Knapp zwei Milliarden Reifen im Gesamtwert von rund 146 Milliarden Euro wurden 2012 produziert, vom kleinen Smart-Schlappen bis zu meterhohen und tonnenschweren Giganten für Erztieflader. Fast zwei Drittel davon sind für Pkws und Lieferwagen bestimmt, der Rest wird auf die Felgen von Lkws, Bau- und Landmaschinen aufgezogen oder an Flugzeugfahrwerke montiert.
Noch ist die Stellung der etablierten Marktführer unangefochten: Über 40 Prozent des Weltmarktes teilen sich die drei größten Hersteller Bridgestone aus Japan, Michelin aus Frankreich und Goodyear aus den USA. Inklusive Continental und Pirelli auf den beiden nächsten Plätzen beherrschen die fünf größten Player über die Hälfte des Marktes (siehe Grafik).
"Aber der globale Reifenmarkt ist regional stark differenziert, weil die Anforderungen sich unterscheiden, etwa aufgrund unterschiedlicher Fahrzeugtypen oder klimatischer Bedingungen", sagt Thomas Dauner, Leiter der Autosparte und Seniorpartner der Boston Consulting Group (BCG). Darum sind die Stärken der Anbieter unterschiedlich verteilt. Marktführer Bridgestone etwa verfügt über schlagkräftige Marken, sei aber ein "typisch japanischer Konzern mit allen Stärken und Schwächen eines japanischen Unternehmens", sagt ein Insider. Was er meint: Mit seiner eher konservativen Unternehmenskultur und den strengen Hierarchien sei Bridgestone im Vergleich zu seinen Mitbewerbern eher schwerfällig und langsam.
Die Top Ten der größten Reifenhersteller
Platz 10
2012 noch nicht unter den Top Ten (Platz 11) war der singapurische Hersteller Giti. Im Jahr 2013 machte das Unternehmen einen Umsatz von 2,9 Milliarden Euro.
Quelle: Neue Reifenzeitung, Stand 04. Juni 2014
Platz 9
Maxxis hat es auch im Geschäftsjahr 2013 unter die Top 10 der größten Reifenhersteller geschafft und verteidigt Platz 9. Maxxis erwirtschaftet seinen Umsatz (3,2 Milliarden Euro) ausschließlich mit Reifen.
Platz 8
Der Umsatz von Yokohama Hochleistungsreifen lag 2013 bei 4,3 Milliarden Euro. 79,7 Prozent davon (3,4 Milliarden Euro) kamen aus dem Geschäft mit Reifen.
Platz 7
Sumimoto verliert im Geschäftsjahr 2013 eine Platzierung und landet auf Rang 7. Der Umsatz betrug 2013 5,5 Milliarden Euro. (4,8 Milliarden Euro, 87,2 Prozent) davon entstanden durch das Geschäft mit Reifen.
Platz 6
Hankook konnte für 2013 einen Umsatz von 5 Milliarden Euro vorweisen. 100 Prozent davon wurden mit Reifen gemacht.
Platz 5
Pirelli erwirtschaftete 99,5 Prozent seines Umsatzes von 6,1 Milliarden Euro durch Reifen.
Platz 4
Continental erwirtschaftet noch nicht einmal ein Drittel seines Umsatzes mit dem Verkauf von Reifen. Gerade einmal 28,8 Prozent des Umsatzes von 33,3 Milliarden Euro kommen aus dem Reifengeschäft (10 Milliarden Euro).
Platz 3
Der Umsatz von Goodyear betrug 2013 14,2 Milliarden Euro (100 Prozent Reifenanteil).
Platz 2
Michelin macht auch fast seinen ganzen Umsatz mit Reifen. 14,2 Milliarden Euro von 20,2 Milliarden Euro stammen aus dem Reifengeschäft (98,0 Prozent)
Platz 1
Bridgestone erwirtschaftete 2013 25,3 Milliarden Euro Umsatz. 85,1 Prozent davon kamen aus dem Reifengeschäft. Das sind 22 Milliarden Euro.
Kostenkiller Continental
Als wesentlich agiler gilt der französische Hersteller Michelin - "technologisch und beim Marketing eindeutig der führende europäische Reifenhersteller", sagt ein Branchenkenner. Der amerikanische Goodyear-Konzern vermittelt dagegen aus seiner Sicht ein vergleichsweise "trauriges Bild", vor allem in Europa sei das Unternehmen "ins Straucheln geraten".
Continental und Pirelli nehmen unter den Top 5 eine Sonderstellung ein. "Wir haben schon vor einigen Jahren entschieden, uns auf das Premiumsegment zu konzentrieren, weil dort die Renditen am höchsten sind", sagt Marco Tronchetti Provera, Chef des Mailänder Reifenherstellers. Dank der auch wegen des Engagements in der Formel 1 besonders starken Marke erreichen die Italiener eine Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern von gut 13 Prozent. Branchendurchschnitt sind vier Prozent. Auf ähnliche Größenordnungen kommt der deutsche Konkurrent Continental, der in den vergangenen beiden Jahren einer der Top-Performer im deutschen Aktien-Index Dax war.
"Unter dem Druck der hohen Schuldenlast nach der VDO-Übernahme 2007 hat Conti die Kostenführerschaft in der Branche erreicht", lobt ein Bank-Analyst. Hinzu kommt: Die Hannoveraner sind der einzige internationale Reifenlieferant, bei dem die schwarzen Schlappen nur eine von mehreren Säulen des Geschäfts sind. 70 Prozent des Umsatzes entfallen auf elektronische Komponenten. Das entlastet das Unternehmen von Schwankungen im Reifensektor, Verwaltungskosten können auf mehrere Sparten umgelegt werden. "Aus dem Elektronik-Know-how ergeben sich zudem Synergiepotenziale, etwa wenn es um die Radnaben-Antriebe oder andere Komponenten für Elektroautos geht", sagt Autoexperte Bentenrieder.