Sprinter-Werk in den USA Daimler flüchtet vor der "Chicken Tax"

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Ein „Weltauto“ für die USA

In South Carolina, wo weiter im Landesinneren bereits das US-Werk von BMW steht, ist man überaus stolz auf das Engagement der Deutschen. Die Gouverneurin des Bundesstaates Nikki Haley sei am Morgen „aufgeregt aufgewacht“, berichtet sie – und überschüttet den Autobauer förmlich mit Lob. Die Transporter aus dem Hause Daimler stünden für „Exzellenz“ und „Top-Qualität“.

Anders als die Daimler-Verantwortlichen gibt die Regierungschefin des Ostküsten-Bundesstaates eine mutige Prognose ab: „Ich bin mir sicher, dass die Sprinter nicht nur auf den Straßen in South Carolina allgegenwärtig sein werden, sondern in ganz Amerika.“

Bis zu 1300 Jobs sollen in dem neuen Werk in Charleston entstehen. Gleichzeitig werden 650 Stellen in Düsseldorf abgebaut, wo künftig nur noch zwei statt drei Schichten gefahren werden.

„Ohne die Steuerhürden und die daraus entstehenden komplexen und zeitaufwendigen Umbauarbeiten, hätten wir sicher länger über die Verlagerung der Produktion in die USA nachgedacht“, bekennt Volker Mornhinweg, Leiter der Vanssparte bei Mercedes-Benz. Stattgefunden hätte der Umzug aber früher oder später schon. „Wir wollen nahe am Kunden sein und Präsenz auf diesem wichtigen Markt zeigen.“

Der Sprinter – der, sobald das Werk in Charleston hochgezogen ist, in sechs Kernländern auf vier Kontinenten gebaut wird – sei ein „Weltauto“. Davon würden auch die deutschen Mitarbeiter profitieren. Die Entscheidung für Charleston, so betonen die Daimler-Manager mit Nachdruck, sei keine Entscheidung gegen Düsseldorf oder Ludwigsfelde bei Berlin, wo ebenfalls der Sprinter gebaut wird.

Wo Daimler im Abgas-Sumpf steckt
Daimler-CEO Dieter Zetsche Quelle: REUTERS
Daimler Quelle: REUTERS
Daimler-Chef Zetsche vor einer Mercedes V-Klasse Quelle: dpa
Mercedes C-Klasse Quelle: PR
Daimler Quelle: dpa
Dieter Zetsche Quelle: dpa

Für die Aussage spricht, dass Daimler gut 450 Millionen Euro investiert, um die deutschen Sprinter-Werke zu modernisieren. Düsseldorf soll zum „Kompetenzzentrum“ werden, wie es von Seiten des Autobauers heißt. Alle Prototypenfahrzeuge für die neue Baureihe werden hier gefertigt. Die Mitarbeiter aus Düsseldorf sollen zudem auch helfen, die neuen Kollegen in Charleston, South Carolina, anzulernen.

Während Regierungschefin Nikki Haley schon ihr Interesse an einem der ersten US-Sprinter bekundet hat, träumt der Bürgermeister von North Charleston, Keith Summey, noch davon, eines Tages – typisch Südstaatler – mit einem Pick-up aus dem Hause Daimler über die breiten Highways zu fahren.

Dazu wird es aber nicht kommen, winkt Volker Mornhinweg ab. Zwar plant Daimler ein Pick-up-Modell auf Basis eines Nissan, aber nur für Südamerika. Der US-Markt sei unter den drei großen einheimischen Herstellern GM, Ford und Chrysler aufgeteilt. Vor allem aber sei das weltweite Interesse an Pick-ups gering – ganz anders also als beim Sprinter.

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