Ein bisschen verraten die Premium-Schwaben dann doch noch: B-Klasse und die SUVs wie GLK oder M-Klasse seien wegen der hohen Sitzposition bei der älteren Kundschaft beliebt. Aber auch komfortable Limousinen und geräumige T-Modelle der C- und E-Klasse seien sehr gefragt.
Audis "Allroad shooting brake" - gerade erst in Detroit als Studie vorgestellt - könnte sich ebenfalls zum Liebling der Ü50-Kunden entwickeln. Die Ingolstädter wollen in Zukunft mehr auf so genannte Crossover-Modelle wie die Kombination von SUV und Limousine setzen. Autos, in denen man höher sitzt, die aber keine SUVs sind, dafür aber sehr sportlich.
Besser sitzen, besser sehen
Schwer vorstellbar, dass sich die Premiummarken nicht mit der Altersstruktur ihrer Kundschaft auseinander setzen. "Man redet nicht gerne darüber", sagt Diez, "aber schauen Sie sich an, wie viele Assistenzsysteme wie Einparkhilfen auf den Markt kommen. Das sind altersspezifische Angebote." Natürlich - das lässt sich nicht bestreiten - erhöhen Licht-, Abstands-, Park-, Spurassistenten und automatische Müdigkeitserkennung auch für einen 20- oder 30-jährigen Fahrer Sicherheit und Komfort. Besonders hilfreich sind sie aber für die, denen altersbedingt der Schulterblick schwerer fällt, deren Augen und Ohren ein schwammigeres Bild von der Umgebung liefern als früher und deren Reaktionsfähigkeit nachlässt.
"Die Park-Distanz-Kontrolle und die Rückfahrkamera stehen bei Ü50-Kunden hoch im Kurs", erzählt der Verkaufsberater einer großen süddeutschen Autohauskette, die sich auf Volkswagen spezialisiert hat. Seit 13 Jahren berät er Kunden beim Neukauf und weiß, worauf die ältere Kundschaft wert legt. Der Golf Plus etwa, hat es den Ü50-Kunden angetan. "Wer höher sitzt, hat auch ein anderes Gefühl von Sicherheit", erklärt er. Da legt die Kundschaft gerne noch ein paar Euro für den Komfortsitz oben drauf.
Anhänger-Kupplung bevorzugt
Xenon-Scheinwerfer werden gerne genommen, weil sie die Straße besser ausleuchten - und damit die eigenen Sehschwächen kompensieren. Das hat allerdings seinen Preis: 1000 Euro kostet das Plus an Sicht. Etwa die Hälfte der Ü50-Kunden gönne sich das. Hoch im Kurs stehen auch Multifunktionslenkrad - gerne in Leder - von dem aus sich mit dem Daumen Radio und Navigationsgerät bedienen lassen. Beim Motor reichen dann 127 oder 160 PS. "Die meisten nehmen einen Benziner - so große Strecken fahren ältere Herrschaften ja auch nicht mehr", ergänzt der Vertriebsprofi. Beliebt sind auch Anhänger-Vorrichtungen. "Zum Gartenabfälle wegfahren oder um Fahrräder zu transportieren." 70 bis 80 Prozent wünschten sich dieses Extra.
Doch allzu viele Wünsche hat die Generation 50plus dann doch nicht. Das Geld sitzt in dieser kaufkräftigen Zielgruppe nicht mehr so locker wie früher, beobachtet der Verkaufsberater. "Die Kunden sind deutlich preissensibler geworden. Früher waren sie pflegeleichter". Jetzt informiere sich auch die ältere Kundschaft vorab im Internet. Allerdings wüssten sie eine gute persönliche Beziehung mehr zu schätzen als "die jungen dynamischen, die mit dem Angebot auf dem Smartphone von Händler zu Händler ziehen". Die Älteren honorierten die oft jahrelangen Kontakte, indem sie beim Kauf eines zweiten oder dritten Autos das Angebot akzeptierten, ohne den Preis nochmal groß nach zu verhandeln.