenz nur wenig beeindrucken: Nur 20 von 50 untersuchten Anbietern gingen noch einmal von ihrem ersten Preis herunter, blieben aber immer deutlich über dem Online-Niveau.

Die höheren Preise begründeten sie mit besserer Beratung und Service – ein Versprechen, das die ADAC-Tester allerdings ausdrücklich nicht bestätigen wollten: Von 50 Autohäusern hätten 23 keine ausreichende Informationen zum Neuwagen. Immerhin lagen auch die Händler-Offerten im Schnitt gute 12 Prozent unter dem Listenpreis.

Kryptische Kürzel in Auto-Anzeigen

„Servicequalität hat nun einmal ihren Preis“, gibt sich ZdK-Präsident Karpinski selbstbewusst. Der Handel könne Rechtssicherheit, persönliche Beratung, Probefahrt und individuelle Finanzierungsangebote wie kein Konkurrent anbieten.

Für Detlev von Platen hat das Autohaus noch einen ganz anderen Zweck. „Wir dürfen den direkten Kontakt zum Kunden nicht verlieren“, sagt von Platen, der im Porsche-Vorstand für Marketing und Vertrieb zuständig ist. „Wenn wir diesen Kontakt verlieren, wird das ein anderer übernehmen – und das dürfen wir nicht zulassen.“

Einer dieser Player ist unter anderem der Online-Handelsriese Amazon. Opel beispielsweise bietet aktuell ein Sondermodell des Kleinstwagens Adam über Amazon an. Leasingkunden können eine Sonderedition online reservieren und sie anschließend beim niedergelassenen Händler abholen.

Für den Kunden ist das Angebot durchaus attraktiv: Bei Amazon ist der Adam nach Berechnungen des CAR rund 2200 Euro günstiger als im Konfigurator auf der Opel-Website.

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