Detroit ist bekannt für seine hohe Kriminalität und gilt als eine der gefährlichsten Städte der USA. Legendär sind die Rassenunruhen aus dem Jahr 1967. Hunderttausende von Einwohnern verließen Detroit in den Siebzigern und Achtzigern. Viele Häuser wurden nie wieder bezogen und sind heute verfallen. Die Einwohnerzahl sank zuletzt auf unter 700.000, Tendenz weiter fallend. Wer durch die Straßen der einstigen Millionenmetropole fährt, dem bietet sich seit Jahren das gleiche, trostlose Bild: Heruntergekommene Häuser, zerborstene Scheiben, frierende Obdachlose und ein morbider Charme, der sich zu einer endlosen Aussichtslosigkeit verfestigt hat.
Die Innenstadt am Detroit River wurde immer wieder als hässlichste der USA ausgezeichnet. Dorthin fuhren die meisten Bewohner aus dem Großraum Detroit allenfalls dann, wenn die Eishockey-Mannschaft Redwings in der Joe-Louis-Arena ein Heimspiel hatte oder um ein paar Meter weiter im Comerica Park das Baseballteam der Detroit Tigers anzufeuern. Einkaufen, Spaziergehen oder einfach Freunde treffen? Abgesehen von zwei Handvoll Restaurants gibt es hier nichts, was locken könnte. Gerade in den kalten Wintermonaten bewegt sich in Detroit nicht viel außer dem 1987 eingeführten People Mover, der überirdisch durch die City rattert.
Seit rund zehn Jahren bemüht man sich, Detroit wieder auf die Beine zu bringen. Heruntergekommene Viertel werden abgerissen, neue Wohn- und Geschäftsviertel erstellt. Gebäude wie das Renaissance Center, die Joe-Louis-Arena oder das Stadion Comerica Park bringen immerhin erste verheißungsvolle Ansätze. Ford will der 1913 erbauten Michigan Central Station im Corktown District als Ideencampus in den nächsten Jahren neues Leben einhauchen. Der Autobauer sucht derzeit Investoren, um mindestens 250 Millionen Dollar an Steuergeldern und anderen Anreizen zur Unterstützung der Entwicklung der fünf Corktown-Standorte zu sammeln. Die Gesamtkosten in Höhe von 740 Millionen US-Dollar werden voraussichtlich in den nächsten vier Jahren zur Verfügung stehen.
Die historischen Gebäude des Corktown Campus sollen Teil des Mobilitätskorridors von Ann Arbor über Dearborn nach Detroit werden. Nach den Plänen von Ford soll die ehemalige Station zu einem Magneten für Hightech-Talente und einer regionalen Destination mit modernen Arbeitsplätzen, Einzelhandel, Restaurants sowie Wohnraum werden. Erste coole Läden sind in die City eingezogen, alte Hochhäuser werden mit schicken Wohnungen auf Vordermann gebracht.
Da käme eine wiedererstarkte Automesse als lautstarkes Lebenszeichen gerade recht. Doch dem Trend folgend erscheint es unwahrscheinlich, dass die Autohersteller, die die Messe bereits verlassen haben, im Juni 2020 noch einmal zurückkommen. Und die großen drei US-Hersteller General Motors, Ford und Fiat Chrysler Automotive haben mit ihren schlechten Verkaufszahlen derzeit ganz andere Sorgen, als eine Automesse in Downtown Detroit mit Millionen zu unterstützen.