Sanierungspläne Opel vereinbart mit Arbeitnehmern Kurzarbeit und Altersteilzeit

Opel vereinbart mit Arbeitnehmern Kurzarbeit und Altersteilzeit Quelle: dpa

Der vom PSA-Konzern übernommene Autobauer Opel hat zu viele Leute an Bord. Da aber niemand entlassen werden soll, haben Management und Arbeitnehmer eine Reihe anderer Maßnahmen verabredet.

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Kurzarbeit in Verwaltung und Entwicklung, weniger Leiharbeiter in den Werken: Der Autohersteller Opel hat sich mit seinem Betriebsrat und der IG Metall auf eine soziale Rahmenvereinbarung geeinigt, mit der das Arbeitsvolumen an den deutschen Standorten mit derzeit noch rund 19.000 Beschäftigten schnell und sozialverträglich verringert werden soll. Dies teilten die Beteiligten am Freitag in einer gemeinsamen Erklärung am Opel-Stammsitz Rüsselsheim mit. „Damit schaffen wir die Voraussetzung, unseren Unternehmensplan Pace nun mit noch mehr Tempo umzusetzen“, erklärte Opel-Chef Michael Lohscheller.

Auf dem Weg in eine profitablere Zukunft will die jüngste Tochter des französischen PSA-Konzerns unter anderem ihr Altersteilzeitprogramm bis auf den Jahrgang 1960 ausweiten. „Wir bieten auch Vorruhestandsregelungen an für Menschen, die 36 Monate vor dem frühestmöglichen Renteneintritt sind“, sagte Lohscheller der Deutschen Presse-Agentur. „Wir denken, dass ist ein gutes und zeitlich unbegrenztes Angebot, das alle unseren Mitarbeiter dann wahlweise nehmen können.“

Ab dem Jahreswechsel will Opel neue Kurzarbeit für mindestens sechs Monate in der Verwaltung und im Rüsselsheimer Entwicklungszentrum bei der Arbeitsagentur anmelden. Im Montagewerk Eisenach werde die bereits genehmigte Kurzarbeit im neuen Jahr fortgeführt. Lohscheller nannte keine Zahl der betroffenen Mitarbeiter.

Opels Managerverschleiß auf dem Chefposten
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Über die Ziele sei man sich einig, sagte Lohscheller: „Es geht darum, dass wir kurzfristig unsere Personalkosten auf das Vergleichsniveau der Industrie verbessern. Wir haben gute Wege gefunden, das zeitnah zu machen. Das ist auf der einen Seite sehr gut für unser Unternehmen, aber es sind auch sehr attraktive Angebote für die Mitarbeiter.“

In den Produktionswerken Rüsselsheim und Kaiserslautern setzt das Management darauf, die Anzahl der Leiharbeiter deutlich zu reduzieren. Ab dem 1. April 2018 sollen zudem massenhaft 40-Stunden-Verträge der Stammbelegschaft wieder auf die tarifliche Arbeitszeit von 35 Stunden zurückgeführt werden. Auch hier wurden keine konkreten Zahlen genannt.

Der Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug nannte die Vereinbarungen zu Altersteilzeit und Vorruhestand attraktiv. „Wichtig ist auch, dass für die nächsten Schritte die Mitbestimmung und die bestehenden Tarifverträge umfassend berücksichtigt werden.“

Mit den sozialen Themen kündigte Opel auch an, den Opel-Einkauf künftig in einer gemeinsamen Struktur mit den anderen Konzernmarken Peugeot, Citroën und DS zu organisieren. Der gemeinsame Einkauf soll alleine rund 30 Prozent des angepeilten Einsparvolumens von zunächst jährlich 1,1 Milliarden Euro drücken. Ab 2020 sollen die Gesamteinsparungen sogar 1,7 Milliarden Euro jährlich betragen.

Im Gespräch mit dem „Manager-Magazin“ mahnte PSA-Chef Carlos Tavares zu einem radikalen und schnellen Umbau. Es komme auf die Opel-Ingenieure selbst an, wie viele von ihnen in ein paar Jahren noch gebraucht würden. „Wenn wir unseren Plan rigoros umsetzen, wird es jede Menge Arbeit geben. Wenn nicht, haben wir alle massive Probleme, ganz klar.“

von Annina Reimann, Karin Finkenzeller, Christian Schlesiger

Lohscheller bekräftigte Ankündigungen aus dem November, dass sowohl in Eisenach als auch in Rüsselsheim neue Modelle auf PSA-Plattformen gebaut werden sollen, die auch in elektrischen Varianten angeboten werden können. Für das Komponentenwerk Kaiserslautern habe man wie für die sämtliche anderen Standorte einen Investitionsplan erarbeitet, zu dem aber noch keine Einzelheiten genannt wurden.

Bei seiner neuen Exportstrategie setzt Opel voll auf die Starthilfe der Konzernmutter PSA. „Es ist natürlich immer leichter, wenn PSA in den Ländern schon eine Struktur hat“, sagte Lohscheller. „Das macht den Markteintritt einfach schneller und effizienter, so dass wir dort auch sofort Geld verdienen.“ Opel hatte vor rund einem Monat angekündigt, rund 20 neue Märkte beliefern zu wollen, um die Auslastung der Werke in Europa zu steigern.

In Südafrika habe das Unternehmen jetzt einen neuen Importeur ausgewählt, sagte der Manager. Auf Basis der PSA-Technik wolle Opel dort insbesondere mit dem neuen Corsa eine große Rolle spielen. „So gehen wir auch in Märkte wie Argentinien, Kuwait und Saudi Arabien“, sagte Lohscheller. Auch in China sei PSA schon vertreten mit eigener Fertigung und einem lokalen Partner. „Das macht die Eintrittsbarrieren für uns niedrig.“ Eine Entscheidung über den Markteintritt in China sei aber noch nicht getroffen.

Der einstmals glanzvolle Autohersteller Opel hat unter der Ägide des Vorbesitzers General Motors seit 1999 keinen Jahresgewinn mehr geschafft. Zum 1. August dieses Jahres hatte die Peugeot/Citroën-Mutter PSA das Unternehmen samt der britischen Schwestermarke Vauxhall und 38.000 Mitarbeitern in ganz Europa übernommen.

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