Sixt, Braun, Grupp & Co. Das sind die Erben bekannter Familienunternehmer

Erich Sixt gibt die Unternehmensführung nach über 50 Jahren an seine Söhne ab. Welche anderen deutschen Familienunternehmen noch eigenen Nachwuchs auf dem Chefsessel haben.

Erich Sixt hat etwas, was anderen Familienunternehmen fehlt: einen Nachfolger. Genau genommen sind es gleich zwei. Der langjährige Vorstandsvorsitzender Sixt scheidet nach über 50 Jahren der Unternehmensführung nach der diesjährigen Hauptversammlung aus dem Vorstand aus und will im Alter von 76 Jahren Chef vom Aufsichtsrat werden – seine beiden Söhne Alexander und Konstantin Sixt sollen dann Mitte Juni Co-Chefs des Autovermieters werden. Auf den Chefjob sind sie vorbereitet: Alexander und Konstantin Sixt haben in London und Paris Betriebswirtschaft studiert. Sie sind bereits seit Jahren im Unternehmen – Konstantin seit 2005, Alexander seit 2009. Mit den beiden Söhnen wird bereits die vierte Generation der Familie Sixt die Unternehmensleitung übernehmen. Beide sind seit 2015 Mitglieder des Vorstands der Sixt SE und tragen die Verantwortung für die Konzernstrategie und für den Vertrieb und trieben die Zusammenführung und digitale Vernetzung von klassischer Autovermietung, Carsharing und Auto-Abo voran. Erich Sixt übernahm schon als 25-Jähriger die Leitung des damaligen Taxibetriebs mit 200 Mietwagen und machte ihn schließlich zu einem Konzern mit Milliardenumsatz. Lockdowns in der Coronakrise ließen den Umsatz im vergangenen Jahr allerdings einbrechen – Deutschlands größter Autovermieter hat das Coronajahr 2020 mit roten Zahlen abgeschlossen. Der Verlust vor Steuern lag bei 81,5 Millionen Euro. Nach Steuern und mit dem Ergebnis aus dem aufgegebenen Geschäftsbereich Leasing aber noch 2 Millionen Euro Gewinn gemacht. 2019 hatte das Unternehmen aus Pullach bei München noch 308 Millionen Euro Gewinn vor Steuern geschrieben. Der Umsatz brach um 39 Prozent auf 1,53 Milliarden Euro ein. Alexander und Konstantin Sixt trieben bislang schon die Digitalisierung voran. Jetzt kooperiert man mit Lidl. Zusammen mit der Leasing-Plattform Vehiculum und Sixt Leasing steigt der Lebensmittelhändler ins Auto-Geschäft ein. Quelle: dpa
Das Unternehmen Herrenknecht ist Weltmarktführer beim Bau von Tunnelbohrmaschinen und könnte bald vor einem Generationenwechsel stehen. Gründersohn Martin-Devid Herrenknecht, Mitte 30, arbeitet seit 2014 im väterlichen Betrieb, hat sich als "Troubleshooter" einen Namen gemacht. Wenn es irgendwo brennt, ist Herrenknecht junior vor Ort. Als Vertreter der jüngeren Generation denke er "eher in Aufgaben und Projekten", sagte er der WirtschaftsWoche Anfang 2020. Dass er einmal die Chefrolle seines Vaters übernehmen könnte, sei ihm schon als Kind bewusst gewesen. Er habe schon als Junge geschaut, was die anderen bei der Arbeit machen, und habe schon früh Fragen gestellt und eigene Standpunkte vertreten. "Mir war immer klar: Ich möchte unternehmerisch arbeiten." Sein Verhältnis zu seinem Vater ist gut. "Meinen Vater empfinde ich mehr als Freund, weniger als Vaterfigur." Quelle: dpa
Als erstes Mitglied der sechsten Familiengeneration führt Anna Maria Braun seit April 2019 das vor mehr als 180 Jahren gegründete Medizintechnikunternehmen B. Braun. Rund 65.000 Beschäftigte produzieren an rund 110 Standorten weltweit Operationsbesteck für Krankenhäuser und Arztpraxen oder künstliche Gelenke. Bevor Braun Chefin wurde, war sie für das Asiengeschäft zuständig. Öffentlich tritt Braun nur selten in Erscheinung – anders als ihr Vater Ludwig Georg Braun, der viele Jahre als Präsident des DIHK die Arbeit der Bundesregierung kritisch begleitete. Dem "Handelsblatt" sagte Anna Maria Braun vor etwa einem Jahr, dass sie zunächst als Juristin – einem Kindheitstraum - gearbeitet habe, bis sich Chancen im eigenen Unternehmen ergeben hätten. Zu ihrem Führungsstil sagt sie: "Ich versuche, klar zu sein und offen. Und ich will unseren Mitarbeitern die Chance geben, sich zu entwickeln, Männern wie Frauen." Quelle: Braun
Der Öko-Thriller „Der neunte Arm des Oktopus“ führt seit Wochen die Bestsellerlisten des Landes an und stammt aus der Feder eines 74-jährigen Unternehmers: Dirk Roßmann, im bürgerlichen Leben Chef der zweitgrößten deutschen Drogeriemarktkette. Den Freiraum für seine literarischen Ambitionen hat sich Rossmann in den vergangenen Jahren geschaffen und Stück für Stück Aufgaben an seinen Sohn Raoul übertragen, der auch Mitglied der Geschäftsführung des Drogeriekonzern ist. Er soll das Ruder komplett übernehmen, wenn der Vater sich eines Tages altersbedingt aus dem Unternehmen zurückziehen muss. Auch der ältere Sohn Daniel und die Ehefrau Alice arbeiten im Konzern. Quelle: Rossmann
Christoph Werner, Sohn von dm-Gründer Götz Werner, hat im September 2019 die Führung der Drogeriekette übernommen. Schon zuvor kümmerte er sich in der Geschäftsführung des Karlsruher Unternehmens um die Themen Einkauf und Marketing. Sein Vater hatte sich allerdings schon deutlich früher aus dem operativen Geschäft verabschiedet und die Leitung an den langjährigen Manager Erich Harsch übertragen. Als Harsch zum Baumarktbetreiber Hornbach wechselte, wurde der Weg für Werner junior schneller frei als erwartet. Quelle: IMAGO
Markus Miele ist laut Wikipedia ein Urenkel des Firmengründers Carl Miele und Sohn von Rudolf Miele. Laut seinem Profil bei Linkedin ist er seit Juli 2002 bereits Geschäftsführender Gesellschafter. Schon seit der Gründung im Jahr 1899 befindet sich das Unternehmen Miele im Eigentum der Familien Miele und Zinkann. „Sämtliche der rund 80 Gesellschafter sind direkte Nachfahren eines der beiden Gründer Carl Miele beziehungsweise Reinhard Zinkann“, heißt es auf der Internetseite von Miele. Beide Familien seien auch in der operativen Führung vertreten und zwar gemeinsam mit drei familienunabhängigen, ressortverantwortlichen Geschäftsführern. Alle fünf Geschäftsführer sind gleichberechtigt. Quelle: dpa
Moritz Bahlsen übernahm im Jahr 2019 die Firmenleitung von Lorenz Snack-World. Der heute 39-Jährige folgte damit seinem Vater Lorenz Bahlsen, der nach 45 Jahren mit damals mit 72 Jahren an der Unternehmensspitze in den Beiratsvorsitz wechselte. Das Unternehmen ist damit in der vierten Familiengeneration. Moritz Bahlsen ist der Urenkel des Firmengründers Hermann Bahlsen und er ist bereits seit über zehn Jahren in der operativen Führung des Unternehmens tätig. Jetzt zeichnet er als alleinige Spitze für die Geschäfte der Gesellschaften verantwortlich. Unterstützt wird der Diplom-Ingenieur durch das Executive Board des Unternehmens, das mit Thomas Altendorfer und Rabea Habel-Beck besetzt ist. Quelle: dpa
2017 trat der nächste Hipp aus dem Schatten des Patriarchen Claus Hipp – sein Sohn Stefan. Schon lange in der Firma tätig, ist er es nun, der in der Werbung „mit seinem Namen“ für die Qualität in Breigläschen, Cremetöpfchen, Saftflaschen und Windelkartons steht. Stefan Hipp hat viel vor mit der Baby-Marke, will die gesamte Produktionskette vom Bauern bis zur Entsorgung klimaneutral machen, Kunststoffverpackungen vermeiden, den Lieferanten Artenschutz vorschreiben. Dabei ist der passionierte Reiter und Biolandwirt gut geerdet und kein grüner Träumer. Ohne Verschnaufpause lanciert er immer wieder neue Produkte, testet die Dehnbarkeit der Marke, bedient von Produktionsstätten in acht Ländern praktisch ganz Europa und Asien, versucht, das Unternehmen in den Corona-Wirren auf Kurs zu halten. Wie Claus Hipp aus dem Babykosthersteller eine der größten Bio-Produkte-Firmen der Welt formte, wie Sohn Stefan das Unternehmen in die Zukunft führt und warum seine Tochter ihm vielleicht eines Tages nachfolgen könnte, lesen sie im neuen WirtschaftsWoche-Buch „Claus Hipp – Mein Leben, meine Firma, meine Strategie“, das im WirtschaftsWoche-Shop und im Buchhandel erhältlich ist. Quelle: dpa
Bonita und ihr Bruder Wolfgang sind ein gutes Team. Sie gingen gemeinsam auf ein Internat und studierten später zusammen in London. Offenbar war immer klar, was sie danach tun: In die Textilfirma von Vater Wolfgang Grupp einsteigen. Das Unternehmen beweist seit über 50 Jahren, dass Textilproduktion auch in einem Hochlohnland wie Deutschland möglich ist. Und zwar profitabel: Seit Vater Wolfgang Grupp am Ruder ist, schrieb die Firma nicht ein einziges Mal rote Zahlen. Auch hat der Vater mit unzähligen öffentlichen Auftritten dem Unternehmen zu einer Prominenz verholfen, die andere Modemarken nur mit gigantischen Werbeetats erreichen. Die Kinder, die im Großraumbüro unweit des Vaters sitzen und von ihm mit Hingabe ausgebildet werden, treten also in große Fußstapfen – beziehungsweise eines von ihnen: Der Vater möchte nur einen von beiden auf den Thron lassen, damit er frei schalten und walten kann. Ganz so, wie er es auch selbst tat. Quelle: dpa
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