Skoda auf der Erfolgsspur Das Traumauto des kleinen Mannes

Heimlich, still und leise hat die tschechische VW-Tochter Skoda das Herz der deutschen Autofahrer erobert - und sie haben das Zeug, der Schwester Volkswagen weiter Marktanteile abzugraben.

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Skoda Octavia RS - Rennsemmel für eilige Familienväter
Exklusive Modelle haben Tradition beim Festival of Speed im britischen Goodwood. Das illustre Treffen historischer und aktueller Renn- und Sportwagen nutzt so mancher Hersteller, um ein besonders sportliches Auto vorzustellen. So wird es auch Skoda machen, wenn am 10. Juli in Goodwood das Tuch vom neuen Octavia RS gezogen wird. Quelle: Presse
Das Spitzenmodell komplettiert die dritte Generation der kürzlich erneuerten Kompakt-Baureihe an der Schwelle zur Mittelklasse und wartet mit zwei neuen Motoren und Fahrleistungen auf, die die des Vorgängermodells nochmals übertreffen. Ein Zweiliter-Benziner mit 220 PS beschleunigt den Octavia RS in 6,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 248 km/h. Mit dem 184 PS starken Zweiliter-TDI-Motor benötigt der Octavia RS 8,1 Sekunden und erreicht 232 km/h. Trotz stärkerer Motorisierung gegenüber dem Vorgänger sanken Verbrauchswerte und Emissionen laut Skoda um bis zu 19 Prozent. Quelle: Presse
Im Vergleich zum Standard-Octavia liegt die Karosserie der RS-Limousine um zwölf Millimeter, beim Kombi um 13 Millimeter tiefer. Als Hinterachse kommt eine neu entwickelte Mehrlenkerachse zum Einsatz, und für bessere Kraftübertragung an die Vorderräder sorgt eine in das Stabilisierungsprogramm ESP integrierte elektronische Differenzialsperre. Quelle: Presse
Eine neu entwickelte, elektromechanische Progressivlenkung sorgt für besseres Handling und höhere Agilität. Äußerlich hebt sich der Octavia RS durch die RS-Plakette im Kühlergrill, eine geänderte Frontschürze, rot lackierte Bremssättel sowie Heckspoiler und breite Auspuff-Endrohre von seinen Seriengeschwistern ab. Quelle: Presse
Serienmäßig rollt der neue Octavia RS auf silberfarbigen 17-Zoll-Leichtmetallrädern des Typs „Dorado“, bestückt mit Reifen der Dimension 225/45. Optional erhältlich sind zwei 18-Zoll-Leichtmetallräder jeweils für Reifen der Größe 225/40. Wer extrem-sportliche Felgen schätzt, für den bietet Skoda darüber hinaus noch das 19-Zoll-Leichtmetallrad „Xtrem“ in Schwarz. Quelle: Presse
Der Octavia RS will aber noch mehr bieten als eine sportliche Optik und entsprechende Fahrleistungen. Das Spitzenmodell der Baureihe lässt sich auf Wunsch mit einem Abstands-Tempomaten, einem Fernlicht-Assistenten oder einer Verkehrszeichenerkennung aufrüsten. Preise für den RS hat Skoda noch nicht genannt. Quelle: Presse

In der Liste der Lieblingsautos der Deutschen steht er auf Platz 9 - der Skoda Octavia. In den ersten sechs Monaten des Jahres zählte das Kraftfahrtbundesamt exakt 27.409 neu zugelassene Octavia - nochmal fast 5000 mehr als im Vorjahreszeitraum. Die deutschen Autofahrer haben die Modelle der tschechischen VW-Tochter ins Herz geschlossen. Warum? Eine gute Frage. Denn rein optisch machten die Skodas in der Vergangenheit nicht unbedingt viel her. Der Begriff "funktional" trifft es am besten. Dafür punkten die Tschechen mit einem überzeugenden Preis-Leistungsverhältnis.

Der aktuelle Octavia (Modelleinführung der dritten Generation war im Januar 2013) macht seinen VW-Brüdern und Schwestern von Volkswagen, Seat und Audi jedenfalls mächtig Konkurrenz. Nur ein paar Zentimeter kürzer als der Audi A4 bringt er 60 Liter Kofferraumvolumen mehr mit als ein A6 und ist dann auch noch rund 2000 Euro günstiger als der VW-Golf, dem unangefochtenen Lieblingsauto der Deutschen, mit dem er sich auch die technische Basis teilt.

Der Octavia trägt zurecht den Titel "Traumauto des kleinen Mannes". In einschlägigen Autoblogs finden sich reihenweise Beiträge wie "habe mal Audi gefahren und bin nun auch bei Skoda gelandet." Das Fahrgefühl, da ist sich die Fan-Gemeinschaft einig, kommt "an Audi und andere VW-Modelle sehr nah ran".

Vor allem freuen sich die Skoda-Fahrer über vielmehr Platz und einen Preisunterschied von mehreren tausend Euro. Sogar imagetechnisch habe das Skoda-Fahren Vorteile: "Kaufst du dir einen Audi mit kleinstem Motor und schlapper Ausstattung, denken alle Kollegen: Mensch, der muss aber gut verdienen. Kaufste dir einen Octi mit Power satt und fetter Ausstattung, stellt sich kein Mensch diese Frage."

Präsentation des Skoda Octavia Quelle: AP/dpa

Neuer Fabia im Oktober

Bis 2018 will Skoda 1,5 Millionen Autos pro Jahr verkaufen und hat die Umsatzrendite von sieben Prozent fest im Blick. In Deutschland haben die Tschechen bereits einen Marktanteil von 5,7 Prozent und damit Peugeot, Renault, Seat, Nissan und auch Hyundai weit hinter sich gelassen. Schlichtes Design, aber dafür jede Menge Platz, Fahrspaß und ein attraktiver Preis - das ist das Erfolgsgeheimnis der Tschechen, mit dem sie es noch weit bringen können.

Den Leitspruch "Simply clever" nutzen die Tschechen nicht nur als Werbeslogan, sondern auch als Markenphilosophie. Sei es ein Regenschirm, der in einem kleinen Ablagefach in der Tür versteckt werden kann oder der Eiskratzer unter dem Tankdeckel – was Skoda zusätzlich in seine Autos einbaut, hilft in den Tücken des Alltags. Und nicht nur im Verkaufsprospekt.

Der nächste Coup

Der nächste Coup steht kurz bevor. Im Oktober zeigt Skoda auf dem Pariser Autosalon den neuen Fabia. Er nutzt bereits Technologiemodule aus dem neuen Modularen Querbaukasten von Volkswagen wie Motoren oder Infotainment-Systeme. Mit dem MQB halten Fahrassistenzsysteme wie ein Abstandsmesser mit Notbremsfunktion und die Multi-Kollisionsbremse Einzug.

Auch ein Touchscreen und eine Mirror-Link-Funktion, die Smarthone-Apps aufs Infotainment-Systems des Autos übertragen lassen, sind dann an Bord. Der kleine Tscheche macht ganz auf connected car. Dafür ist Skoda kürzlich der Open Automotive Alliance beigetreten. Neben Google und Chiphersteller Nvidia gehören auch Audi, GM und Honda der Kooperation an. Sie haben sich die reibungslose Integration von Android-basierten Geräten ins Fahrzeug auf die Fahnen geschrieben.

Was der neue Skoda Octavia zu bieten hat
Skoda bringt sein Erfolgsmodell Octavia jetzt in der neuen, dritten Generation am 20. Februar auf den Markt. Die Einstiegsversion mit 86 PS-Benzinmotor kostet mindestens 15.990 Euro. Quelle: Presse
Das manuelle Sechsganggetriebe lässt sich leicht und exakt schalten und die Lenkung reagiert direkt. Quelle: Presse
Der neue Skoda Octavia fährt mit einer überarbeiteten Optik, gewachsenen Abmessungen und weniger Gewicht vor. Quelle: Presse
Am Heck trägt der Octavia nun Rückleuchten mit doppelter LED-Lichtleiste und einen schwarzen Diffusor, der die Auspuffrohre komplett verdeckt. Quelle: Presse
Der neue Skoda Octavia erweist sich im Fahrbetrieb mit 1,4-Liter-Vierzylinder-Turbo-Benziner und 103 kW/140 PS als überaus angenehmer Partner, der durchzugsstark und spontan auf alle Befehle des Gaspedals reagiert. Quelle: Presse
Hinter dem Steuer erleichtern klar gegliederte Instrumente und logisch platzierte Schalter die Bedienung. Quelle: Presse
Die gut gepolsterten Sitze könnten mehr Seitenhalt bieten. Quelle: Presse

Die Vorschau aufs neue Fabia-Design fällt allerdings sparsam aus. Bisher gibt es nur eine Zeichnung, die erahnen lässt, dass der Polo-Konkurrent kantiger, flacher und breiter ausfallen soll als sein Vorgänger. Eine Kombi-Version des Kleinwagens folgt wohl 2015. Fehlt Skoda eigentlich nur noch eins zum Glück: Ein richtiger SUV. Der Skoda Yeti ist zwar ein Verkaufsschlager - mit gut 22.000 Neuzulassungen landete er 2013 auf Platz drei der beliebtesten SUV hierzulande und machte sich gleichzeitig als drittbeliebtestes Modell der Generation 50 plus einen Namen.

"Ein Skoda muss eine Funktion erfüllen"

Doch dem Yeti fehlt das markante, bullige Gesicht eines "echten" SUV wie es Audi in der Q-Reihe und VW mit dem Touareg umgesetzt hat. Schon 2016 wollen die Tschechen die Lücke im Modellprogramm schließen: Der Snowman kommt. Er tritt in der Gewichtsklasse von Hyundai ix35, Kia Sorento oder VW Tiguan an. Mit ihm und dem Octavia teilt er sich eine Plattform.

Der Snowman wird deutlich größer und geräumiger als der Yeti. Neben dem Fünfsitzer ist auch eine Version mit sieben Sitzen in drei Reihen geplant. Mit Preisen ab 23.500 Euro ist er gut gerüstet, dem Mercedes GLK Konkurrenz zu machen.

Für das richtige Design sorgt Chefdesigner Jozef Kaban. Seine Devise: „Ein Skoda muss zunächst eine Funktion erfüllen. Zum Beispiel als modernes Familienauto. Aber wir wollen den Leuten ein Stückchen mehr mitgeben. Jedes Produkt muss auch ein bisschen Kunst sein. Gut ist, wenn das Herz eine Entscheidung für etwas fällt, die der Kopf dann bestätigt.“ Von zu vielen Kanten und Schnörkeln hält der 41-Jährige nichts.

Das lässt hoffen, dass der Snowman nicht völlig zur rundgelutschten SUV-Kugel verkommt. Bei der Neuauflage des Yeti - er wird voraussichtlich dann Sherpa heißen - hat Skoda allerdings bereits angekündigt, sich von der Kastenform zu verabschieden - schade eigentlich.

Sicher ist, mit den neuen Modellen, den fairen Preisen und dem einen oder anderen Kniff beim Design bleibt Skoda auf Wachstumskurs. Die 1,5 Millionen-Marke lässt sich vielleicht schon früher knacken.

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