Stromer aus Stuttgart So fährt sich der neue Mercedes EQA
Mit dem am Mittwoch vorgestellten EQA kombiniert Mercedes zwei große Trends: Der Konzern baut sein erstes kleines SUV mit Elektroantrieb. Doch ganz so neu ist das Auto gar nicht.

Mercedes steht unter Strom. Nachdem die Schwaben bislang eher pflichtschuldig als begeistert auf die Batterie gesetzt haben, drängen sie jetzt mit aller Macht an die Ladesäule – gleich vier neue Elektroautos wollen sie in diesem Jahr an den Start bringen und stehend dabei offenbar so unter Spannung, dass sie mit den ersten Testfahrten nicht einmal bis zur Weltpremiere warten wollen. Noch bevor die digitale Enthüllung des EQA an diesem Mittwoch den großen Reigen öffnete, stand der elektrische Einsteiger in Stuttgart zur Jungfernfahrt bereit.
Bild: Mercedes-Benz

Los geht es mit dem EQA 250, den ein 140 kW/190 PS-Motor über die Vorderachse antreibt. Gespeist aus einer Batterie von geschätzten 70 kWh verspricht Mercedes für ihn eine WLTP-Reichweite von mehr als 420 Kilometern. Später folgen mindestens ein Performance-Modell mit über 200 kW und einem zweiten Motor im Heck sowie ein Dauerläufer mit genügend Akku für mehr als 500 Kilometer. Geladen wird dabei mit bis zu 100 kW, so dass 30 Minuten an der Gleichstromsäule für einen Hub von 10 auf 80 Prozent reichen sollten.
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Verglichen mit konventionellen Geländewagen aus der Kompaktklasse sitzen die Hinterbänkler ganz ordentlich: Doch neidisch werden sie auf Mitfahrer in dezidierten Elektroautos wie dem VW ID3 schauen, die bei weniger Länge deutlich mehr Innenraum bieten. Immerhin hat auch der Kofferraum durch die Elektrotechnik nicht gelitten. Und wer mehr Platz braucht, bekommt schließlich in ein paar Monaten auch einen elektrifizierten GLB, der dann zum EQB wird.
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Innen gibt es außer ein paar – nun ja – eher albernen Applikationen in Roségold, einer nun vollflächig hinterleuchteten Konsole vor dem Beifahrer und ein paar neuen EQ-Grafiken im Infotainment-System nichts, was Stromer und Verbrenner unterscheidet.
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Das Fahrgefühl selbst ist dagegen ähnlich wie bei allen Akku-Autos: Auch der EQA hat einen kräftigen Antritt und erinnert damit fast an ein AMG-Modell. Die Batterien im Boden erhöhen zwar das Gewicht und sorgen so für eine gewisse Trägheit, senken dafür aber den Schwerpunkt und erhöhen damit den Spaß in Kurven. Und auf der Autobahn wird die Luft irgendwann arg dünn. Dass bei 160 km/h Schuss ist, dürfte deshalb niemanden ernsthaft stören. Zumal aus Rücksicht auf die Reichweite ohnehin kaum ein E-Fahrer das Spitzentempo seines Stromers je ausreizt.
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Bei rund 4,50 Metern Länge sind die Platzverhältnisse im neuen EQA für Kind und Kegel unverändert. Auch hier ist kein Unterschied zum Verbrenner feststellbar.
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Ähnlich wie beim großen Bruder EQC hat Mercedes aus der Not der gemeinsam genutzten Plattform eine Tugend gemacht und den Bauraum im Bug wenn schon nicht für einen Frunk (Kunstwort aus "Front" und "Trunk", also ein kleiner zusätzlicher Kofferraum, der bei vielen E-Autos vorne sitzt, da kein großer Motor untergebracht werden muss), dann wenigstens für einen Hilfsrahmen und eine aufwändige Entkopplung von Motor, Karosserie und Chassis genutzt. Das Ergebnis ist eine souveräne Stille, die andere Elektroautos laut und fast schon klapprig erscheinen lassen.
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Zwar will Mercedes mit dem EQA vor allem Umsteiger ködern und macht ihnen die elektrische Premiere etwa mit einer besonders schlauen Navigation und einer App für den problemlosen Zugang zu bald einer halben Million Ladesäulen in Europa entsprechend leicht. Doch befriedigt der kompakte Stromer auch die Bedürfnisse erfahrener Elektriker. Denn anders als etwa ein iX3 oder ein ID3 ermöglicht er ziemlich konsequentes Ein-Pedal-Fahren. Wer die stärkste der insgesamt fünf Rekuperationsstufen wählt, der knallt fast mit dem Kinn auf die Brust, wenn er nur den Fuß vom Gas nimmt und kann sich die mechanische Bremse getrost sparen. In der schwächsten Stellung dagegen segelt das kompakte SUV kilometerweit und kommt erst durch einen beherzten Tritt aufs zweite Pedal zum Stehen.
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