
Der Genfer Salon ist nicht nur eine der weltgrößten Automobilmessen, ein exklusives Schaufenster für die neuesten Fahrzeuge und Technologien. Es ist nicht zuletzt auch ein Schauplatz der Eitelkeiten. An der Zahl der Größe der Standfläche, an der Standarchitektur und der Lautstärke, mit der die Besucher beschallt werden, können Besucher sehr gut ablesen, welcher Fahrzeughersteller gerade volle Taschen hat, mit der Krise kämpft - oder schon so gut wie tot ist.
An den beiden ersten Tagen, wenn die Vorstände der Unternehmen einfliegen, um der Fachpresse ihre neues Autos zu präsentieren und – sofern schon möglich – auch ihre Einschätzung der wirtschaftlichen Lage zu geben, zeigt sich zudem, mit welchen der Spitzenmanagern der Autoindustrie in den nächsten Jahren gerechnet werden muss – und welche ihren Zenit schon überschritten haben. Während beispielsweise Daimler-Chef Dieter Zetsche hauptsächlich damit beschäftigt war, der Welt zu erklären, dass die Verlängerungen des Vertrages durch den Aufsichtsrat um nur drei statt fünf Jahre kein Beinbruch war, strotzte VW-Chef Martin Winterkorn nur so vor Selbstbewusstsein und nutzte die Show unter anderem dazu, die Konkurrenz mit dem weltweit sparsamsten Hybridfahrzeug vorzuführen.
Doch der eigentliche Star von Genf war in diesem Jahr Fiat- und Chrysler-Chef Sergio Marchionne. Nicht nur, weil der mit dem Supersportwagen „Le Ferrari“ (963 PS stark, eine Million Euro teuer) ein Messe-Highlight zu präsentieren hatte, an dem auch VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch ernsthaftes (Kauf-) Interesse zeigte. Zur Ausnahmeerscheinung macht den 60-jährigen Italo-Kanadier längst nicht mehr nur sein graublauer Pullover, mit dem er wie üblich schon rein optisch aus der Masse der Anzug- und Krawattenträger hervorsticht. Seine Unkonventionalität machte Marchionne in Genf auch beim Pressegespräch deutlich, durch physische Präsenz, Gesten und Körperhaltung – aber noch mehr durch klare Worte und ehrliche Aussagen, die in dieser Branche eher selten sind.





Den Anwesenden dürften jedenfalls die Ohren geklungen haben, als er lässig mit einer Flasche Zitronenlimonade spielend ankündigte, die Kernmarke Fiat für eine Übergangszeit auf Kleinwagen zu reduzieren: „Der Panda und der 500 sind der Markenkern. Die Baureihen wollen wir ausbauen“ – aber in den Rest werde erst einmal nicht weiter investiert. Der Familien-Van Fairmont, ein umgebadgter Chrysler Voyager, sei noch frisch. Und auch für den Punto, immerhin schon seit 2005 auf dem Markt, und den Bravo, der in der aktuellen Form seit 2007 im Handel ist, gebe es vorerst keine Nachfolger. Frühestens 2015 sei damit zu rechnen: „Dann sehen wir klarer.“ Klarer vor allem über die Auswirkungen und die Dauer der Eurokrise, die Italien fest im Griff hat und die den Absatz von Fiat drückt: Im Februar setzte die Marke zwischen Meran und Marsala weniger als 31.000 Autos ab, rund 17 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Dass der Marktanteil aufgrund des schwachen Gesamtmarkts um 0,2 Punkte auf 28,48 Prozent stieg, kann da nicht wirklich trösten.