
Morgens halb neun in Seoul: Durch die Straßen des Nobelviertels Bukchon schiebt sich der Berufsverkehr. Nicht nur große Limousinen von Hyundai oder Kia aus heimischer Produktion sind unterwegs, auch viele deutsche Fabrikate von BMW, Audi und Mercedes.
Deutsche Produkte sind beliebt
Ein Jahr nach Inkrafttreten des Freihandelsabkommens zwischen Südkorea und der EU sind Produkte aus Deutschland in dem asiatischen Land beliebter denn je: „Made in Germany gilt als Traumlabel“, sagt Carsten Lienemann, stellvertretender Geschäftsführer der Deutsch-Koreanischen Industrie- und Handelskammer.
Nur reden mag darüber keiner, denn der Erfolg provoziert Neider. Die Angst deutscher Unternehmer und Manager ist groß, wegen ihrer florierenden Geschäfte in den Fokus der koreanischen Behörden zu geraten und Opfer von Schikanen zu werden.
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Steuerprüfung bei der Europäischen Handelskammer
Jüngstes Beispiel für solche Störmanöver ist eine Steuerprüfung bei der Europäischen Handelskammer (EUCCK) in Seoul, die Unternehmen aus der EU auf dem koreanischen Markt unterstützt. Die EUCCK soll 1,8 Millionen Euro Umsatzsteuer nachzahlen, plus Strafen in Höhe von 1,3 Millionen Euro. Und das, obwohl die Kammer als gemeinnützige Organisation von der Steuer befreit ist und in den vergangenen 26 Jahren nie Steuern bezahlen musste.
EUCCK-Mitarbeiter sehen den Vorgang denn auch eher politisch motiviert. Dahinter stehe die Absicht, den Vorposten europäischer Unternehmen in Südkorea zur Schließung zu zwingen. Der Steuerbescheid sei „verfälscht und ungerechtfertigt“, beschwert sich die Kammer in einem Schreiben an die Mitgliedsunternehmen.
Als Hintergrund der Strafaktion gegen die Kammer sehen Insider die Erfolge der europäischen und die Enttäuschung über den Exportrückgang der eigenen Wirtschaft seit Inkrafttreten des Freihandelsabkommens.