Renault gibt Russlandgeschäft mit Lada auf „Lada-Käufer wissen schon, wie man mit einem Lada umzugehen hat“

Der Lada 4x4 Taiga ist ein Allrad-Geländewagen. Quelle: imago images

Der Rückzug von Renault aus Russland trifft auch die Automarke Lada. Der für Geländewagen bekannte russische Autobauer hat in Deutschland eine treue Fangemeinde – aber die Leidensfähigkeit ist endlich.

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Die Stärke von Lada ist sein Minimalismus: Statt Klimaanlage gibt es etwa den Lada 4x4 Taiga mit Allrad, 83 PS und einem Hubraum von 1690 Kubikzentimetern mit vier Zylindern. Und das ist den Lada-Fahrern offenbar wichtig: Der SUV eignet sich für Fahrten in unebenes Gelände – und kostet nur rund 15.000 Euro. Deshalb sei das Fahrzeug auch so beliebt bei Jägern und Landwirten, sagt Bernd Haack vom Lada Automobile GmbH in Buxtehude. „Den Kunden ist der Zweck und der Preis wichtiger als Luxus.“ Der Lada sei „der beste Begleiter im Feld und Wald“, erklärt Haack.

Doch die Lage ändert sich. Der französische Autobauer Renault zieht sich aus Russland zurück – und kappt auch die Bande zu seiner Beteiligung am russischen Autobauer Lada. Die einstige Kultmarke aus Sowjetzeiten hatte inzwischen auch in Deutschland eine kleine und wachsende Fangemeinde um sich geschart. Die Kunden sind krisenerprobt. Doch der Ukrainekrieg und die Russland-Sanktionen stellen die Leidensfähigkeit der Kundschaft auf eine harte Probe.

Der Geländewagen, der auch als Niva bekannt ist, hat einen Verbrauch von durchschnittlich 9,5 Liter auf 100 Kilometer. Damit zählt der Benziner mit der Energieeffizienzklasse G zu den Fahrzeugen mit den höchsten CO2-Emissionen. Das sei auch eines der grundsätzlichen Probleme bei dem Fahrzeug, denn irgendwann könne Lada die europäischen Abgasnormen nicht mehr einhalten: „Lada schafft es in Russland nicht mehr die Fahrzeuge technisch an die EU-Richtlinien anzupassen und weiterzuentwickeln“, so Haack. So hat Lada als Hersteller nach dem Renault-Rückzug beschlossen, Fahrzeuge mit älteren Abgasnormen und auch ohne Airbags zu fertigen. Diese Fahrzeuge können dann in Europa nicht mehr zugelassen werden.

Ein weiteres Problem ist die Beschaffung. Seit 2020 verkauft der Hersteller Lada offiziell keine Autos mehr in Deutschland. Bis vor drei Jahren war die Lada Automobile GmbH noch Importeur. Doch dann wurde ihnen der Status entzogen: „Die Anforderungen an den CO2-Ausstoß wurden nur schwer eingehalten“, erklärt Haack. Dennoch ist die Lada Automobile GmbH einer der Großhändler und verkauft auch weiterhin an das noch bestehende Lada-Händlernetz. „Wir sind freier Importeur ohne direkten Kontakt zu Lada.“

Auch der Import von Ersatzteilen ist deutlich schwerer geworden. Gerade große Teile, die nach einem Unfall benötigt werden, wie Türen oder Stoßfänger seien schwer aus Russland zu besorgen. „Aber kleinere Bauteile, wie Ölfilter, Lichtmaschinen oder Batterien brauchen wir nicht zwangsläufig aus Russland. Die Teile werden in Europa schon nachgebaut und damit können wir den Service sichern“, erklärt Haack. Dennoch seien die Kunden zunächst verunsichert. Gerade die, die erst vor Kurzem einen Lada gekauft haben. „Die rufen dann natürlich an und fragen nach der Versorgung mit Bauteilen. Wir können dann beruhigen und ihnen weiterhelfen.“ Kunden, die schon den fünften oder sechsten Lada fahren, seien da entspannter: „Die wissen schon, wie man mit einem Lada umzugehen hat.“



Im Durchschnitt verkauft Lada Automobile GmbH 40 bis 60 Ladas im Monat. Seit dem ihnen der Importeurstatus entzogen wurde, folgte eine Krise nach der anderen: Erst die Probleme mit der Energieeffizienz, dann Pandemie und nun der Krieg in der Ukraine. Das macht sich nun auch im Kundeninteresse bemerkbar: „Im Februar und März hielt sich das Interesse noch. Aber seit April spüren wir einen mächtigen Einbruch. Die Kunden wollen keinen Lada mehr kaufen“, so Haack.

Dabei lief das weltweite Geschäft bis zum Kriegsbeginn durchaus. Weltweit konnte Lada 2021 laut Statista 3,28 Milliarden Euro Umsatz machen und verkaufte fast 270.000 Fahrzeuge. Das größte Geschäft macht das Unternehmen in Russland: Allein 2021 haben sie 267.100 Pkw verkauft und einen Umsatz von 3,24 Milliarden Euro eingefahren.

In Deutschland ging die Tendenz ebenfalls leicht nach oben: Insgesamt verkaufte Lada 2021 rund 2000 Autos in Deutschland und machte einen Umsatz von rund 23 Millionen Euro. Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts zeigen zudem, dass schon 519 Ladas von Januar bis April 2022 zugelassen wurden. Generell sind Anfang 2022 über 30.000 Autos der Marke Lada auf Deutschlands Straßen unterwegs. Das sind 2,7 Prozent mehr als im Vorjahr.

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Renault gibt alle Unternehmensbeteiligungen in Russland als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine auf. Für lediglich einen Rubel sollen die Anteile des russischen Unternehmens Avtovaz an den russischen Staat gehen. Man wolle so „eine verantwortungsbewusste Entscheidung“ gegenüber der 45.000 Mitarbeitenden in Russland treffen. Die Produktion im Moskauer Werk hatte Renault schon im März eingestellt. Dennoch hoffen sie auf eine Rückkehr: Mit einer Rückkaufoption hält sich der französische Autobauer für die nächsten sechs Jahre eine Beteiligung offen.

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