Von Stefan Quandts weiteren Investments ist in der Presse wenig zu lesen. Da wäre zum Beispiel die Delton AG, die vollständig in seinem Besitz ist. Das Unternehmen ist im Bereich Arzneimittel und der Sparte Logistik aktiv. Die Biologische Heilmittel Heel GmbH stellt homöopathische Präparate für Menschen und Tiere her und zählt nach eigenen Angaben zu den führenden Herstellern für naturheilkundliche Arzneimittel in Deutschland. Das Unternehmen beschäftigt derzeit rund 1300 Mitarbeiter. Die Delton AG hatte 2015 rund 5400 Mitarbeiter und setzte 1,3 Milliarden Euro um.
Die Logwin AG, eine Gesellschaft nach luxemburgischem Recht bietet Logistik auf dem Luft-, Wasser- und Schienenweg an. Der Konzern wurde 1985 von Günter Thiel unter dem Namen „Thiel Logistik AG“ gegründet. 2002 übernahm Delton die Aktienmehrheit, 2003 schied Thiel nach Meinungsverschiedenheiten aus. Quandt strukturierte den Konzern massiv um. Seit April 2008 firmiert das Unternehmen unter Logwin AG. 2015 beschäftigte das Unternehmen rund 4.200 Mitarbeiter in fast vierzig Ländern und erzielte einen Umsatz von 1,1 Milliarden Euro.
Die Quandts und BMW
Nach dem Tod des Unternehmers Herbert Quandt 1982 hatten seine Witwe Johanna und ihre beiden Kinder die BMW-Anteile und die Mehrheit am Chemiekonzern Altana geerbt. Johanna Quandt war ab 1982 im Aufsichtsrat, von 1986 bis 1997 war sie stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende. Dann überließ sie diese Arbeit ihren Kindern. Johanna Quandt hielt 16,7 Prozent, Sohn Stefan hält 17,4 Prozent und Susanne Klatten 12,6 Prozent an BMW.
Die starke Stellung der Familie hatte in den vergangenen Jahren für große Kontinuität bei dem Münchner Konzern gesorgt. Johanna Quandt habe dem Unternehmen „Rückhalt und Sicherheit gegeben“, sagte der Vorstandschef Harald Krüger der „Süddeutschen Zeitung“. Auch ihre Kinder haben gezeigt, dass sie nicht an schnellen Renditen interessiert sind, sondern langfristig denken.
Nach dem milliardenschweren Desaster durch die Übernahme des britischen Autobauers Rover hätten die Geschwister die Ablösung des damaligen Vorstandschefs Bernd Pischetsrieder forciert, hatte das „Manager Magazin“ berichtet. „Auch den Chefwechsel von Joachim Milberg zu Joachim Panke leiteten die beiden ein.“
Der 50-jährige Stefan Quandt hatte in Karlsruhe Wirtschaftsingenieurwesen studiert und danach bei dem seiner Familie gehörenden Unternehmen DataCard in den USA und Hongkong gearbeitet. Dem Vater einer Tochter gehört neben dem BMW-Paket auch der Logistikkonzern Logwin.
Seine vier Jahre ältere Schwester Susanne hatte in England und in der Schweiz Betriebswirtschaft studiert. Die Mutter dreier Kinder wird von dem US-Wirtschaftsmagazin „Forbes“ als reichste Frau Deutschlands geführt, mit einem geschätzten Vermögen in zweistelliger Milliardenhöhe. Ihr gehören auch der Chemiekonzern Altana, und sie ist Großaktionärin bei dem Auto- und Flugzeugzulieferer SGL Carbon.
Stefan Quandt ist Vorstandsmitglied des Unternehmens Entrust Datacard, Minneapolis, einem Hersteller von Chipkarten aller Art wie Kreditkarten oder Personalausweise. Das Unternehmen übernimmt auch das Einspeisen der persönlichen Daten der Nutzer. Die Datacard Group setzt nach eigenen Angaben rund 400 Millionen US-Dollar um und beschäftigt mehr als 1.400 Mitarbeiter weltweit. Sie unterhält Niederlassungen und Entwicklungszentren in Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Indien, Japan, Malaysia und den USA.
In Deutschland wesentlich bekannter ist seine Beteiligung an der Solarwatt AG. Die rutschte infolge des Preisverfalls für Solar-Module in die Insolvenz. Quandt, der an der Firma seit 1998 beteiligt ist, gab die nötige Finanzspritze, um sie zu retten. Solarwatt änderte das Geschäftsmodell. Statt Modulen - die übrigens auch die Solaranlagen auf dem Dach der BMW Welt in München zieren - setzen die Dresdener jetzt auf Komplettlösungen für Eigenheimbesitzer - sprich Speicher, die den Sonnenstrom in erster Linie für den Eigenbedarf speichern und nach Bedarf wieder abgeben sollen.
"Der Speicher ist der entscheidende Baustein für die Zukunft von Solarwatt", sagte Stefan Quandt am Rande der Münchener Speichermesse EES vor knapp einem Jahr. Von den einst 500 Mitarbeitern sind heute gut 200 übrig. Ob der Betrieb die Wende endgültig schafft, bleibt abzuwarten. Die Nachfrage nach den Heimspeichern ist allerdings hoch. In diesem Jahr wird Solarwatt rund 6000 Stück ausliefern.
Bei seinen Geschäftspartnern und Mitarbeitern genießt Quandt einen guten Ruf. Höflich und respektvoll im Umgang, beschreiben ihn Kollegen. Kein Typ, der andere spüren lässt, wie mächtig er ist. Quandt lebt zurückgezogen mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in der Nähe von Frankfurt am Main. Dort wird wohl auch gefeiert. Im kleinsten Kreise. Eine riesige Party mit allerlei Prominenz wie sie BMW im März anlässlich des 100. Jubiläums des Autobauers schmiss - für Stefan Quandt undenkbar.