PSA Druck auf Opel-Mitarbeiter steigt

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Die Sache mit der gewerkschaftlichen Mitbestimmung

Unverständnis über die unterschiedlichen Rollen der Arbeitnehmervertreter in Frankreich und Deutschland ist vermutlich die Hauptursache für den Streit zwischen PSA-Direktion und Opel-Mitarbeitern, aber auch für das ungewöhnliche Gezänk zwischen Gewerkschaftern, die doch eigentlich an einem Strang ziehen sollten.

Das fängt bereits damit an, dass der Vorsitzende des Betriebsrats in Frankreich der Werksleiter ist und nicht etwa ein Gewerkschafter. In Frankreich gibt es auch keine Mitbestimmung wie in Deutschland. „Wenn es bei uns ein Problem gibt, dann können wir unsere Meinung darlegen, auch Vorschläge unterbreiten. Aber die Führung führt“, bringt es Lafaye auf den Punkt. Er glaubt nicht, dass die Mitbestimmung bei Opel so erfolgreich gewesen sei, dass sich ausgerechnet daraus nun Forderungen des Betriebsrats ableiten ließen. „Wenn ein Unternehmen jedes Jahr eine Milliarden Euro Verlust machen kann, dann war es mit der Qualität der Mitbestimmung offenbar nicht so weit her“, kritisiert er.

„Wir lernen noch, was Mitbestimmung in Deutschland heißt“, sagte PSA-Chef Tavares in Paris. „Wir haben in unserem Unternehmen aber auch Gouvernance-Vorschriften, die wir einhalten müssen.“ Er verwehrte sich aber deutlich gegen den Vorwurf, gemachte Zusagen über die Einhaltung von Verträgen zu brechen. Zwei unabhängig von einander beauftragte Gutachten in Deutschland und Frankreich hätten dies bewiesen. „PSA ist ein Unternehmen, das sich an Gesetze hält. Die aktuell geltenden Tarifverträge werden streng respektiert.“

Tavares kündigte an, der IG Metall den geforderten Einblick in die Geschäftsberichte zu gewähren. Die mächtige Gewerkschaft macht von der Prüfung der Unterlagen abhängig, ob sie womöglich Ausnahmen vom Tarifvertrag zulässt, wie PSA das zur Kostensenkung bei Opel fordert. Ganz in der Tradition französischer Unternehmenschefs, die ihre Mitarbeiter eher als Schützlinge denn als Ansprechpartner auf Augenhöhe betrachten, zweifelt Tavares aber daran, dass „das Zahlenwerk allgemein verständlich ist, nur weil wir Tonnen von Papier auf den Tisch legen“.

Es sei ebenfalls ein Irrtum zu glauben, dass gute Kenntnis eines Unternehmens den besten Manager ausmache. „Es ist nicht notwendigerweise so, dass derjenige, der ein Unternehmen gut kennt, auch weiß, wie man es voranbringen kann,“ sagte Tavares. „Man sollte Transparenz nicht mit Management verwechseln.“ Aber er sei bereit zum Dialog, versicherte er.

Allzu viel sollten sich die Gewerkschafter in Deutschland von dem gebürtigen Portugiesen womöglich dennoch nicht erwarten. Wenn es um konkrete Zahlen über die künftige Personalstärke ging oder die ebenfalls von der IG Metall geforderten Aussagen über die künftige Auslastung der Opel-Werke und Auskünfte über die Produktion bestimmter Modelle, blieb Tavares beim Treffen mit den Journalisten vage. Er sei nicht der Richtige, diese Entscheidungen zu treffen. Das obliege der Opel-Führung, wich er aus. Nach seinen Angaben ist sogar das Renditeziel von 6 Prozent ein Vorschlag von Opel-Chef Michael Lohscheller gewesen. „Ich habe es nur validiert.“

Was er am Standort Eisenach in Thüringen „validieren“, wird, wo derzeit rund die Hälfte der 1800 Mitarbeiter um ihren Job bangen, ließ Tavares ebenfalls im ungewissen. Der verfügte Investitionsstop werde aufgehoben, „sobald eine Übereinkunft über Maßnehmen getroffen ist, die den Standort wettbewerbsfähig machen“.

Die Information von Gewerkschaftsseite, wonach in Eisenach nur ein kleiner SUV gebaut werden solle anstatt zwei Modelle, die das Werk auslasten würden, zog Tavares in Zweifel: „Wer sagt denn, dass es richtig ist, was aus Eisenach verlautet,“ fragte er. Welche Absichten PSA tatsächlich an dem Standort in Thüringen verfolgt, ließ er aber unausgesprochen.

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