Rolls-Royce Phantom Wie das beste Auto der Welt noch besser wird

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„Selbstverständlich werden wir auch elektrisch unterwegs sein“

In China hat die Anti-Korruptions-Kampagne der Regierung für einen Absatzrückgang bei Ihnen gesorgt. Wie hat sich die Lage dort entwickelt?
In den Hochzeiten der Anti-Korruptions-Kampagne hatte unser Absatz in China eine Delle, das ist richtig. Mittlerweile hat sich das aber erholt, gerade in diesem Jahr zeigen wir bislang ein ordentliches Wachstum. Der Markt bietet mittel- und langfristig auch für unsere Marke ein sehr großes Potenzial. Selbstverständlich werden wir auch elektrisch unterwegs sein, wenn das im chinesischen Markt irgendwann zur Vorschrift wird.

Welche Rolle spielen für Sie die neuen Abgasregeln in China, wonach auch Kleinserienhersteller nachwiesen müssen, dass die Autos selbst nach 160.000 Kilometern die Grenzwerte einhalten?
Wir halten immer die gesetzlichen Regelungen ein. Wir haben da auch ein Auge darauf. Es wäre nicht sehr angenehm, wegen eines Regelverstoßes nicht mehr auf einem Markt teilnehmen zu können.

So sieht die Zukunft bei Rolls-Royce aus

Unterscheiden sich die Kundenwünsche nur regional oder gibt es auch Unterschiede zwischen den Käufern Ihrer Baureihen?
Das Kundeprofil ist sehr unterschiedlich. Es ist uns durch Modelle wie den Wraith gelungen, die Marke in der Wahrnehmung deutlich zu verändern. Das hat uns Türen geöffnet, in den letzten sieben Jahren ist das Durchschnittsalter unserer Kunden von 56 auf 45 Jahre gesunken. Das ist in erster Linie neuen Kunden geschuldet. Beim Wraith haben wir jede Menge Ferrari-Fahrer gewonnen. Die haben nicht ihren Ferrari verkauft, sondern einen Wraith daneben in ihre Garage gestellt. Die wollen einen Gran Turismo von Rolls-Royce, aber keine Chauffeurs-Limousine. Diese Kunden fragen natürlich andere Ausstattungsdetails nach als ein Phantom-Besitzer. Da sind knalligere Farben dabei, exotisches Leder. Auch die „Black-Badge“-Versionen sind ein Renner, das übersteigt unsere Erwartungen und hilft, die Marke weiter zu entwickeln.

In einem anderen Punkt werden Sie die Marke bald radikal weiterentwickeln: Mit dem „Project Cullinan“ zeigen Sie 2018 das erste SUV von Rolls-Royce. Richtet der Wagen sich eher an die traditionelle Phantom-Kundschaft oder den experimentierfreudigeren Wraith-Fahrer?
Ich glaube, dass diese Fahrzeugklasse sich sukzessive im High-End-Luxussegment etablieren wird. In welcher Größenordnung das geschehen wird, müssen wir abwarten. Wir erleben, dass das SUV-ähnliche Fahrzeuge für viele Menschen das Standard-Fortbewegungsmittel sind. Das haben auch unsere Kunden nachgefragt, ob sie jetzt ein Cabrio oder eine Limousine von uns besitzen. Wir haben zugehört, uns aber die nötige Zeit gelassen. Und seien Sie sich sicher. Es wird der Rolls-Royce der SUV.

Sie sind eher ein Anbieter von Luxusgütern als ein Autobauer – dennoch können Sie sich den Trends der Branche nicht vollends entziehen. Welches der Mega-Themen treibt Sie bei Rolls-Royce besonders um? Die Antriebsfrage? Die Vernetzung? Die bald unglaubliche Bandbreite an Assistenzsystemen?
Bei uns ist die Antriebstechnologie im Fokus. Wir haben schon klar gesagt, dass Rolls-Royce elektrisch fahren wird. Im vergangenen Jahr haben wir den 103 EX angekündigt. Der Wagen zeigt sehr schön, wohin wir wollen – eine Art Projektion, wo wir 2040 stehen wollen. Das geht beim Coachbuilding los, dass sich der Kunde sein Fahrzeug auch im Exterieur selbst zusammenstellen kann – wie wir es jetzt mit dem Sweptail gezeigt haben.

Was passt zum Markenkern von Rolls-Royce? Ein nahezu lautlos und vibrationsfrei arbeitender Elektroantrieb ist eigentlich der Inbegriff von „effortless driving“ – aber eben kein 6,75-Liter-V12…
Für uns ist wichtig, dass wir ausgereifte Technik verwenden. Weil unsere Kunden in diesem Segment keine Experimente eingehen möchten. Sie erwarten gerade von einem Rolls-Royce allerhöchste Qualität und Zuverlässigkeit. Das ist fundamental für die Marke. Deshalb setzen wir eine neue Technik erst ein, wenn wir uns ganz sicher sind.

Was bedeutet das für einen Elektro-Rolls-Royce?
Es herrscht Einigkeit, dass der Trend zu Elektro geht. Die Frage ist, wann der Tipping Point entsteht. Unsere Kunden verlangen vernünftige Reichweiten. Viele wohnen abseits im Grünen und pendeln anderthalb Stunden in die Stadt und wieder zurück. Zudem muss das Laden „effortless“ sein, für den Kunden kein unangenehmer Aufwand. Vieles hängt auch von der Infrastruktur ab. Ich glaube, die Entwicklung wird schneller gehen, als wir heute denken. Deshalb werden wir schon im kommenden Jahrzehnt anfangen, Rolls-Royce zu elektrifizieren.

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