
Toyotas Konzernchef Akio Toyoda bleibt auch in seinem größten Triumph bescheiden. Am Freitag veröffentlicht er einen neuen Rekordgewinn für seinen Konzern. Die Aktionäre werden mit mehr Dividende und einem Aktienrückkauf in Höhe von 300 Milliarden Yen am Erfolg beteiligt. Doch sein besonderer Dank gilt Kunden, Händlern und vor allem seinen Arbeitern, die „jede Sekunde und jeden Yen“ nutzten würden, um Toyota so profitabel zu machen.
Der Dank ist berechtigt: Denn die berüchtigte Pfennigfuchserei des Konzerns hat den Aktionären einen Fabelrekord beschert. Im Ende März abgelaufenen Bilanzjahr 2014 nahm der Branchenprimus mit 27234 Milliarden Yen (203 Milliarden Euro) nicht nur sechs Prozent mehr ein als ein Jahr zuvor. Er hat scheffelte mit 2750 Milliarden Yen (20,5 Milliarden Euro) auch 20 Prozent mehr Betriebsgewinn. Mit einer operativen Gewinnmarge von 10,1 Prozent ist Toyota unangefochten der größte Großserienhersteller der Welt.
Wie hoch dieser Erfolg zu bewerten ist, macht ein kleiner Rückblick auf Toyodas Amtsantritt vor sechs Jahren deutlich. Die Weltwirtschaftskrise hatte den damals unverwundbar erscheinenden Weltmarktführer schwer erschüttert. Von einem Rekordgewinn von 2270 Milliarden Yen im Jahr 2007 war Toyota in nur zwölf Monaten 461 Milliarden Yen ins Minus gestürzt. Zwischen Gipfel und Talsohle lagen nach dem Wechselkurs vom März 2009 sage und schreibe 22 Milliarden Euro.





Die Firma setzte daraufhin als Retter den erst 53-jährigen Enkel des Firmengründers hinters Steuer. Nicht alle trauten ihm den Job zu. Er galt als zu weich und war medienscheu. Doch eine Reihe schwerer Krisen ließen ihn zum Sprachrohr nicht nur Toyotas, sondern der japanischen Autoindustrie reifen. Einige sagen sogar, zu einem visionären Firmenführer.
Mitten in der Sanierung der Firma fiel seine Feuertaufe, das bis dato größte Rückrufdebakel der Autoindustrie. Toyoda scheiterte fast daran, kriegte letztlich aber doch die Kurve. Er leitete eine Dezentralisierung des Konzerns ein, versuchte, die bürokratischen Entscheidungsprozesse zu beschleunigen und setzte sich sowie seine Vision vom Autobau durch.
2011 folgte die nächste Bewährungsprobe: Die Erdbeben-, Tsunami- und Atomkatastrophe stoppte die japanische Autoindustrie jäh für Monate daheim, dann eine Überschwemmung die wichtigen Operationen in Thailand. Zeitgleich schoss der Yen in die Höhe und zwang Toyota damit, daheim den Sparkurs noch zu verschärfen.
Doch Toyota steckte die Nackenschläge weg. Der Konzern wuchs nicht nur wieder, sondern begann auf der Tokyo Motor Show 2011, sein neues Gesicht zu zeigen. „Toyota Reborn“ war das Motto am Toyota-Stand. Und unter den Banner standen die ersten Autos, die Toyodas Vision verkörperten: der Sportwagen Toyota 86 und der neue Lexus GS mit dem neuen Markengesicht, dem markanten Spindelgrill. Und Toyoda fasste seine Designphilosophie in Worte, die man bis dahin noch nicht von einem Chef des doch eher biederen Konzerns gehört hatte: „Wenn’s keinen Spaß macht, ist es kein Auto.“
Offenbar scheint seine Kur gewirkt zu haben. Seither geht es wieder unaufhaltsam bergauf mit dem Konzern. Toyota erscheint stärker als jemals zuvor, gerade weil der Konzern sein Wachstum gebremst hat, um die Produkte, die Konzernstrukturen und das Personal auf neues Wachstum, aber auch neue Krisen einzustellen. Allerdings ist auch das neue Toyota nicht frei von alten Schwächen.