Rückrufe Warum GM den Zündschloss-Skandal überstehen wird

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Patriotische und pragmatische Kunden

Patriotische Kunden: Naheliegend wäre ein Wechsel von GM-Kunden zu japanischen, koreanischen oder deutschen Automarken, die allesamt für herausragende Qualität und Zuverlässigkeit stehen. Doch viele GM-Kunden kaufen grundsätzlich nur amerikanische Automarken. Sie würden sich nur höchst ungern ein japanisches oder koreanisches Auto in die Garage stellen. GM mit seiner bewegten Geschichte bindet diese Kunden besonders. Denn anders als in Deutschland ist eine Insolvenz in den USA nicht nur ein Makel. Sie steht auch für die uramerikanische Geschichte vom Neuanfang in der neuen Welt. Die GM-Kunden glauben an diesen Neustart von GM und sie wollen das Unternehmen in dem verwegenen Plan, eines Tages „die besten Autos der Welt zu entwickeln, bauen und verkaufen“, unterstützen.

Pragmatische Kunden: Der US-Markt hat die wohl pragmatischsten Autokäufer der Welt. Gefragt sind durchschnittlich aussehende, leicht zu bedienende Autos mit niedriger Leasingrate. Stimmt der Preis und die allgemeine Anmutung und Bedienbarkeit, dann sind Qualitätsprobleme in der Vergangenheit eindeutig zweitrangig. Hinzu kommt, dass auch die beiden anderen großen Autobauer an der Weltspitze mit Qualitätsproblemen kämpfen: Toyota war im vergangenen Jahr der Hersteller mit den meisten Rückrufen. Und VW hat in den USA ohnehin kein gutes Qualitätsimage, was an früheren, anfälligen US-Modellen und schlechten Qualitätsrankings für die aktuellen US-Modelle liegt. Das lässt bei GM-Kunden die Einstellung reifen: Qualitätsprobleme hat jeder Hersteller – da sollte man den GM-Skandal nicht überbewerten.

Wie pragmatisch US-Kunden sein können, erleben gerade die GM-Händler in den USA. Sie nutzen die Rückrufe als Gelegenheit für Verkaufsgespräche und können nicht wenige Kunden davon überzeugen, ihre altes Auto nicht nur zur Reparatur, sondern gleich ganz abzugeben und im neuen GM-Wagen nach Hause zu fahren. Das ist die vielleicht bizarrste Tatsache im GM-Rückruf-Skandal: Die Affäre könnte den GM-Absatz in den USA sogar weiter ankurbeln.

GM ist sehr weit vom Abgrund entfernt. Die Aktionäre des Autobauers sehen das ähnlich. Der Kurs der GM-Aktie steigt seit April und ist mit rund 38 Dollar nicht mehr weit vom Allzeithoch entfernt.

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