Rechtsstreit in den USA Bosch gerät in US-Abgasklage unter Druck

Der Autozulieferer Bosch ist laut Berichten massiv in den VW-Abgasskandal verwickelt. Die Medien berufen sich auf eine in den US-Klageschrift, in der bislang geschwärzte Stellen zu Bosch nun freigegeben wurden.

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Logo von Bosch. Quelle: dpa

Im US-Rechtsstreit um den Abgas-Skandal bei Volkswagen kommt der mitangeklagte Zulieferer Bosch immer mehr unter Druck. Nach Recherchen von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ gibt es Hinweise auf eine massive Verwicklung in die Abgasaffäre. Bosch-Ingenieure hätten die Betrugssoftware jahrelang mitentwickelt.

Dabei sei dem Zulieferer klar gewesen, dass eine derartige Abschaltvorrichtung verboten sei. NDR, WDR und „Süddeutsche Zeitung“ beziehen sich dabei auf bislang geschwärzte Teile der US-Klageschrift von VW-Kunden gegen Bosch, die nun freigegeben sind.

Bestandteil der Klage ist demnach auch ein Brief vom Juni 2008. Darin habe Bosch vom VW-Konzern gefordert, ihn von einer Haftung freizustellen. Denn die „geforderte Weiterentwicklung“ der Motorsteuerung werde dazu führen, „dass Daten möglicherweise als defeat device (Betrugssoftware) eingesetzt werden“.

Bosch weise in dem Schreiben ausdrücklich darauf hin, dass die Verwendung einer solchen Funktion in den USA verboten sei und warne, dass die damit ausgestatteten Fahrzeuge ihre Betriebserlaubnis verlieren könnten.

Die Anwälte, die geschädigte Dieselbesitzer in den USA vertreten, hatten ihre Klage gegen den Zulieferer erst Mitte August erweitert. Sie werfen Bosch vor, über mehr als zehn Jahre eine aktive Rolle bei der Entwicklung einer an VW gelieferten Software gespielt zu haben, mit der bei Abgastests getrickst worden sein soll. Unkenntnis über den Betrug sei auszuschließen.

Bosch wollte sich unter Verweis auf das laufende Verfahren nicht zu den Vorwürfen äußern.

Wie die WirtschaftsWoche bereits vor wenigen Tagen berichtete, weitet auch die Staatsanwaltschaft Stuttgart ihr Ermittlungsverfahren wegen einer möglichen Beteiligung Boschs am Abgasskandal aus. Sie versucht an umfangreiche, interne Bosch-Daten zu gelangen, die zwischen 2009 und 2011 von einem Bosch-Mitarbeiter gestohlen wurden. Die WirtschaftsWoche hatte Ende August erstmals über den Datendiebstahl und die Bedeutung im Abgasskandal berichtet. Diese Daten könnten eine neue Dimension des Abgasskandals enthüllen, da es darin laut Insider-Informationen nicht nur um die bereits bekannte Manipulation der Stickoxidemissionen von Dieselfahrzeugen geht, sondern unter anderem auch um Benzinmotoren.

Mittlerweile hat sich VW mit den US-Klägern - dazu zählen Fahrzeugbesitzer sowie Autohändler, US-Behörden und Generalstaatsanwälte - beim größten Teil der betroffenen Wagen auf einen Vergleich in Höhe von bis zu 15,3 Milliarden US-Dollar (derzeit 13,5 Milliarden Euro) geeinigt.

Bosch ist Beklagter in dem gleichen Verfahren, hat aber bislang kein Schuldgeständnis abgegeben und sich nicht an dem außergerichtlichen Kompromiss beteiligt.

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