Roadshow statt Messestand Warum Volvo auf die IAA verzichtet

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Deutschland ist ein Probelauf für Europa

Denn während von den rund 900.000 IAA-Besuchern nur ein Bruchteil die Produkte von Volvo intensiv begutachten dürfte, rechnet Volvo-Deutschland-Chef Thomas Bauch mit 4,5 Millionen Road-Show-Besuchern jährlich. 4500 davon will Volvo zu Käufern machen. Geht die Rechnung in Deutschland auf, geht das Konzept auch im europäischen Ausland an den Start. 7,5 Millionen investiert Volvo in den nächsten vier Jahren in das Projekt. Eine Sparmaßnahme ist der Rückzug von der IAA damit keinesfalls, Volvo investiert nur an anderer Stelle, um seine Ziele zu erreichen.

Die lauten:

  • 1,1 Prozent Marktanteil in Deutschland, was rund 32.000 verkauften Neuwagen entspricht. "Nach den ersten sechs Monaten 2015 liegen wir sogar bei 1,4 Prozent", berichtet Bauch. 2020 wollen die Schweden zwei Prozent aller Neuwagen in Deutschland verkaufen.
  • 500.000 verkaufte Fahrzeuge weltweit zu Jahresende 2015. "Das ist ambitioniert, aber realistisch", sagt Vize-Chef Visser.
  • 800.000 verkaufte Fahrzeuge weltweit bis 2020. Dafür investiert Volvo in den nächsten vier Jahren in die Erneuerung der kompletten Produktpalette. Den Auftakt machte das SUV XC 90, das sich bereits besser verkauft als von Volvo prognostiziert. Schon 51.000 Bestellungen weltweit liegen vor. Gerechnet hatte man in Göteborg nur mit 50.000. Die Kapazität im dort ansässigen Werk Torslanda wird aufgestockt.
  • 200.000 verkaufte Fahrzeug bis 2020 in China.

"Der Druck auf dem chinesischen Markt ist stark gewachsen, das wird man auch an den Preisen merken", sagt Vize-Chef Visser voraus. Allein 35 neue Volvo-Partner öffnen in diesem Jahr in China. Visser sieht trotz schwächelnder Wachstumsraten noch viel Potenzial im Land seines Mutterhauses. Seit 2010 gehört Volvo dem chinesischen Hersteller Geely, der den Schweden erstaunlich viel Freiraum lässt.

Sorgen bereitet den Chefs der amerikanische Markt. Elf Jahr in Folge sanken die Verkaufszahlen in den Staaten. "Da reicht keine Aspirin, da braucht es eine schwere OP", so Visser. Nur 57.000 Autos verkauften die Schweden im vergangenen Jahr in Amerika. Visser will möglichst schnell über die 100.000 kommen.

"Ein Schwede ist immer für Sie da"

Parallel zur Roadshow rollt Volvo das Konzept Schwedenflotte aus. Dabei handelt es sich um Mietwagen- und Carsharing-Angebote, die die Volvo-Händler anbieten werden – jeder angepasst auf die Bedürfnisse seiner Region. Gemeinsam mit dem Partner CC-Unirent bietet Volvo seinen Händlern die nötige Technologie für die Autos. Sie werden schlüssellos und über das Smartphone gebucht und geöffnet. Für Abrechnung und Call-Center-Service sorgt ebenfalls CC-Unirent.

Schon 100 der rund 260 Händler machen mit. Das Angebot reicht von Kurz- und Langzeitmiete über Carsharing für private und Geschäftskunden bis zum Leasing. Bis Ende des Jahres sollen etwa 1500 Fahrzeuge zur Schwedenflotte gehören. "Wir haben nicht vor, groß ins öffentliche Carsharing einzusteigen", stellt Volvo-Deutschland-Chef Thomas Bauch klar. "Jeder Händler entscheidet für sich, was er anbieten möchte." Die neuen Mobilitätsdienste sollen ein Profit-Center für den Handel werden, Volvo unterstützt seine Vertragspartner dabei mit Werbekostenzuschüssen. Ein üblicher Weg.

Gleichzeitig treiben die Schweden den Ausbau ihres Online-Handels voran. Ab 2016 sollen schrittweise alle Volvo-Modelle über eine gemeinsame Plattform frei konfigurierbar sein, die Preislisten sind hinterlegt. "Volvo Cars wird aber niemals selbst Autos ausliefern", betont Deutschland-Chef Bauch. Über die Plattform erhält der Interessent die Adresse eines Händlers in seiner Nähe. Der wickelt den Prozess von der Probefahrt bis zum Vertragsabschluss ab. Nachdem Volvo im vergangenen September 1927 Sondermodelle des XC 90 innerhalb von nur 47 Stunden per Online-Auktion verkauft hat, wittert der Hersteller das große Geschäft über den E-Commerce. "Wir hätten die Modelle auch in nur zwei Stunden verkaufen können, wenn wir nicht technische Probleme gehabt hätten," sagte Vize-Chef Visser.

Die deutschen Händler scheinen überzeugt, dass der Importeur mit seiner frischen Modellpalette und seinem eigenen, neuen und direkterem Weg zum Kunden, richtig liegt. Schon 15 Prozent werden bis Jahresende ihre Verkaufsräume gemäß der neuen Corporate Identity umgestaltet haben, heißt es von Volvo.

Dann gibt es auch hier schwedische Wohnzimmeratmosphäre und Zimtschnecken. Denn die Kanelbullar sollen künftig ebenso zu Volvo gehören wie Kötbullar zum Ikea-Besuch.  

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