Streit mit Zulieferer Kommt jetzt Prevents Milliardenklage gegen VW?

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Was treibt Prevent an?

2016 lässt ein Lieferstopp beim Prevent-Ableger ES Automobilguss und Car Trim wegen geplatzter Liefervereinbarungen Bänder in mehreren VW-Fabriken still stehen, so in der Golf-Produktion des Stammwerks Wolfsburg. Und das trotz einstweiliger Verfügung des Landgerichts Braunschweig, die zur Wiederaufnahme verpflichten sollte. Für Volkswagen eine neue Erfahrung - bei rund 40.000 Lieferanten weltweit und einem Einkaufsvolumen von etwa 80 Milliarden Euro. Der Riesenkonzern spricht von einer Zusammenarbeit mit den Zulieferern „auf Augenhöhe“. Der unfreiwillige Produktionsstopp in Deutschland soll das Unternehmen eine dreistellige Millionensumme gekostet haben.

Um den Schaden nicht noch zu vergrößern, unterschreibt VW zähneknirschend ein Eckpunkte-Papier zu neuen Lieferverträgen - kündigt aber an, dieses anfechten zu wollen. Anfang April schließlich kündigt der Konzern fristlos die Lieferverträge mit ES Automobilguss, Car Trim und einer weiteren Prevent-Tochter. Prevent wiederum gibt in der Folge Kündigungen und Kurzarbeit bekannt - und droht mit Klage auf Schadenersatz. Um mit VW im Geschäft bleiben zu können, hat die Gruppe aber vorgesorgt. Nämlich mit dem Kauf der Neuen Halberg Guss.

Was treibt Prevent an? Es wäre Harakiri zu sagen, das Geschäftsmodell bestehe darin, verbrannte Erde zu hinterlassen, heißt es in der Branche. Es gibt Spekulationen, dass Prevent Grundstücke betroffener Firmen für Immobilien nutzen will. Aber auch das wird zurückgewiesen. Jedoch: Ein klares Bekenntnis gebe es nicht, warnt Patrick Selzer von der IG Metall Saarbrücken. Die Beunruhigung in der Belegschaft der Neuen Halberg Guss sei groß. Und: Sollten VW und Daimler als Kunden wegbrechen, fehlten Produktionsmengen von 140.000 bis 150.000 Tonnen. Insidern zufolge geht es Prevent darum, selbstbewusster gegenüber den großen Herstellern aufzutreten und das Spiel immer weiter gedrückter Preisspannen zugunsten günstiger Angebote für die Autobauer nicht mitzumachen - auch wenn dies dem Image und den Arbeitsplätzen schade. Das ist aber inzwischen der Fall. Bei ES werden rund 160 Stellen gestrichen. Zwar verpflichtete das Landgericht Leipzig VW in einer einstweiligen Verfügung, 30 Prozent des früheren Umfangs der von der Prevent-Tochter gefertigten Bauteile abzunehmen - aber das ist eine Niederlage für den Zulieferer, denn dies entspricht weitgehend dem zuvor abgelehnten Vergleichsvorschlag von VW. Das Gericht bezeichnet einen Belieferungsanspruch des Zulieferers zudem als „zweifelhaft“.

Autoexperte Stefan Bratzel sagt: „Der Prevent-Gruppe bleibt nichts anderes übrig, als sich über Zukäufe ein Blockadepotenzial zu erarbeiten.“ Man habe aber viel Porzellan zerschlagen. Für seinen Kollegen Ferdinand Dudenhöffer ist Prevent in der Branche nach großen Fehlern und dem Versuch, mit den Herstellern zu zocken, „durch“.

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