Das Jahr 2016 war für Seat der Wendepunkte. Leon und Alhambra verkauften sich schon zu Jahresbeginn besser denn je, der in die Jahre gekommene Ibiza als Kernmodell nach wie vor zufriedenstellend. Und dann konnten die Spanier mit dem Ateca erstmals einen SUV vorstellen.
Nach Jahren des Darbens machten die lange gescholtenen Nordspanier einen operativen Gewinn von 143 Millionen Euro. Die Umsatzerlöse erreichten einen Rekordwert von 8,6 Milliarden Euro, eine Steigerung von 3,2 Prozent. Dabei geben die Spanier in diesem Jahr 862 Millionen Euro für Investitionen sowie Forschung und Entwicklung aus – fast die Hälfte mehr als zuletzt.
Der Start ins Jahr 2017 war ebenso erfolgreich wie 2016. Seat glänzte mit den höchsten Absatzzahlen seit 2001. Weltweit stieg die Zahl der Fahrzeugauslieferungen im Vergleich zum selben Zeitraum 2016 um 14 Prozent auf 117.300 Fahrzeuge (2016: 102.900). Alleine im März lieferte Seat 53.200 Fahrzeuge aus – 14,4 Prozent mehr als im gleichen Monat des Vorjahres. Die Zahl der verkauften Fahrzeuge in einem einzelnen Monat erreichte im März den höchsten Stand seit März 2000, also seit 17 Jahren.
Was die VW-Marken 2016 verdient haben
Umsatz: 105,7 Milliarden Euro
Operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen: 1,9 Milliarden Euro
Operative Rendite: 1,8 Prozent
Quelle: Geschäftsbericht
Umsatz: 59,3 Milliarden Euro
Operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen: 4,8 Milliarden Euro
Operative Rendite: 8,2 Prozent
inklusive der Finanzkennzahlen von Lamborghini und Ducati
Umsatz: 13,7 Milliarden Euro
Operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen: 1,2 Milliarden Euro
Operative Rendite: 8,7 Prozent
Umsatz: 8,9 Milliarden Euro
Operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen: 153 Millionen Euro
Operative Rendite: 1,7 Prozent
Umsatz: 2,0 Milliarden Euro
Operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen: 112 Millionen Euro
Operative Rendite: 5,5 Prozent
Umsatz: 22,3 Milliarden Euro
Operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen: 3,9 Milliarden Euro
Operative Rendite: 17,4 Prozent
Umsatz: 11,1 Milliarden Euro
Operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen: 455 Millionen Euro
Operative Rendite: 4,1 Prozent
Umsatz: 11,3 Milliarden Euro
Operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen: 1,1 Milliarden Euro
Operative Rendite: 9,5 Prozent
Umsatz: 10,0 Milliarden Euro
Operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen: 230 Millionen Euro
Operative Rendite: 2,3 Prozent
Umsatz: 27,6 Milliarden Euro
Operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen: 2,1 Milliarden Euro
Operative Rendite: 7,6 Prozent
„Wir haben das erste Quartal mit noch besseren Zahlen abgeschlossen, als unsere anfänglichen Schätzungen erwarten ließen. Damit gehören wir zu den wachstumsstärksten Marken in Europa“, so Wayne Griffiths, im Seat-Vorstand für Vertrieb und Marketing zuständig. „Mit diesem Gesamtergebnis sind wir sehr zufrieden, ebenso wie mit dem gleichmäßigen Wachstum in unseren Märkten, das wir unserer neuen Modelloffensive verdanken.“ Das Facelift des Leon kam gerade rechtzeitig, um den Umsatz anzukurbeln. Ab Juni soll auch der neue Ibiza seinen Beitrag zu dem weiteren Wachstum leisten.
„Seat befindet sich in einer Phase der Konsolidation und Wachstum“, sagt Vorstands-Chef Luca de Meo, „wir arbeiten daran, eine der am meisten wachsenden Firmen in unserer Industrie zu werden.“ Die schweren Zeiten sind vergessen. Die Zeiten, in denen Martorell wohl nur überlebte, weil man die alte Produktion des Audi A4 von Ingolstadt nach Norspanien umziehen ließ, um den nahezu baugleichen Seat Exeo zu fertigen.
Echte Entspannung gab es jedoch erst, als Audi entschied, seinen Crossover Q3 aus Platz- und Ertragsgründen in Seats spanischem Stammwerk zu bauen. Hätte jemand den Oberen des Volkswagen-Konzerns in den Jahren zuvor ein paar Euro geboten – Seat wäre fraglos verkauft worden. So wie es jüngst Opel ergangen ist, die ohne den Bankenbereich auf dem freien Markt gerade einmal schmale 1,3 Milliarden Euro kosteten. Dafür gibt es weder bei Opel noch bei VW sonst die Entwicklung eines komplett neuen Autos.
VW bricht für Seat sogar mit seiner Tradition
Doch niemand hatte ernsthaftes Interesse an Seat und so dürfen die Spanier jetzt durchstarten. Die Einführung des ersten SUV namens Ateca als Zwillingsbruder des VW Tiguan war hierbei nur ein erster Schritt. Jetzt wurde Seat die Ehre zuteil, mit der neuen Ibiza-Generation die neueste Variante des Modularen Querbaukastens einzuführen. Im VW-Konzern ist das ein ungewöhnlicher Schritt, in der Regel erhält die Kernmarke den Vorzug, die intern MQB-A0-Plattform genannte Basis kommt aber erstmals bei den Spaniern zum Einsatz.
„Wir sind die ersten, die die neue MQB-A0-Plattform einführen können“, sagt Seat-Entwicklungs-Vorstand Matthias Rabe nicht ohne Stolz, „sie bietet uns völlig neue Möglichkeiten.“
Der VW Polo zieht erst in diesem Sommer nach und sieht ohnehin bei weitem nicht so gut aus, wie der Ibiza. Technisch sind die beiden Modelle wie bisher weitgehend identisch – das wird sich mit der flexibleren Plattform ändern. „Der neue Seat Ibiza macht einen großen Schritt nach vorn für unsere Marke und wird ein Wendepunkt in seinem Segment setzen“, sagt de Meo.
Im kommenden Jahr legen die Spanier direkt nach oben den nächsten SUV nach. Er wird wahlweise als Fünf- oder Siebensitzer verkauft und ist technisch eng mit VW Tiguan Allspace und Skoda Kodiaq verwandt. Da die SUV-Nachfrage ungebrochen hoch ist, kommen Seat und Skoda kaum mit der Produktion hinterher. In dem tschechischen Werk, in dem der Ateca und Kodiaq gemeinsam gebaut werden, sind die Kapazitäten restlos ausgeschöpft. Das große SUV von Seat, ebenfalls auf Basis des MQB, wird in Wolfsburg vom Band laufen.
Was kann ein Seat im Schnee?
„Wir waren bisher eine europäische Marke“, sagt Seat-Sprecher Roberto Toro, „das wird sich ändern, denn wir wollen weltweit glänzen.“ 80 Prozent aller Seat-Modelle wird aus Barcelona in die halbe Welt verschifft – aktuell in über 75 Länder. Das sollen nicht nur nach Ansicht von Luca de Meo gerne noch ein paar mehr werden. Mit dem Modellportfolio, was die Spanier ab 2018 haben werden, kein großes Risiko.
Groß sind auch die Erwartungen an den neuen Seat Leon, der 2019 eingeführt wird eine neue Designsprache einführen soll. Bis dahin darf man gespannt sein.