Sonderkosten Dieselkrise belastet Daimler

Der Absatz entwickelt sich blendend. Trotzdem ist der Gewinn von Daimler im dritten Quartal gesunken. Die Bewältigung der Dieselkrise kostet den Konzern Millionen. Und Kartellvorwürfe könnten zu neuen Problemen führen.

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Daimler: Gewinnrückgang durch Dieselkosten Quelle: Reuters

Die Kosten für die Nachrüstung von Dieselwagen haben den Gewinn von Daimler im dritten Quartal belastet. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) sank von Juli bis September um 14 Prozent auf 3,45 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern am Freitag mitteilte. Der Autobauer hatte im Juli angesichts der Diskussion über Diesel-Fahrverbote und überhöhte Stickoxid-Werte die Nachbesserung von drei Millionen Mercedes-Benz-Pkw in Europa beschlossen.

Die dafür erwarteten Kosten von 223 Millionen Euro wurden im dritten Quartal verbucht. Darüber hinaus belasteten Ausgaben für eine weitere Rückrufaktion in Höhe von 230 Millionen Euro und Entwicklungskosten das Ergebnis der größten Sparte Mercedes-Benz Cars.

Unter dem Strich erwirtschaftete der Weltmarktführer im Premiumsegment ein Konzernergebnis von 2,26 Milliarden Euro, 17 Prozent weniger als vor Jahresfrist. Und das bei einem Umsatzplus von sechs Prozent auf 40,8 Milliarden Euro. Damit schnitt Daimler in etwa so ab wie Analysten erwartet hatten.

Der Startschuss ist gefallen, der Autokonzern Daimler möchte seine Divisionen nochmal umbauen. Dazu wird erst einmal eine Millionensumme investiert.

Daimler sei erfolgreich unterwegs, erklärte Vorstandschef Dieter Zetsche. „Daher ist jetzt der richtige Zeitpunkt, aus einer starken Position heraus zu prüfen, ob wir uns noch besser aufstellen können“, ergänzte er mit Blick auf den anvisierten Umbau des Konzerns. Der Autobauer hatte am Montag angekündigt, die bisher fünf Divisionen in drei eigenständige Tochterunternehmen umwandeln zu wollen. Das Pkw- und das Nutzfahrzeuggeschäft sollen voneinander getrennt werden und neben den Finanzdiensten als eigenständige Aktiengesellschaften etabliert werden. Allerdings soll die endgültige Entscheidung nach eingehender Prüfung und Vorbereitung erst 2019 fallen. Daimler will dadurch flexibler werden etwa für Partnerschaften mit Unternehmen aus dem IT-Sektor.

Bei der Präsentation der Zahlen bestätigte der Konzern außerdem erstmals, bei den EU-Behörden wegen eines möglichen Kartells mit anderen deutschen Autokonzernen einen Antrag auf Kronzeugenregelung gestellt zu haben. Das sagte Daimler-Finanzchef Bodo Uebber am Freitag in einer Telefonkonferenz. Er bestätigte damit entsprechende Medienberichte. Ob die EU-Behörden eine formale Untersuchung eröffnen würden, sei noch nicht klar, sagte Uebber.

Die Gewinner im europäischen Automarkt
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Bei der EU-Kommission läuft derzeit eine Voruntersuchung dazu, ob sich die deutschen Autobauer Volkswagen, BMW und Daimler unzulässig abgesprochen haben. In Medienberichten hieß es, auch der Volkswagen-Konzern habe eine Art Selbstanzeige rund um den Kartellverdacht bei den Behörden eingereicht. Laut der „Süddeutschen Zeitung“ soll Daimler den Wolfsburgern dabei aber zuvorgekommen sein. Wer zuerst mit den Aufsehern kooperiert, darf auf den größten Nachlass bei einer möglichen Strafe hoffen.

Den Ausblick auf das Gesamtjahr 2017 ließ Daimler auf Konzernebene unverändert, obwohl in der Lkw-Sparte jetzt wegen der Erholung des US-Geschäfts mit mehr Gewinn als zuvor gerechnet wird. Das operative Ergebnis im Konzern soll deutlich über dem Vorjahresniveau liegen, also um mehr als zehn Prozent steigen. Bei Absatz und Umsatz erwartet Daimler ein Plus von mehr als fünf Prozent.

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