Tesla-Quartalszahlen Elon Musks riskante Wette auf den Wertzuwachs

Tesla hat seine Ergebnisse für das erste Quartal 2023 am Mittwoch nach Börsenschluss bekannt gegeben. Quelle: imago

Tesla hat im ersten Quartal einen Einbruch beim Gewinn erlitten – wegen seiner Preissenkungen. Warum das den Tesla-Chef kaltlässt.

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Seit Jahresbeginn überrascht Tesla mit Preissenkungen. Das, kombiniert mit der steuerlichen Förderung im Heimatmarkt USA, hat auch im ersten Quartal neue Auslieferungsrekorde erlaubt. In den ersten drei Monaten konnte der amerikanische Fahrzeughersteller so 17.597 Fahrzeuge mehr ausliefern als im Quartal zuvor, insgesamt 422.875 Autos.

Und das trotz heftigen Gegenwinds: Durch die Politik der Zinserhöhungen der Notenbanken sind auch die Kredite für Autos teurer geworden. Zudem fürchten sich potenzielle Käufer davor, ihren Job zu verlieren. Tesla hat dem schlechten Klima getrotzt. Doch zu welchem Preis? Mittwochnachmittag legte Tesla die Zahlen fürs erste Quartal vor. Nun ist klar: Der Mehrverkauf hat nicht gereicht, um die Preissenkungen auszugleichen.

Im ersten Quartal hat Tesla – inklusive seiner Solar- und Akkusparte – 23,3 Milliarden Dollar umgesetzt, rund eine Milliarde Dollar weniger als im Quartal zuvor. Die Preissenkungen haben Abverkaufspreis und Margen gedrückt. Die Bruttogewinnspanne für Autos fiel von 21 Prozent im vierten Quartal auf 16 Prozent. So sank der Gewinn signifikant von 3,6 Milliarden Dollar im vierten Quartal 2022 auf 2,5 Milliarden Dollar in den ersten drei Monaten des Jahres 2023. Gegenüber dem Vorjahresquartal sind es rund 24 Prozent weniger.

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von Tobias Gürtler

Tesla-Chef Elon Musk zeigt sich trotzdem unbeeindruckt. Es ist Teil seiner Strategie. Je größer Teslas Fahrzeugflotte, desto größer sei der Profit, den man absahnen könne, argumentiert er. Allerdings nicht gleich, sondern später. Im Gegensatz zu traditionellen Fahrzeugherstellern, so Musk, „verdienen wir nach dem Verkauf der Fahrzeuge, durch Stromtankstellen, Versicherungen und weit wichtiger durch Software.“ Und da vor allem, verspricht Musk, durch das autonome Fahren. Er sei zuversichtlich, es in diesem Jahr in den Griff zu bekommen. „Es sieht zumindest so aus“, meint Musk. Und er setzt noch einen drauf: „Wir sind in einer so starken Position, wir könnten Autos für null Profit verkaufen und den Wertzuwachs in der Zukunft realisieren, niemand sonst kann das“. Er lockt: „Der Wertzuwachs wird der größte in der Geschichte werden“. Alle Teslas, die mit der „Hardware 3“ ausgerüstet seien – also produziert nach Frühjahr 2019 – seien fürs autonome Fahren vorbereitet.

Was das exakt für zusätzlichen Umsatz bedeutet, darüber wollten weder Musk noch sein Finanzchef Zach Kirkhorn spekulieren. Das Problem: Bei seinen Prognosen fürs autonome Fahren liegt Musk seit Jahren daneben. Eigentlich sollten Teslas schon seit drei Jahren über amerikanische Straßen rollen und ihren Besitzern im Jahr mehrere zehntausend Dollar einspielen. Kaufen ihm seine Aktionäre diese Vision ab? Am Mittwoch zumindest nicht. Nach Börsenschluss sackte der Kurs von Tesla um sechs Prozent ab.

Allerdings steht der Kurs immer noch 56 Prozent höher als zum Jahresanfang. Denn im Gegensatz zu traditionellen Fahrzeugherstellern, die ihre Flotten erst noch auf Elektroantrieb umstellen müssen und mit ihren Elektroautos Verluste machen, kann sich Tesla einen Preiskampf leisten. Ford etwa erwartet, in diesem Jahr mit seiner Elektroautoflotte drei Milliarden Dollar Verlust zu machen.

„Tesla hat einen großen Vorteil gegenüber den meisten anderen Wettbewerbern, die entweder ihre Präsenz ausbauen oder ihre Geschäftsmodelle neu gestalten müssen, um sich auf den Elektroauto-Kunden und die Entwicklung von Softwareprodukten zu konzentrieren“, sagt Auto-Expertin Alyssa Altman vom Beratungshaus Publicis Sapient.

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„Unsere Gewinnspanne ist immer noch die beste in der Branche“, behauptet Musk. Und trotz dem Gewinneinbruch und Investitionen in seine Fabriken konnte Tesla bei seinen Barreserven auch im ersten Quartal um 271 Millionen Dollar zulegen. Sie liegen nun bei 22,4 Milliarden Dollar.

Gibt es einen Einbruch bei der Nachfrage nach Elektroautos? Laut Musk nicht. „Unsere Auftragseingänge sind größer als die Produktion.“ In Shanghai ist die Fertigungskapazität fast ausgelastet, von dort aus wird nicht nur der chinesische Markt, sondern auch andere Auslandsmärkte bedient. Umso wichtiger wird die Gigafactory in Brandenburg. Dort werden inzwischen 20.000 Teslas pro Monat gefertigt.

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Zudem könnte Tesla noch viele kleinere Auslandsmärkte erschließen, wo die Firma bislang nicht vertreten ist. „Wir haben die Chance, in diesem Jahr zwei Millionen Fahrzeuge abzusetzen“, so Musk. Aber wie der Markt sich entwickle, hänge auch stark von der Zinspolitik der Notenbanken ab. „Jedes Mal, wenn die Fed die Zinsen erhöht, macht das die Autos für Käufer weniger erschwinglich.“ Hinzu komme noch die Unsicherheit über die Wirtschaft und mögliche geopolitische Krisen. „Wenn jemand eine Kristallkugel hat, um die Zukunft vorherzusagen, würde ich sie mir gern ausleihen.“

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Das würde auch eine Antwort auf die Frage bringen, ob Musks Wette mit dem autonomen Fahren aufgeht. Fast alle seine Wettbewerber glauben das nicht, weil der Tesla-Chef dies nur mit Kameras statt Radar erreichen will. Klappt es also mit dem autonomen Fahren nicht bis Jahresende, lockt er schon mit der nächsten Karotte. Im Herbst plant er, den lange angekündigten Pick-up Cybertruck vom Band in der Gigafactory in Austin laufen zu lassen. Natürlich mit großen Worten: „Es wird ein radikales Produkt für die Ruhmeshalle.“

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