Subvention für Elektroautos Die Kaufprämie ist ein ordnungspolitischer Sündenfall

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Autobauer wollen sich nicht an der Prämie beteiligen

4. Die Autoindustrie hat es nicht nötig. Elektromobilität gilt als Zukunftstechnologie. Es ist das ureigene Interesse von Unternehmen, bei neuen Technologien Marktführer zu werden. Es gibt daher keinen Grund, die Autohersteller, die im vergangenen Jahr Milliardengewinne eingefahren haben, großzügig zu unterstützen. Übrigens weigerten sich die Hersteller Volkswagen, Daimler und BMW sogar, die Hälfte einer Kaufprämie von 5000 Euro zu übernehmen. Ihnen schwebte offenbar vor, dass der Staat noch tiefer in die Tasche greift. Dreist.

Diese Elektroautos gibt es zu kaufen
Smart fortwo electric drive Quelle: Daimler
VW e-Up! Quelle: Volkswagen
BMW i3BMW ist mit dem i3 einen mutigen Schritt gegangen: Die Münchner haben nicht nur ein futuristisches Design gewagt, sondern auch gleich eine Kohlefaser-Karosserie in Serie gebracht. Alle anderen Elektroautos auf dem Markt basieren auf mehr oder weniger mutig gezeichneten Stahl- und/oder Alu-Karosserien. Deutlich über 2000 i3 sind bereits auf deutschen Straßen unterwegs. Dabei fällt er stärker auf als andere Elektroautos, denn sein extrovertiertes Design polarisiert. Minuspunkt: Beim Laden ist der Elektro-BMW nicht der allerschnellste, da er nicht mit den dafür nötigen Schnelllade-Standard unterstützt. In der Preisliste steht der i3 ab 34.950 Euro.Leistung: 170 PSAkku: 18,8 kWhReichweite: 190 km Quelle: BMW
Nissan Leaf Quelle: Nissan
Volkswagen e-Golf Quelle: Volkswagen
Renault Zoë Quelle: Renault
Mitsubishi EV/Peugeot iOn/Citroën C-Zero Quelle: Mitsubishi

5. Die Ziele bleiben unklar. Man müsse einen Leitmarkt in Deutschland aufbauen und zeigen, dass man die neue Technologie beherrsche, sagte Gabriel. „Wir machen aktive Industriepolitik“, so der SPD-Chef. Doch wenig später sagte Schäuble: „Wir fördern die Elektromobilität und nicht die deutschen Unternehmen“. Der Widerspruch zeigt, wie ziellos die Bundesregierung herum eiert. Ohne klaren Fokus kann man keine Politik machen. Und eine Million Elektrofahrzeuge bis 2020, wie einst als Ziel vorgegeben, sind ohnehin nicht mehr erreichbar. Mit den Kaufprämien würden nur noch 500.000 Elektrofahrzeuge erreicht werden können, ließ Gabriel durchblicken.

Investition in Ladeinfrastruktur ist sinnvoll

So oder so: Das Windhundrennen ist eröffnet. Käufer von Hybriden und Elektroautos erhalten nur so lange Geld vom Staat, bis die 600 Millionen Euro ausgeschöpft sind.



Nicht alles, was die Bundesregierung heute entschieden hat, war übrigens schlecht: 300 Millionen Euro investiert der Staat bis 2020 in die Ladeinfrastruktur. Das ergibt Sinn. Auch die weiterhin hohe Forschungsförderung für die Entwicklung der Batterietechnik der neusten Generation ist industriepolitisch ein Muss. So holt man Wertschöpfung, die bislang vor allem in Asien stattfindet, nach Deutschland. Kaufprämien für Elektrofahrzeuge, wo sich deutsche Autohersteller inzwischen ganz nebenbei an die weltweite Spitze geschoben haben, sind überflüssig.

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