Produktionsausbau Autobauer im Mexiko-Rausch

Seite 2/5

Für den Q5 der beste Produktionsstandort


Hoffnung auf eine steile Karriere. Frisch eingestellte Ingenieurin Maria Nohemi im neuen Volkswagen-Motorenwerk in Silao.

Mit über 42 Staaten unterhält Mexiko mittlerweile Freihandelsabkommen. So können nahezu alle wichtigen Automärkte weltweit zollfrei beliefert werden – vor allem der für die Branche so wichtige florierende US-Markt. Schwankungen wichtiger Währungen wie Euro und Yen gegenüber dem Dollar spielen keine Rolle, weil hauptsächlich im Dollar-Raum für die USA und Kanada produziert wird. Für Exporte aus den USA nach Europa und umgekehrt müssen die Hersteller dagegen zehn Prozent Einfuhrzoll zahlen. „Genau deshalb ist Mexiko der ideale Standort für uns“, sagt Audi-Chef Rupert Stadler. „Wir haben hier die besten wirtschaftlichen Voraussetzungen.“

Vor allem für Audi zahlt sich der Gang nach Mexiko aus. „Wer ein Weltauto wie den Audi Q5 baut, für den ist Mexiko tatsächlich der beste Produktionsstandort“, sagt Experte McAlinden. Zurzeit muss Audi das Auto aus dem bayrischen Ingolstadt teuer in die Vereinigten Staaten exportieren. Von 2016 an kommt der Audi Q5 für den US-Markt und Kanada aus Puebla, rund 130 Kilometer südöstlich der Landeshaupt Mexiko-Stadt.

Puebla, eine im Jahr 1531 von den Spaniern gegründete Kolonialstadt, namensgleich mit dem mexikanischen Bundesstaat, bildet zusammen mit dem Bundesstaat Guanajuato in der zentralmexikanischen Hochebene das Zentrum der internationalen Autoindustrie im einstigen Lande der Azteken. Das Gebiet gilt als relativ sicher vor Mafiabanden und Drogenkriminalität. Das liege vor allem daran, dass es in der Region die besten Schulen und Universitäten gebe, berichten Einheimische. Und auf die schickten auch die Drogenbosse ihre Kinder; deshalb sei es hier sicherer als etwa im Norden Mexikos direkt an der Grenze zu den USA oder etwa an der Westküste.

Zweitgrößte VW-Produktion

Und deshalb haben sich auch führende Autobauer aus der ganzen Welt, von VW über GM und Ford bis Nissan, in der Hochland-Region in einem Umkreis von rund 500 Kilometern rund um die Hauptstadt niedergelassen. Dazu kommen die Zulieferer. Allein um Puebla gibt es mehr als 140 von ihnen – fast nur aus dem Ausland.

Grafik

Es ist zehn Uhr an einem sonnigen, 25 Grad warmen Morgen Mitte Januar, sieben Stunden früher als am Firmensitz im fränkischen Coburg. Bei Brose in Puebla geht elektronisch ein Auftrag für die Auslieferung eines Türsystems ein, eine komplett montierte Tür mit Fensterhebern, Seitentürschloss, Lautsprecherkorb, Innengriff, Verkabelung. Das Teil ist für den Jetta A6 von VW, es muss um 13 Uhr am Montageband auf der anderen Seite der sechsspurigen Schnellstraße sein. „Wenn wir hier eine Verzögerung haben, stehen bei VW Mexiko die Bänder still“, sagt Roeck.

Das Volkswagen-Werk in Puebla ist hinter dem Stammsitz in Wolfsburg die zweitgrößte Produktionsstätte des Konzerns weltweit. Etwa 14 000 Mitarbeiter beschäftigt VW hier, nur rund 200 davon sind Deutsche. Die haben die Führungspositionen inne. VW, größter Arbeitgeber in Puebla, produziert wie alle ausländischen Autobauer in Mexiko hauptsächlich für den Export – 44 Prozent der Fahrzeuge gehen in die USA und nach Kanada. Immerhin 39 Prozent werden nach Europa exportiert.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%