Smart-Chefin Annette Winkler Nächste Station: Daimler-Vorstand

Annette Winkler hat die Kleinwagenmarke nach vielen Jahren in den roten Zahlen profitabel gemacht. Nun gilt die Smart-Chefin als Aspirantin für den Vorstand des Daimler-Konzerns. Wie schafft die Frau das nur?

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Smart-Chefin Annette Winkler. Quelle: dpa Picture-Alliance

Mit dem rechten Fuß einen Wiegeschritt nach vorn, mit dem linken einen schnellen Seitwärtsschritt nach links. Die Knie beugen sich leicht, der Oberkörper senkt sich erst nach vorn, um sich dann nach links zu drehen. Annette Winkler tanzt vor einem giftgrünen Smart Fortwo in Brabus-Ausführung, den sie kurz zuvor mit quietschenden Reifen auf die Bühne gefahren hat. Der Zweisitzer soll, so wirbt Smart, für Agilität, Lebensfreude, Cleverness stehen.

Alles Eigenschaften, die auch für die Smart-Chefin gelten. Nur zwei Minuten dauert ihr Auftritt im April auf der Shanghai Motor-Show, mit dem die 55-Jährige das junge chinesische Großstadtpublikum für den putzigen Kleinwagen zu gewinnen sucht – mit Händen und Füßen und einer Rede, bei der sie die Worte ohne Punkt und Komma aneinanderreiht und den Teleprompter ignoriert.

Klein geblieben, groß geworden
Der Smart musste anfangs viel Spott ertragen: Mal wurde er „motorisierter Einkaufswagen“ oder schlicht „Bobbycar“ genannt. Doch selbst die über Jahre eingefahrenen Verluste haben Daimler nicht von dem Kleinstwagenkonzept abgebracht. 16 Jahre nach der Premiere des ersten Smart fortwo haben die Stuttgarter jetzt die dritte Generation ihres Winzlings vorgestellt. Quelle: REUTERS
Am Konzept des Stadtflitzers hat sich wenig geändert, bei Design und Technik schon: Wie der Vorgänger ist er exakt 2,69 Meter lang, die Dreizylindermotoren sitzen nach wie vor im Heck, auch die zweifarbige Lackierung bleibt erhalten. Doch sonst ist alles neu: Die Optik ist eigenständiger geworden, aber dennoch typisch Smart geblieben. Die Motoren stammen von Renault, der Kleinstwagen wurde zusammen mit den Franzosen entwickelt. Quelle: REUTERS
Neben dem „Klassiker“ fortwo feierte auch gleich sein viersitziger Ableger Premiere: der forfour. Unter diesem Namen gab es von 2004 bis 2006 bereits einen Viersitzer von Smart, damals auf der Plattform eines Mitsubishi Colt. Der Wagen floppte am Markt. Der neue forfour teilt sich zwar wieder die Plattform mit einem Konkurrenten, dem Renault Twingo. Trotzdem soll alles besser – und vor allem eigenständiger – werden. So sind laut Smart nur zehn Prozent der Karosserieteile mit dem Twingo identisch, Gemeinsamkeiten gibt es nur unter dem Blech. Quelle: dpa
Zur Premiere der „jungen“ und „hippen“ Smart-Modelle gibt sich sogar Daimler-Chef Dieter Zetsche (im Bild mit Smart-Chefin Annette Winkler) in Jeans und Ledersneaker ungewohnt leger – sogar auf eine Krawatte hat er verzichtet. Quelle: REUTERS
Dank der Kooperation mit dem französisch-japanischen Autobauer Renault-Nissan könne Daimler den neuen Smart günstiger produzieren, bestätigte auch Konzernchef Dieter Zetsche zur Premiere in Berlin. „Mit dem Kooperationspartner Renault-Nissan zeigen wir auch, dass wir den Business Case deutlich verbessern können“, sagte er. Quelle: REUTERS
Gegenüber der zweiten Generation ist der fortwo zwar keinen Millimeter länger, aber zehn Zentimeter breiter geworden. Das soll nicht nur etwas mehr Platz im Innenraum bringen, sondern auch das Fahrverhalten stabiler machen. Die neuen Smarts sollen im November in den Handel kommen. Der Zweisitzer steht mit mindestens 10.300 Euro in der Preisliste, dafür gibt es einen 1,0-Liter-Saugmotor mit 60 PS. Für den forfour mit diesem Triebwerk werden 600 Euro mehr fällig. Dafür gibt es dann 80 Zentimeter mehr Länge, zwei Türen und zwei Sitzplätze mehr sowie mehr Platz für das Gepäck. Quelle: Presse
Die 60-PS-Version wird zum Marktstart allerdings noch nicht verfügbar sein, so lange bildet die 71 PS starke Variante des Dreizylinders die Einstiegsmotorisierung. Die kostet dann 10.895 Euro für den fortwo und 11.495 Euro für den forfour. Ein 0,9-Liter-Turbobenziner mit 90 PS rundet vorerst das Angebot nach oben ab, eine stärkere Brabus-Version wird später das obere Ende der Motorenpalette beschließen. Der 0,8-Liter-Diesel ist bereits bei den letzten Fahrzeugen der zweiten Generation aus dem Programm geflogen. Der Smart electric drive wird übrigens noch zwei Jahre auf Basis des alten Smarts weitergebaut, erst dann folgt der Umstieg auf die aktuelle Generation. Quelle: Presse

Nichts davon wirkt einstudiert, nicht einmal die Sätze in Chinesisch, die ihre Referenten eingebaut haben. „Das, was die einnimmt, hätte ich auch gerne“, raunt ein mitgereister Mercedes-Manager seinem Kollegen zu, als Winkler nach ihrem Auftritt unter Applaus auf die Ehrentribüne strebt, wo man ihr zwischen Konzernchef Dieter Zetsche und China-Vorstand Hubertus Troska einen Platz reserviert hat.

Winkler könnte zweite Frau im Daimler-Vorstand werden

Voller Einsatz mit ganzer Kraft und allen Sinnen, notfalls rund um die Uhr, und wenn es notwendig ist, auch schon mal sieben Tage in der Woche: Winkler hat es damit weit gebracht in der deutschen Autoindustrie. Genau genommen auf die Hierarchiestufe E1 des Daimler-Konzerns – darüber rangieren nur noch die Vorstände. Und für Insider des Konzerns gibt es keine Zweifel: Sollte es Winkler schaffen, aus Smart ein stabiles Profitcenter zu machen, ist ihr ein Platz im Vorstand nicht mehr zu verwehren. Im achtköpfigen Führungsgremium des Autokonzerns ist mit Christine Hohmann-Dennhardt – zuständig für Integrität und Recht – bislang nur eine einzige Frau vertreten. Und der langjährige Verlustbringer Smart wurde 2006 im Geschäftsfeld Mercedes-Benz Cars versteckt. Winkler könnte hier wie da die Wende einleiten.

Seit bald 22 Jahren steht die gebürtige Wiesbadenerin in den Diensten des Daimler-Konzerns. Und seit bald vier Jahren führt sie die Kleinstwagenmarke, die in den Siebzigerjahren von Mercedes-Ingenieuren als „Teil eines neu konzipierten optimalen Verkehrssystems“ erdacht wurde. Das war zwar technisch gesehen sehr visionär, betriebswirtschaftlich allerdings keine so eine gute Idee: Zehn Milliarden Euro hat der Autozwerg den Konzern angeblich bis heute gekostet.

Was Renault und Smart in die Kleinwagen-Kooperation einbringen

Dieses Problem verschaffte Winkler im Jahr 2010 den Job. Sie war Zetsche da schon länger als bekennender Smart-Fan bekannt. „Smart war für mich immer mehr als ein Produkt. Ich habe vor allem die Idee dahinter gesehen“, sagt sie. Als Zetsche die Kleinwagensparte 2010 wieder zu einem eigenständigen Produktbereich machte, übergab er deren Führung an Winkler.

Sie war gewissermaßen das letzte Aufgebot. Inzwischen aber hat sich das Blatt gewendet: Unter Winklers Führung ist Smart zu einer Zugmaschine von Mercedes Benz Cars geworden. Im ersten Halbjahr kletterte der weltweite Verkauf der Marke um knapp 33 Prozent auf über 62.000 Fahrzeuge – die neuen Modelle und der Winkler-Faktor zeigen Wirkung.

Das unheimliche Energiebündel

Es ist früher Abend nach einem anstrengenden Messetag, der gefüllt war mit Sitzungen und Besprechungen, Gesprächen mit Händlern und Entwicklungspartnern sowie einer Reihe Interviews. Mancher wäre jetzt erschöpft, würde sich jetzt eine Verschnaufpause gönnen, für ein paar Minuten abschalten. Bei Winkler jedoch gibt es keine Anzeichen dafür. Das Kostüm sitzt so akkurat wie die Frisur. Und die Diskussion mit ihr über die Entwicklung der Marke zeigt: Sie ist immer noch hellwach.

So ist sie, sagen Freunde und Wegbegleiter. „Sie ist ein unheimliches Energiebündel. In ihrer Gegenwart kann man kaum einmal durchatmen“, stöhnt ein Manager, der sie seit vielen Jahren begleitet. „Sie ist eine ungeheuer ehrgeizige Frau, die für ihre Sache brennt und ihre Anliegen mit ungeheurer Energie durchzusetzen versteht“, erzählt ein anderer, der sie noch aus der Zeit kennt, als sie zwischen 1997 und 1999 die Mercedes-Niederlassung in Braunschweig auf Vordermann brachte.

Rettung aus der Not

Der Standort im Heimatland von MAN-Büssing erwirtschaftete dank der Sparsamkeit ihres Vorgängers und eines prosperierenden Nutzfahrzeuggeschäfts zwar Gewinne, stagnierte jedoch in der Geschäftsentwicklung und galt als wenig kundenorientiert. Als Frau hatte Winkler in dieser Männerwelt für Mercedes anfangs einen schweren Stand: „Ein Kollege“, erzählt sie, „wies mich einmal darauf hin, dass Zwillingsreifen beim Lkw hinten sind.“ Sie ließ das nicht auf sich sitzen. Um auch in technischen Fragen mitreden zu können und sich Respekt zu verschaffen, machte die promovierte Betriebswirtin in der Rekordzeit von neun Tagen den Lastwagenführerschein. „Anstatt beleidigt zu reagieren, sollte man sich den Herausforderungen stellen“, sagt sie.

Da blitzt die Frau durch, die früh praktisch Verantwortung trug.

Weil ihre beiden Brüder kein Interesse am Baugewerbe haben, übertrug ihr der Vater mit 27 Jahren die Leitung des 1824 gegründeten Familienunternehmens, der A. Winkler Sohn GmbH & Co KG in Wiesbaden. Dass sie „nicht den blassen Schimmer“ hatte, „wie man ein Haus baut“, machte ihr ebenso wenig Angst wie die schlechte Baukonjunktur und der desolate Zustand des Unternehmens: Trotz eines Umsatzes von 3,8 Millionen Mark machte die Baufirma keinen Gewinn, stand kurz vor der Pleite.

„Frau Doktor“ warf sich mit Verve auf die Aufgabe, das Unternehmen zu sanieren. Sie analysierte die Zahlen, führte eine EDV-gestützte Kalkulation ein, spezialisierte den Familienbetrieb auf die Modernisierung und Sanierung von Gebäuden und machte ihre Entscheidungen in Gesprächen mit Polieren und Bauleitern transparent. Den hohen Krankenstand senkte sie durch Anwesenheitsprämien, mit Betriebsfesten und Weiterbildungsmaßnahmen band sie Fachkräfte. Die Jung-Chefin schaffte eine neue Unternehmenskultur, gab aber auch harte Ziele vor: eine Wachstumsrate über dem des Sozialprodukts, Gewinne über dem Branchendurchschnitt.

Die Baustellen des Daimler-Konzerns

Im ersten Jahr stieg der Umsatz um fast 37 Prozent. Im zweiten Jahr wurde die Kurzarbeit beendet und eine Umsatzrendite von zwölf Prozent erzielt. Die Winkler GmbH florierte bald so gut, dass sie 1991 eine sanierungsbedürftige Baufirma in Gießen übernahm und die überregionale Presse das „Wiesbadener Modell“ in höchsten Tönen pries. Mit dem Ergebnis, dass das Champagnerhaus Veuve Cliquot sie zur „Unternehmerin des Jahres 1991“ kürte. Die Vorzeige-„Frau vom Bau“ hielt fortan landauf, landab Vorträge über den Wertewandel in den Führungsetagen und gute Mitarbeiterführung, sie wurde in Talkshows eingeladen und übernahm nebenbei auch noch an der Fachhochschule Wiesbaden eine Professur für Unternehmensführung und Personalmanagement.

Der Stern geht auf

Und dann geht eines Tages in ihrem Leben der Stern auf. Dieter Zetsche, damals Entwicklungschef von Mercedes, bittet Frau Professor Dr. Winkler, in Sindelfingen seinen 1500 Spitzenleuten die Augen zu öffnen für die Veränderungen in der Welt. Sie lässt sich nicht zweimal bitten, fährt mit ihrem roten BMW in die Mercedes-Fabrik und macht den Managern des behäbig gewordenen Großkonzerns klar, dass das Selbstbewusstsein eines Menschen nicht abhängen sollte von der Größe eines Dienstwagens, der ihm nur leihweise überlassen sei. Die Zuhörer sind von ihrem frechen Vortrag begeistert. „Wie bringen wir Sie nur zur richtigen Marke?“, fragt Zetsche die Referentin und bekommt zur Antwort: „Alles ist Verhandlungssache.“

Diese Autos verlieren wenig an Wert
Platz 15: MazdaDass Mazda auf dem deutschen Gebrauchtwagenmarkt nicht die besten Restwerte hat, stand zu erwarten. Alleine schon das Markenimage des japanischen Herstellers reicht nicht aus, um die Wiederverkaufswerte von deutschen Premiummarken zu erreichen. Dennoch sind die 83,3 Prozent in der aktuellen Schwacke-Liste ein ordentliches Ergebnis: Mazda liegt damit vor Marken wie Volvo, Hyundai, Kia und Ford – und nur knapp hinter einem deutschen Autobauer. Quelle: Mazda
Platz 14: NissanZwischen Mazda und den besagten deutschen Autobauer hat sich noch Nissan geschoben. Für Platz 14 reichen dafür 84,7 Prozent. Auf diese Prozentangaben kommen die Restwertexperten von Schwacke nach einer Auswertung von Gebrauchtwagen mit einem Alter von drei Jahren und einer Laufleistung von 60.000 Kilometern. Die beste Marke wird als Benchmark mit 100 Prozent bewertet, alle anderen Marken beziehen sich auf diese Referenzgröße. Quelle: Nissan
Platz 13: Mercedes-BenzNicht in die Top Ten geschafft hat es Mercedes-Benz. Die Stuttgarter kommen auf 84,7 Prozent. Die Modelloffensive bei den Kompaktwagen, Rabatte und Tageszulassungen kurbeln zwar den Neuwagenabsatz an, auf die Restwerte der Gebrauchtwagen wirkt sich das aber negativ aus. Der Daimler-Tochter Smart ergeht es noch schlechter: Sie liegt mit 74,3 Prozent nur auf Platz 28 von 30. Quelle: Daimler
Platz 12: ToyotaGlobal gehört Toyota zu den stärksten Marken, in Deutschland haben es die Japaner aber deutlich schwerer. So reicht es im Schwacke-Ranking der wertstabilsten Marken für Toyota mit 84,9 Prozent nur zu Platz 12. Einziger Trost: Der Dauerrivale Volkswagen... Quelle: Toyota
Platz 11: Volkswagen... liegt nur einen Platz vor Toyota auf Rang 11. Auch die Wolfsburger bekommen mit ihren 84,9 Prozent zu spüren, dass aufwändige Rabattaktionen und künstlich billige Tageszulassungen die Gebrauchtwagenpreise torpedieren. Quelle: Volkswagen
Platz 10: SubaruSo kommt es, dass in der Liste der wertstabilsten Marken auch Autobauer vor Volkswagen liegen, die bei allen anderen Kennzahlen gewöhnlich nicht einmal in die Nähe der Wolfsburger kommen. Mit einer gesunden Preispolitik kann zum Beispiel Subaru die Zahl der Gebrauchtwagen auf den Höfen seiner Händler stabil halten – was gut für deren Preise ist. Für die Japaner bedeuten 85,4 Prozent Rang 10. Quelle: PR
Platz 9: SuzukiÄhnliches gilt für Suzuki: Wer nicht viel Wert auf die Marke legt, sondern seinen Wagen mit möglichst wenig Verlusten nach wenigen Jahren wieder verkaufen will, könnte einen Blick auf die Autos der Japaner werfen. Mit 86,3 Prozent liegt Suzuki nur knapp hinter... Quelle: Suzuki

Dann geht alles schnell. Kurz darauf wird sie Mercedes-Chef Helmut Werner vorgestellt, der sie nach nur einem Abendessen und obwohl sie keinerlei Medienerfahrung hat, zur Kommunikationschefin macht.

Die neue Aufgabe verändert ihr Leben radikal. Denn Halbheiten mag sie nicht: „Was ich mache, mache ich richtig und mit Begeisterung.“ Die Baugeschäfte gibt sie in die Hände von zwei Geschäftsführern – die das Unternehmen zu ihrem Entsetzen in kurzer Zeit in den Konkurs führen. Die Lehrtätigkeit beendet sie, ihre 1993 geschlossene zweite Ehe wird zur Wochenendbeziehung: Das Autogeschäft bestimmt von nun an ihr Leben. Oder zumindest große Teile davon: „Ich arbeite von Sonntagabend bis Freitagabend für das Unternehmen. Samstag und 90 Prozent des Sonntags gehören meinem Mann und mir.“

Klare Worte, versöhnliche Gesten

Als bekennende Querdenkerin („Ich hasse Erklärungen, die mit ,Das geht nicht‘ beginnen“) brauchte einige Zeit, um sich im Großunternehmen zurechtzufinden. Wie sie sich an den Konzern gewöhnt, muss der Konzern sich auch an sie gewöhnen. In Mitarbeiterkreisen berüchtigt sind von Beginn ihrer Daimler-Zeit an die E-Mails, die Winkler vom frühmorgendlichen Jogging per Blackberry verschickt – kurz vor 7 Uhr morgens. Dutzende Ideen, die „der Chefin“ beim Trab durch die Landschaft gekommen sind, werden dann zur Diskussion gestellt oder Anweisungen erteilt, die, wie ein Insider lästert, möglichst bis acht Uhr umgesetzt sein sollten: „Sonst kann es schon mal ungemütlich werden.“

„Ich will, dass wir alle begeistert sind. Dass wir dafür brennen, nicht nur Autos zu bauen, sondern auch unseren Kunden mehr Lebensqualität in der Stadt zu verschaffen und die Städte schöner zu machen“, doziert Winkler zu später Stunde nach einem langen Messetag. Womit wir wieder bei Smart wären.

VW bleibt trotz Dieselgate vor Toyota
Toyota – 1. Halbjahr 2016Der japanische Branchenprimus, zu dem auch der Kleinwagenbauer Daihatsu Motor und der Nutzwagenhersteller Hino Motors gehören, verkaufte zwischen Januar und Juni global 4,99 Millionen Autos. Das ist ein Rückgang zum Vorjahreszeitraum von 0,6 Prozent. Die ganze Halbjahres-Bilanz auch mit Umsatz- und Gewinnkennzahlen legt der japanische Konkurrent am 4. August vor. Quelle: AP
Volkswagen (Konzern) – 1. Halbjahr 2016Krise? Welche Krise? Die Abgas-Affäre scheint die Auslieferungen bei Volkswagen nicht zu bremsen. Pünktlich zum Halbjahr setzt sogar die schwächelnde Kernmarke zur Wende an. Mit 2,925 Millionen verkauften Volkswagen blieb die Marke zwar knapp unter dem Vorjahresergebnis, die Tendenz im Juni zeigte aber um fast fünf Prozent nach oben. Mit dem starken Juni stehen nach sechs Monaten die Zeichen bei den Verkäufen klarer als zuvor auf Zuwachs: 5,12 Millionen Fahrzeuge – vom VW-Up bis zum schweren Scania-Lkw – sind 1,5 Prozent Verbesserung im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015. Trotz Diesel-Krise steuert der Konzern damit 2016 bisher auf ein Auslieferungsplus zu. Nach fünf Monaten Ende Mai hatte der Zuwachs lediglich bei 0,8 Prozent gelegen. Zumindest als Momentaufnahme scheint der Autobauer damit zehn Monate nach dem Ausbruch der Diesel-Krise eine Durststrecke zu verlassen. Quelle: dpa
BMW – 1. Halbjahr 2016Zwischen Januar und Juni diesen Jahres wurden weltweit 986.557 BMW verkauft. Damit konnten die Münchner im Vergleich zum Vorjahr um 5,8 Prozent zulegen. Allein im Juni stieg der Absatz um 9,7 Prozent auf 189.097 – mit den Marken Mini und Rolls-Royce kommt der Konzern sogar auf 227.849 Autos (+9,1 Prozent). Für das Plus sorgte demnach vor allem die hohe Nachfrage in Europa und Asien. In den USA dagegen schrumpfte der Absatz. Mit den knapp 190.000 Fahrzeugen im Juli lag BMW vor den beiden Dauer-Konkurrenten Audi (169.000 Autos) und Mercedes (188.444 Fahrzeuge). Doch wie sieht es im gesamten ersten Halbjahr aus? Quelle: dpa
Audi – 1. Halbjahr 2016Zumindest Audi konnte BMW hinter sich lassen. Die Ingolstädter konnten zwar zulegen, mit 5,6 Prozent fiel das Wachstum aber geringer aus als bei der Konkurrenz aus München – genauso die absolute Zahl an Auslieferungen von 953.200 Fahrzeugen. Dennoch ist die Bilanz für Audi positiv. Man habe den Absatz in allen Weltregionen steigern können, sagte Vertriebsvorstadn Dietmar Voggenreiter. Spaß-Modelle wie das TT Cabrio im Bild tragen traditionell wenig zum Volumen bei. Zu den größten Treibern gehörten die Baureihen A4 mit einem Plus von 12,3 Prozent und das Oberklasse-SUV Q7, das es nach dem Modellwechsel im Vorjahr auf ein Plus von satten 73,6 Prozent bringt. Auch für das zweite Halbjahr ist Voggenreiter optimistisch: Dann stehen die Premieren des überarbeiteten A3 und der komplett neuen Baureihen A5 und Q2 an. Quelle: obs
Daimler – 1. Halbjahr 2016BMW und Audi waren gut, Mercedes war besser. So lässt sich das erste Halbjahr zusammenfassen – sowohl beim Wachstum als auch beim Absatz konnte die Marke mit dem Stern die Konkurrenten abhängen. In den ersten sechs Monaten gingen 1.006.619 Mercedes-Benz an die Kunden – das entspricht eine Zuwachs von 12,1 Prozent. Ganz nebenbei der 40. Rekordmonat in Folge für die Marke. Dabei profitiert Mercedes vor allem von den SUV-Modellen, die inzwischen ein Drittel des weltweiten Absatzes ausmachen. „Das zeigt, dass sich unsere Produktoffensive auszahlt und unser rundum erneuertes SUV-Portfolio hervorragend bei den Kunden ankommt“, sagt Vorstandsmitglied Ola Källenius. Zusammen mit den 73.510 verkauften Smart kommt die Pkw-Sparte des Daimler-Konzerns so auf 1,08 Millionen Fahrzeuge. Quelle: dpa
Porsche – 1. Halbjahr 2016Drei Prozent Wachstum auf 117.963 Fahrzeuge. Das sind die Eckdaten des ersten Halbjahres bei Porsche. Der Sportwagenbauer zeigt sich damit zufrieden und spricht von einer „Stabilisierung auf hohem Niveau“. Viele Modelle wie die Baureihen Cayman, Boxster, Macan und der 911er konnten zwar zweistellig wachsen, bei der Limousine Panamera hielten sich die Kunden wegen des anstehenden Modellwechsels aber spürbar zurück. „Die durchweg positive Resonanz auf die Weltpremiere des neuen Panamera Ende Juni stimmt uns sehr optimistisch. Wir erwarten uns davon einen deutlichen Schub“, sagt Marketing- und Vertriebsvorstand Detlev von Platen. Der neue Panamera kann seit dem 28. Juni bestellt werden und steht in Europa ab November beim Händler. In den USA und im chinesischen Markt ist das Auto ab Januar 2017 verfügbar. Quelle: dpa
Toyota – Gesamtjahr 2015Der japanische Autokonzern Toyota hat seine Stellung als weltgrößter Fahrzeughersteller im vierten Jahr nacheinander behauptet und den durch den Abgasskandal gebeutelten Konkurrenten VW auf Distanz gehalten. 2015 verkaufte das Unternehmen 10,15 Millionen Autos, wie Toyota am Mittwoch mitteilte. VW kam im vergangenen Jahr auf 9,93 Millionen verkaufte Autos, General Motors auf 9,8 Millionen. 2016 rechnet Toyota mit einem Absatz von 10,11 Autos. Im vergangenen Jahr lag die Prognose bei 10,1 Millionen Fahrzeugen für 2015 und wurde durch die Realität übertroffen. VW hatte Toyota bei den Verkaufszahlen im ersten Halbjahr 2015 überholt, war dann aber infolge des Abgasskandals wieder zurückgefallen. Die Autoverkäufe auf den großen Märkten in den USA und Japan haben sich verlangsamt. Darüber hinaus hat sich auch das in den vergangenen Jahren stetige Wachstum auf aufstrebenden Märkten abgeschwächt. Das schlägt sich auch in den Toyota-Zahlen nieder: 2014 hatten die Japaner noch 10,23 Millionen Autos verkauft. Quelle: dpa

Als Winkler dort Chefin wird, besteht das Produktprogramm nur noch aus einem einzigen Auto. Die Marathon-Rennradlerin, die in ihrer Zeit als Statthalterin von Daimler in Belgien bis zu einem schweren Unfall Tagesetappen von bis zu 250 Kilometern bewältigte, lässt in aller Eile ein Elektrobike entwickeln, um den Smart-Händlern ein kleines Zubrot zu verschaffen. Zudem hilft der Aufbau des Carsharing-Systems Car2Go, die Produktion in Hambach zu stabilisieren und das Unternehmen über Wasser zu halten.

Steigerung der Unternehmenskultur

Aber erst die strategische Kooperation mit Renault-Nissan und die Entwicklung einer gemeinsamen, heckgetriebenen Plattform für Smart und Renault Twingo (Codename Edison) sorgen für neuen Schwung. Winkler trägt viel dazu bei, um die unterschiedlichen Firmenkulturen zusammenzuführen und die Zwistigkeiten, die während der Fahrzeugentwicklung immer wieder zwischen den Ingenieuren von Daimler und Renault ausbrachen, zu beenden – durch klare Worte und versöhnliche Gesten, auch durch Kochevents, zu denen sie ihre deutschen und französischen Kollegen einlädt. Winkler und Renault-Chefentwickler Ali Kassei sind darüber zu Freunden geworden.

So entwickelte sich Mercedes-Benz 2014

Seit Februar ist die neue Modellgeneration nun auf dem Markt, sind mit Zwei- und Viertürer sogar zwei Autos im Angebot, nicht nur in Europa, sondern auch in China. Zusammen mit Bodo Buschmann, dem Besitzer des Mercedes-Veredlers Brabus, feilt sie an stylischen Sondermodellen. Oft bis spät in die Nacht, denn auch um die Farben und Materialien der neuen Reihe Tailor Made, die in Kürze auf den Markt kommt, kümmert sich die Smart-Chefin persönlich. „Es ist nicht immer leicht mit ihr“, sagt der Unternehmer. „Aber es imponiert mir, mit wie viel Einsatz sie für das kleinste Auto im Großkonzern kämpft.“

Und der Einsatz zeigt Wirkung: Das ursprüngliche Verkaufsziel von 200.000 Autos pro Jahr erscheint Analysten erstmals ebenso realistisch wie ein ordentlicher Betriebsgewinn. Friedrich Maier, Geschäftsführer des Smart Centers in Esslingen und Sprecher des deutschen Smart-Händlerverbandes, ist guten Mutes. „Die Durststrecke ist endlich zu Ende.“

Zumal der Ausbau der Modellpalette zügig weitergeht. Im Herbst kommt das Cabrio, die Version mit Elektroantrieb im kommenden Frühjahr. Und hartnäckig halten sich Gerüchte, dass auf Basis des Nissan Juke ein Smart-SUV entsteht – die Produktionsentscheidung für den Smart Formore könnte bald fallen.

Winklers Ideen sind damit noch lange nicht ausgeschöpft. Kostprobe? Smart-Fahrer sollen in Parkhäusern Rabatt kriegen und bargeldlos bezahlen können, sie sollen Facelifts downloaden können, Teil einer weltumspannenden Community werden. „Es gibt für uns Chancen ohne Ende.“

Und das gilt sicher nicht nur für die Marke, sondern auch für deren Chefin.

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