SAM Automotive Group Chinesen kaufen VW-Zulieferer

VW-Zulieferer: Chinesen kaufen SAM Automotive Group Quelle: imago images

Der chinesische Autozulieferer Fuyao Glass übernimmt die insolvente SAM Automotive Group. Alle 1800 Arbeitsplätze bleiben erhalten.

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Rettungsmission geglückt: Die chinesische Fuyao Glass Industry Group übernimmt den baden-württembergischen Autozulieferer SAM mit 1800 Mitarbeitern. Fuyao ist einer der weltweit größten Hersteller von Autoglas. Bereits am vergangenen Freitag hatte der SAM-Gläubigerausschuss dem Verkauf zugestimmt, teilte ein Sprecher von Insolvenzverwalter Holger Leichtle mit. Zuvor hatte die WirtschaftsWoche über den Verkauf berichtet.

„Wir haben eine Einigung erreicht, mit der aus meiner Sicht alle Beteiligten hoch zufrieden sein können. Es ist uns in einer gemeinsamen Kraftanstrengung gelungen, alle Arbeitsplätze zu retten und das Unternehmen zu erhalten“, wird Leichtle in einer Pressemitteilung zum Verkauf zitiert.

Das Unternehmen mit insgesamt elf Werken in Steinheim am Albuch, Laichingen-Feldstetten, Böhmenkirch und Söhnstetten entwickelt und fertigt Aluminiumbauteile für die Autoindustrie, darunter etwa Dachreling-Systeme, Zierleisten und Tankdeckelsysteme. Einen Großteil des Umsatzes von zuletzt rund 280 Millionen Euro erwirtschaftet SAM mit dem Volkswagen-Konzern, aber auch zahlreiche andere Hersteller gehören zum Kundenkreis.

Insolvenzverwalter Leichtle, Partner der Wirtschaftskanzlei Schultze & Braun, hatte in den vergangenen Monaten mit mehreren Bietern verhandelt, darunter der direkte SAM-Wettbewerber WKW. Der Fuyao-Konzern dürfte am Ende den höchsten Preis geboten haben und konnte dem Vernehmen nach auch beim Hauptkunden VW punkten.

Das chinesische Unternehmen wurde nach eigener Darstellung 1987 vom Unternehmer Cho Tak Wong gegründet und ist an den Börsen Shanghai und Hongkong gelistet. Weltweit mehr als 25.000 Mitarbeiter arbeiten für den Konzern, der nach eigenen Angaben zuletzt einen Jahresumsatz von über zwei Milliarden Euro erzielt hat. Der wichtigste Geschäftsbereich ist die Produktion von Scheiben und anderen Glasprodukten für die Automobilindustrie. Zu den Kunden gehören unter anderem BMW, Daimler und die Volkswagen-Gruppe. Im baden-württembergischen Leingarten befindet sich die Europazentrale des Unternehmens.

„Hoher Sanierungsbedarf“

SAM hatte im August 2018 Insolvenzantrag am Amtsgericht im baden-württembergischen Aalen gestellt. Das Unternehmen litt unter einem Nachfragerückgang. Verschärft wurde die Lage durch einen Großbrand im Galvanikbereich des Werks in Böhmenkirch. Beides habe zu Umsatzeinbrüchen geführt, die nicht kompensiert werden konnten, hieß es damals in einer Mitteilung von Schultze & Braun. In der Folge gelang es Insolvenzverwalter Leichtle, den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren. Statt Beschäftigte zu entlassen, wurden im laufenden Verfahren mehr 100 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, die zuvor als Leiharbeiter tätig waren.

Gleichwohl konstatierte der Verwalter in einer Mitteilung im November „hohen Sanierungsbedarf, den das Unternehmen nicht alleine schultern kann“. Gemeinsam mit den Beratern von Pricewaterhousecoopers wurde daher ein Investorenprozess aufgesetzt.

Nicht nur für Leichtle ist der Verkauf ein Erfolg. Schon im Vorfeld waren Sanierungsmaßnahmen eingeleitet worden. Ein Team der Frankfurter Kanzlei Finkenhof war bereits seit Frühjahr 2018 beratend im Unternehmen und hat unter Federführung von Lorenzo Matthaei die Restrukturierung vorbereitet und begleitet.

Im Verfahren selbst wurden zudem die in der Automobilbranche erfahrenen Sanierer der Beratungsfirmen sycon und Andersch bei SAM ins Boot geholt. Im Gläubigerausschuss wurde der entscheidende Kunde und Großgläubiger VW durch die Mangerin Frauke Eßer vertreten, die das „reaktive Risikomanagement“ des Konzerns leitet.

Auch der Kreditversicherer Atradius, die Kreissparkasse Göppingen, die Agentur für Arbeit sowie die Gewerkschaft IG Metall waren in dem Gremium präsent.

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